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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 42 (15. Oktober)
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DIE WELTKUNST

Jahrg. VII, Nr. 42 vom 15. Oktober 1933

b

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Nachrichten von Überall


Altdeutsche Graphik
in New York
Die erste Austeilung bei Kn o e d -
1 e r in New York nach der Sommer-
pause bringt neben anderem deutsche
Meister der Graphik aus der Dürer-
zeit. Es sind besonders hervorragende
Werke der Kleinmeister ausgestellt,
von Albrecht Altdorfer, Heinrich
Aldegrever, Bartel und Hans Sebald
Beham und Georg Pencz, Jacob Binck.
Ihre Bildnisse, ihre figürlichen Dar-
stellungen aus dem deutschen Bauern-
leben, ihre ornamentalen Entwürfe
sind in vorzüglichen Proben in New
York zur Stelle.
Neuentdeckte Wand-
gemälde in Westfalen
In der berühmten Petrikirche von
Soest sind Wandgemälde der Spät-
gotik aufgedeckt worden, vor allem im
südlichen Seitenchor eine Abendmahls-
und Ölbergszene. Die Gemälde wur-
den mit Mitteln der Denkmalpflege
gereinigt und befestigt; in späterer
Zeit sollen die Malereien im Schiff der
Kirche in gleicher Weise gesichert
werden. In Komposition und Malart
bestehen bei beiden Bildern An-
knüpfungspunkte zu dem Hauptwerke
der westfälischen Tafelmalerei, dem
herrlichen Altar des Conrad von Soest
aus dem Jahre 1404 in der Pfarrkirche
von Niederwildungen. Der Soester

Lukas Cranach d. Ae., Männliches Bildnis (1539)
Galerie Matthiesen, Berlin

Wandmaler hat sein Werk nach Art der
Tafelmalerei bis ins kleinste durchgear-

beitet. Gegenüber dieser

eröffnet worden, deren zurückhaltende Dekora-
tion die Arbeiten der deutschen Renaissance als
ein geschlossenes, durch die innenräumliche
Umgebung nicht beeinträchtigtes Ensemble
von starkem formalen Eigenwillen aufzuzeigen
gestattet. Es ist dringend zu hoffen, daß die-
ser museumstechnisch ausgezeichneten Arbeit
bald die geplante Fortsetzung der Umstellung
folgen kann,' wozu vorläufig leider das Mini-
mum der dazu notwendigen Mittel fehlt.
Luther und die bildende Kunst
Im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum, im
Ausstellungssaale der Generalverwaltung, wird
auf die jetzige Schau „Tierplastik aus vier
Jahrtausenden“, die bis 15. Oktober geöffnet ist,
eine Ausstellung zum Luther-Gedenktag folgen.
Erdmannsdorff-Ausstellung
Der Anhaitische Kunstverein in
Dessau veranstaltet z. Zt. eine Erdmanns-
dorff-Ausstellung, die Skizzen und Entwürfe
dieses ersten klassizistischen Architekten
Deutschlands (1736—1800) vereinigt. Gleich-
zeitig eröffnete die Gemäldegalerie am 8. Ok-
tober eine Abteilung für neuere deutsche
Malerei.
Personalien
Geheimrat Wilhelm Pinder wird an dem im
vorigen Herbst neueröffneten Courtauld-Institut
für Kunstgeschichte in London über frühe
deutsche Plastik sprechen.
Kurt Frick, der Königsberger Architekt,
wurde zum Leiter eines Meisterateliers für

Napoleons Orden
wieder im Zeughaus
Die Orden Napoleons I. wurden mit samt
dem Hut am 18. Juni 1815 von dem preußischen
Inf.-Regiment 15 am Abend der siegreichen
Schlacht von Belle-Alliance erbeutet. Diese
kostbaren Trophäen kamen in das Berliner
Zeughaus und bildeten den Grundstock der
heutigen Sammlung. Im Juni 1919 bei der Ver-
brennung der Fahnen vor dem Denkmal
Friedrich des Großen durch die vaterländisch
gesinnten Studenten wurden die Napoleon-
Erinnerungen gewaltsam entführt und konnten
trotz größter Bemühungen nicht wieder herbei-
geschafft werden.
Nunmehr wurden vor kurzem die vollzähligen
Orden und Ehrenzeichen von einem unge-
nannten Mann dem Ministerpräsidenten Göring
übergeben, der sie dem Zeughaus wieder über-
wiesen hat.
Die Generaldirektion kann mit Recht die
Stücke als ihre kostbarste Neuerwerbung seit
dem Weltkrieg bezeichnen. Vereint mit dem
im Zeughaus damals verbliebenen Hut
Napoleons werden diese Siegesstücke an einem
Ehrenplatz in der Sonderschau der Neu-
erwerbungen gezeigt.

GALERIE
HABERSTOCK
BERLIN W 9, BELLEVUESTRASSE 15
EINE SEHR
BEDEUTENDE
FRÜHE THOMA-
LANDSCHAFT
MÖGLICHST
MIT FIGUREN

hervorragenden Arbeit
im Südchor der Petri-
kirche zeigen die
Malereien im nördlichen
Seitenchor, u. a. eine
Darstellung der Le-
gende der hl. Kümmer-
nis mit dem Geiger
vor dem Gekreuzigten,
die übliche der Wand-
malerei angepaßte Ge-
staltung mit betonten
Umrissen. — Landes-
oberarchitekt N. Ro-
denkirchen macht
in der Zeitschrift
„Westfalen“ auch neu
freigelegte Wandmale-
reien an der Chorwand
der katholischen Kirche
von Schöppingen im
Kreise Ahaus bekannt.
In diesem kleinen Orte
nordwestlich von Mün-
ster steht übrigens
auch ein großer Altar
aus der Zeit um 1470,
die Schöpfung jenes aus-
gezeichneten Meisters,
der den großen Flügel-
altar aus Soest im
Deutschen Museum zu
Berlin gemalt hat. An
der Chorwand dieser
Kirche sind Gestalten
von Aposteln und Pro-
pheten in reicher ar-
chitektonischer Um-
rahmung zutage ge-
kommen, Arbeiten des
16. Jahrhunderts, von
1512 ab, die jüngeren in
der Weise des münsteri-
schen Malers Hermann

Martin Schongauer, Christus am Kreuz
Versteigerung: C. G. Boerner, Leipzig, 14.—15. Nov. 1933


tom Ring.
Deutsche Renaissance
im Berliner Schloßmuseum
Das Bestreben des Direktors des Berliner
Schloßmuseums, Prof. Robert Schmidt, die
nicht-barocken Abteilungen der Sammlung dem
Rahmen der schweren Barock-Räume des
Schlosses zu entziehen und in eigenen, neutra-
lisierten Sälen unterzubringen, hat einen wei-
teren begrüßenswerten Erfolg zu verzeichnen.
Nachdem bereits vor Jahren die Abteilung der
romanischen und gotischen Kunst zu einer ge-
schlossenen Aufstellung in neutralen Räumen
gelangt war, sind jetzt an der Südostecke des
Schlosses im zweiten Stockwerk vier neue Säle

Baukunst in Königsberg i. Pr. berufen und
erhielt gleichzeitig die Oberleitung der als
Rumpf der vor einem Jahre aufgelösten Aka-
demie der bildenden Künste noch bestehenden
6 Meisterateliers mit dem Auftrage, eine ein-
heitliche künstlerische Bildungsstätte für das
Kulturgebiet Ostpreußen als „Hochschule für
die bildenden Künste“ zu schaffen.
Sir Augustus Daniel tritt mit dem Ende die-
ses Jahres von seinem Posten als Direktor der
National-Galerie in London zurück,
den er seit 1929 inne hatte. Sein Nachfolger
wird Kenneth Clark, mit dem wieder ein
Kunstforscher an die Spitze der berühmten
Londoner Sammlung tritt. Er hat sich als
Kenner von Gemälden alter Meister schon in

GALERIE FERDINAND MÖLLER
BERLIN W 35, LÜTZO W UFER 3
STÄNDIGE AUSSTELLUNG
NEUER DEUTSCHER KUNST
Kauft und verkauft Werke von E. Barlach, Theo von Brockhusen f, E. Heckel,
0. Herbig, M. Kaus, E. L. Kirchner, G. Kolbe, W. Lehmbruck f, O. Mueller f,
Paula Modersohn f, E. Nolde, Chr. Rohlfs, R. Scheibe, K. Schmidt - Rottluff,
A. Partikel, A. Degner, August Macke f, Franz Marc j- u. a. bis zu den Jüngsten.
Kataloge auf Wunsch unentgeltlich

jungen Jahren inner- und außerhalb Englands
einen Namen gemacht.
Dr. Paul Frhr. v. Schlippenbach, der als
Maler, Architekt, Musikfreund und Mäzen im
Berlin der beiden letzten Jahrzehnte eine be-
kannte Persönlichkeit war, ist am 9. Oktober
im Alter von 64 Jahren verschieden.


J. C. H. Kretschmar, Selbstbildnis
Berlin, Antiquariat Altmann

Frdr. Weidig, der Münchener Kunstmaler,,
bekannt durch seine Bilder aus der Reforma-
tionszeit und neuere Bildnisse — Bismarck und
Hitler im Braunen Haus in München — ist im
Alter von 74 Jahren gestorben.

Ein Reallexikon der deutschen
Kunstgeschichte
Nach jahrelangen Vorbereitungen beginnt
jetzt das auf vier Bände berechnete „Real-
lexikon zur deutschen Kunstgeschichte“ bei der
J. B. Metzlerschen Verlagsbuchhandlung
in Stuttgart zu erscheinen. Ein großer
Stab von Mitarbeitern behandelt hier in rund
2000 Stichworten mehr als 6000 Begriffe, durch
die die Denkmäler der Architektur, der bilden-
den Künste und des Kunstgewerbes im Bereich
des deutschen Sprach- und Kulturgebietes nach
ihrer sachlichen Bedeutung und Entwicklung
charakterisiert werden. Diese sachliche Er-
klärung wird durch ein reiches Abbildungs-
material unterstützt und bietet über die eigent-
liche Fachwelt hinaus breiteren Kreisen ein
vielfach ganz neues, nach den verschiedensten
Gebieten hin ausstrahlendes Bild der Kunst-
geschichte.
Um die Organisierung des Kunsthandels
Die Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzel-
handels teilt mit, daß sie den Deutschen
Reichsverband des Kunsthandels
e. V., Berlin, in seinen Aufgaben bestätigt hat.
Ebenfalls bestätigt das Reichsministerium die
Gleichstellung des Münchener und Berliner Ver-
bandes als private Verbände.
*
Die Reichspropagandaleitung, Abt. Volksbil-
dung, gibt bekannt, daß für das Fachgebiet des
Kunsthandels der Reichsverband des
DeutschenKunst-undAntiquitäten-
handelte. V., Sitz München, der von der Reichs-
leitung der NSDAP, einzig anerkannte Ver-
band ist.
Informationen
Das Bibiographikon Wertheim,
Berlin, Bellevuestraße, veranstaltet z. Z. eine
Ausstellung chinesischer Aquarelle der Chien-
Lung-Zeit. Die bunte Folge bringt reizende Dar-
stellungen aus der Vogelwelt, die der meisterhaf-
ten Beobachtungsgabe der chinesischen Künstler
wie ihrem feinen koloristischen Sinn das höchste
Zeugnis ausstellen.
Das Antiquariat Altmann hat seine
Geschäftsräume nach Berlin W 62, Burg-
graf e n s t r. 16, verlegt, wo weiterhin vorzugs-
weise alte schöne Städteansichten, Berolinensien
— wir bilden auf dieser Seite ein Selbstbildnis des
Berliner Malers Kretschmar ab —, frühe seltene
Ausgaben der deutschen Literatur, Handschriften
u. a. gezeigt werden. Eine Reihe von Katalogen
ist erschienen.
Herr O. von der Hey de hat die Galerie
Victor Hartberg, in der er jahrelang mit-
arbeitete, übernommen und wird sie in den bis-
herigen Räumen weiterführen. Die erste Aus-
stellung des neuen Programms steht unter der
Devise: „Die Landschaft“ und zeigt Graphik und
Aquarelle von Benkert, Eulenstein, Philipp, Schrei-
ber und Weidemann, ferner Skulpturen von Seitz
und Helga Meckler. Die Eröffnung der neuen
Galerie findet am 22. Oktober statt.
Die Ausstellung „30 Deutsche Künstler“ in der
Galerie Ferdinand Möller, Lützow-
Ufer 3, bleibt noch bis 20. Oktober bestehen;
dann muß sie endgültig geschlossen werden. Zwei
neue Plastiken von Ernst Barlach „Der
Durstige“ (Holz) und „Sitzende Frau“ (Bronze)
wurden noch in die Ausstellung aufgenommen.
Elfriede Bälden, die langjährige erste
Gehilfin des Berliner Restaurators Helmut
Ruhemann, hat dessen Restaurier-Werkstatt
in eigener Leitung übernommen.

KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33

Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf

Direktion: Fritz-Eduard Hartmann. Redaktion: Dr. WernerRichard Deusch. Berliner Referat für moderne Kunst: Dr. Kurt Kusenberg. —- Red. Vertretungen für M ü n c h en: Ludwig F. Fuchs / R o m: G. Reinboth
Wien; Dr. St. Poglayen-Neuwall. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. - Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kur-
fürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe
gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rucksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Er-
werbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.
 
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