2
DIE WELTKUNST
Jahrg. VII, Nr. 48 vom 26. November 1933
den, die für den Spezialforscher wesentlich sein
können, für die Allgemeinheit aber nur einen
Ballast bedeuten dürften, weil ihre Qualität
hinter der zurückbleibt, die für die Ausstellung
in der Schausammlung maßgebend war. Er
findet auch die Bilder dort, die gewissermaßen
als Dubletten angesehen werden dürfen, wenn
man dafür die nahe Verwandtschaft mit aus-
gestellten Stücken als Maßstab gelten lassen
will.
Bei dieser Sichtung, die ernsthaft durch-
zudenken war, bei der Zusammenordnung der
Schulgruppen, bei der Einrichtung der Räume
selbst, kurz hier und dort und allenthalben habe
ich mich der verständnisvollen, von immer
gleichem Eifer getragenen Mitarbeit zu er-
freuen gehabt, die Fräulein Dr. Kunze, schon
seit acht Jahren an der Galerie tätig, leistete.
Sie sei ausdrücklich auch an dieser Stelle herz-
lich dafür bedankt.
Auf eine schriftliche Führung durch die
Räume und die Hervorhebung von Einzelheiten
kann hier verzichtet werden. Der Besucher
wird, von der Nummer der Räume und einem
richtunggebenden Pfeil geführt, sich ohne wei-
teres zurechtfinden und an der kennzeichnenden
Beschriftung, die meist zwischen den Durch-
gängen, bisweilen auch an leicht sichtbarer
Stelle der Wände angebracht ist und wie eine
Kapitelüberschrift betrachtet sein will, einen
Anhaltspunkt für die Vertiefung in die reiche
Geschichte der italienischen Malerei haben, aus
der wir Deutschen von heute noch den gleichen
reichen Gewinn schöpfen können, wie unsere
Künstler, die seit Dürer immer wieder über die
Alpen gewandert sind, um mit klassischer
Lehre deutsches Empfinden zu durchdringen.
Auktionsvorschau
Berlin, 6.—7. Dez.
Am 6. und 7. Dezember findet bei R u d.
Lepke eine Versteigerung von Gemälden
alter Meister und Antiquitäten
statt, die aus zwei Privatsammlungen und
einigen Einzelbeiträgen besteht. Beide Samm-
lungen zeigen in bezug auf die Gemälde eine
ganz ähnliche Tendenz. Von bekannteren
Meistern nennen wir die Vlamen: Heemskerk,
Valkenborgh, de Momper, Palamedesz, die
Holländer: Mierevelt, Pot u. a. mit charak-
teristischen Arbeiten, ferner eine herrliche
Landschaft mit einer Jagd von Esaias van de
Velde, ein figurenreiches Bild des später als
Kupferstecher berühmt gewordenen Cornelis
Bloemaert, bemerkenswerte Bilder von van der
Poel, Dujardin, Metsu, van Loo, Brekelenkam,
Honthorst usw. Das Niveau des zweiten
Teiles — Plastik und Antiquitäten — wird vor
allem durch einige ganz besonders bemerkens-
werte Holzskulpturen bestimmt. Man dürfte
kaum etwas besseres in der Buchsplastik des
17. orAiTh’andvvtc. fwvdÄti, als z. Ti. den „Raub
der Sabinerin“ nach Giovanni Bologna.
Von ungewöhnlichem Reiz ist die Heilige
Katharina, eine bayerische Arbeit um 1470,
und die Maria mit dem Kinde, eine Ulmer Ar-
beit um 1500, Werke, wie sie in der gleichen
Qualität nicht oft zum Verkauf gelangen.
Im Anschluß daran werden schöne englische
Chippendale- und Hepplewhite-Möbel verstei-
gert, sowie einige gute französische Möbel des
18. Jahrhunderts.
Berlin, 8.—9. Dez.
Das Internationale Kunst- und
Auktionshaus versteigert am 8. und
9. Dezember die Sammlung und Einrichtung
Dr. Jansen f in der Villa Victoriastraße 6.
Ein passionierter Sammler hat hier eine Fülle
interessanter Kunstwerke versammelt, Ge-
mälde alter und neuer Meister — darunter
eine große Reihe von Hauptwerken
Baluscheks —■, ferner Arbeiten von Zumbusch,
Menzel, alte Niederländer und frühe Deutsche.
Sehr wichtig ist die Abteilung der Plastik
des 15. bis 18. Jahrhunderts mit interessanten
Einzelstücken. Ein einzigartiges Glanzstück
deutscher Wohnkultur bildet die herrliche
Boiserie des 18. Jahrhunderts, die früher die
Sakristei des Trierer Domes zierte. Beinahe
unübersehbar die Menge antiken Mobiliars
sämtlicher Stilarten, das Kunstgewerbe, die
Teppiche und Wandteppiche, unter denen ein
Brüsseler Gobelin besonders hervorragt. Wir
werden an dieser Stelle noch durch Abbildun-
gen einiger Hauptwerke auf diese interessante
Versteigerung verweisen.
Köln, 7.—9. Dez.
Die alte Kölner Porzellan-, Miniaturen- und
kunstgewerbliche Sammlung J. M. Heimann
sowie die Uhrensammlung R. P1 e i ß n e r -
Dresden werden in Verbindung mit altem
Kunstbesitz verschiedener Herkunft vom 7. bis
9. Dezember bei Math. Lempertz ver-
steigert. Die Sammlung Heimann ist im letz-
ten Drittel des vorigen Jahrhunderts ent-
standen. Die Kleinplastik des Porzellans und
die Feinmalerei der Bildnisminiatur waren die
Gebiete, auf denen der Sammler sich vorzugs-
weise betätigte. Ein glücklicher Zufall fügte es,
Inhalt Nr. 48
Prof. Dr. Karl Koetschau:
Grundsätzliches zur Neuordnung der italieni-
schen Abteilung der Berliner Gemäldegalerie
(m. 3 Abb.).1, 2
A u k t i o n s v o r b e r i c h t e. 2
Ausstellungen:
Werner Scholz (m. Abb.). 2
Frobenius in Paris (m. Abb.).2, 3
Preisberichte. 3
Auktionskalender. 3
Nachrichten von Überall (m. Abb.) . 4
Abbildungen:
Kabinett der beiden Li pp i.1
Der neue Raffael Saal im Kaiser-Friedrich-Museum . i
W. S c li o 1 ■/,, Bäuerin . .2
Felsgravierung aus Fezzan.2
Cariani, Ruhende Frau in Landschaft.4
Elfenbeinernes Weihwasserbecken . . . 4
Werner Scholz
Galerie v. d. Heyde, Berlin
Die Ausstellung von Gemälden und farbigen
Zeichnungen des Malers Werner Scholz in der
Galerie v. d. Heyde stellt einen Künstler zur
Diskussion, dessen Leistung und Ziel erst ein-
mal erkannt werden müssen, ehe man ihn
wertet. Und noch dann müßte eine solche Be-
urteilung eine zwiefache sein: vom Werk aus
und aus den Forderungen unserer Zeit an die
Werner Scholz, Bäuerin. 1933
Aufgaben der heutigen Malerei. Oder aber
deckt sich das Werk mit unserer Zeit? Diese
Frage soll klar beantwortet werden. — Es ist
genau ein Jahr her, als Werner Scholz Bild-
nisse von Nonnen und Ministranten ausstellte,
die von vielen — warum soll man es nicht
sagen, da er eine beachtliche Wandlungen zum
Organischen hin erfuhr, die uns angenehm
überrascht — abgelehnt werden mußten, weil
sie hart an die Grenze der Verzerrung stießen,
was doch in der Kunst nichts anderes heißen
kann, als Einseitigkeit und Überspitzung. Heute
aber kann man feststellen, daß das große
Können dieses Malers die Sphäre privater An-
sichten durchbrochen und den Weg in die
schicksalsträchtige Hintergründigkeit der
daß zu gleicher Zeit die bekannte Dresdener
Uhrensammlung Robert Pleißner auf dem
Kölner Kunstmarkt ihrer Verwertung zustrebt,
und daß sie, deren Hauptbestände ebenfalls dem
18. Jahrhundert angehören, nun das Kunst-
und Kulturbild der Sammlung Heimann in
glücklichster Weise runden hilft. Die Be-
stände an sonstigen alten kunstgewerblichen
Dingen bilden weitere Ergänzung und passen-
den Rahmen des schönen Rokokobildes; auch
die Möbel in ihrer Mehrzahl. Die Abteilung
der Gemälde freilich ist universeller. Hier
finden sich einige bemerkenswerte Nieder-
länder sowie ein Werk vom der Hand des
älteren Lucas Cranach: „Lasset die Kindlein
zu mir kommen“.
Wien, 30. Nov. bis 2. Dez.
Gemälde, Silber, Skulpturen, Möbel und
Antiquitäten verschiedener Art versteigert am
30. Nov. bis 2. Dez. das Wiener Dorotheum.
Besonders ansprechend ist die Sammlung der
Gemälde, darunter Werke von Longhi,
Berchem, Ranftl, Marko, Kriehuber, R. v. Alt,
Rysselberghe u. a.
Paris, 1.—8. Dez.
Me B a u d o i n wird in den ersten De-
zemberwochen vier wichtige Auktionen veran-
stalten, sämtlich in der Galerie Charpentier.
Am 1. Dezember kommen gleich zwei Samm-
lungen zum Ausgebot: der Besitz von
M. J. T ..., der zwei bedeutende Gemälde von
Lancret und Corot, schöne Zeichnungen von
Prud’hon, Skulpturen von Barye und gute
Möbel und Tapisserien umfaßt (Experten: MM.
Schoeller, Feral, Catroux, Mann-
heim, Boissieu) —, und die Sammlung
Mme X. mit Stichen und Farbstichen des 18.
und 19. Jahrhunderts sowie schönem Kunst-
gewerbe (Experten: MM. Mannheim,
Rousseau).
Am 5. Dezember wird die Sammlung
Dr. G.. . unter Mitwirkung der Experten MM.
Portier und Mannheim versteigert: sie
enthält Ostasiatica, orientalische Teppiche,
Objekte des 18. Jahrhunderts und Wand-
teppiche. Es folgen am 8. Dezember die
Sammlungen S ... und X ..., bestehend aus
prächtigen französischen Stichen des 18. Jahr-
hunderts, alten Gemälden und Zeichnungen,
chinesischer Keramik und Tapisserien. Ex-
perten sind MM. Rousseau, Portier,
Mannheim und Feral.
Paris, 6. u. 16. Dez.
Me B e 11 i e r wird am 6. Dezember eine
Reihe sehr schöner moderner Bilder und wich-
tige Objekte ostasiatischer Kunst versteigern,
die den zweiten Teil der Besnard Collection
bilden. Experten sind MM. Hessel und
Portier.
Am 16. Dezember bringt Me B e 11 i e r die
gewichtige, bedeutende Sammlung Mme Heide-
bach zur Auktion. Seit zehn Jahren sind keine
so erstklassigen Wandteppiche, wie man sie
eigentlich nur noch in Versailles sehen kann,
Natur gefunden hat. Der damals noch nicht
überwundene Haß ist einer wissenden Liebe ge-
wichen, und über allem steht nicht mehr dieser
oder jener Menschentyp eines bestimmten sozio-
logischen Kreises, sondern die Kreatur. Men-
schen und Landschaften sind visionär gesehen,
das bedeutet: sie sind hineingezogen worden in
das Erlebnis des Malenden. Dieses ist zweifel-
los das auch für heute und alle Zeiten wichtige
Erbe des Expressionismus, der Zeitspanne also,
wo ein furchtbarer Krieg das Blut der Besten
unter uns forderte und den Mut
zur Kampfesbereitschaft. Unter
den Malern der jungen Genera-
tion gehört Scholz zu denjenigen,
die dieses große und erschüt-
ternde Vermächtnis in das
heutige Werk zu bannen ver-
mögen, allerdings nach manchen
Umwegen und Versuchen. Es
soll nicht geleugnet werden, daß
uns das Werk irgendwie proble-
matisch anmutet, aber desto
notwendiger ist es, mit offenen
Karten zu spielen, denn es ist
ein bitteres Unrecht, einem
Maler wie Werner Scholz Pessi-
mismus vorzuwerfen, von dem
seine Bilder erfüllt sind. Es
geht nicht an, zu sagen: das
paßt uns nicht in den Kram,
das widerspricht dem Wollen
einer Zeit, die sich aufmacht in
eine bessere Zukunft! Die so
sprechen, die werden immer nur
das Angenehme sehen wollen,
aber nicht das Leid, aus dem
alles Große hervorgeht. Scholz
verliert sich nicht an die Viel-
falt der Erscheinungen, die Welt
seiner Bilder ist eng um-
schlossen von einem Lebens-
gefühl, in dem sich das Staunen
des Kindes mit der Trauer um
den Tod vereinigt. Der Mutter-
boden dieses Schaffens ist die
Tiroler Erde. Da ist keine
billige Lieblichkeit und keine
fade Süße. Die Menschen sind
hart und unerbittlich, sie sind verwachsen mit
der Erde, die sie mit ihren zerarbeiteten
Händen aufwühlen, die sie beschwören mit der
Hoffnung ihrer bäuerlichen Herzen. Sie ist
dem Maler zum Inbegriff von Tod und Leben
geworden, sie ist fraglos wie der Blick des
„Kindes zwischen Gräbern“ und stumm wie
die von Mühsal und Not gekrümmten Körper
der Feldarbeiterinnen. Wächserne Blumen
schmücken Reliquien; über dem dunklen Wald
steht einsam das Gestirn der Nacht. In solche
Bilder dringt kein Laut der Weltstadtfreudig-
keit, wohl aber das Vertrauen zu der Frucht-
barkeit des Leidens. Ein derbes Stirb und
Werde schlägt alles Vorlaute in den Bann des
Schicksals. W—n.
zum Verkauf gekommen. M. Heidebach wai-
Präsident der amerikanischen Handelskammer,
dabei einer der begabtesten Sammler, der spe-
ziell für seine Sammlung und Wandteppiche
das Palais an der Avenue Lena erbauen ließ,
wo jetzt, nach seinem und seiner Frau Tode,
auch vom 13. bis 15. Dezember die Ausstellung
und am folgenden Tage die Versteigerung statt-
finden wird.
London, 6.—14. Dez.
Christie & Co. bringen ab 6. Dezember
die Kunstsammlungen des Earl Howe zur
Versteigerung, die selbst am Londoner Markt
ein besonderes Ereignis zu werden ver-
sprechen. Der erste Tag bringt englisches
Silber von der schönsten Qualität; es folgen
die Gemälde, unter denen sich neben erlesenen
Engländern des 18. und Niederländern des
17. Jahrhunderts zwei Rembrandts befinden.
Am 8. Dezember gelangen die Möbel des
18. Jahrhunderts sowie dekorative Einrich-
tungsgegenstände zum Verkauf: beinahe aus-
schließlich englische Erzeugnisse von über-
ragender Schönheit.
Von großer Bedeutung ist auch die Auktion
der China-Porzellan-Sammlung Edson
Bradley (New York), die dieselbe Firma
am 16. Dezember ausbietet. Die nur rund
100 Nummern umfassen größte Seltenheiten:
Ming-Töpfe mit Relief-Dekor, eine Reihe
Famille-noire-Vasen, Figuren und Gefäße mit
besonders kostbarem Dekor u. a. m.
Bei Sotheby & Co. wird am 6. und
7. Dezember der zweite Teil der Bibliothek
Marie-Louise versteigert, hauptsächlich auf
Napoleon und dessen Kriege bezügliche Bücher
und Autographen.
Genf, 8.—9. Dez.
Die Sammlung des Antiquars S. Moos-
Danto wird am 8.—9. Dezember durch die
Galerie Moos in Genf versteigert: neben
Farbstichen und Gemälden vor allem schönes
altes Porzellan und Mobiliar.
Mailand, 30. Nov. bis 9. Dez.
Ein vererbter Familienbesitz von hohem
künstlerischen Wert, der Inhalt des Palazzo
Bordoni-Bisleri in Mailand, wird vom
30. November an durch die Galleria Geri
versteigert: herrliches altes Mobiliar, Gemälde
vor allem des 18. und 19. Jahrhunderts, Kunst-
gewerbe von der Renaissance bis zur Gegen-
wart neben herrlichen Ostasiatica, Teppichen,
Stoffen und Tapisserien bilden das Ensemble
dieses alten Patrizierbesitzes.
Auflösung
der Krakauer Kunstgewerbe-
Genossenschaft „Kilim"
Eine der größten Kilimwerkstätten Polens,
die Kunstgewerbe-Genossenschaft „Kilim“,
geht ihrer Liquidierung entgegen. Ein ver-
hältnismäßig junges Unternehmen — die
„Kilim“-Gesellschaft ist erst 1922 gegründet
worden — hat es in kurzer Zeit ver-
standen, die älteren Konkurrenzunterneh-
mungen, von denen bloß die „Gesellschaft für
volkstümliches Kunstgewerbe“ in Warschau
und die „Kilimwerkstätten“ in Zakopane, als
die bedeutendsten, genannt seien, zu über-
flügeln. Es ist dies ein Verdienst des künst-
lerischen Leiters der Gesellschaft „Kilim“,
Alfred Holender (eines Schülers der
Wiener Kunstgewerbeschule), der, während
sich die beiden ersteren Vereinigungen die
Wiederbelebung des alten volkstümlichen
Motivenschatzes zum Ziele setzten, eine An-
näherung an die Gegenwartskunst erstrebte.
A. Holender ist auch die Zusammensetzung
des „AHO“ genannten Garnes geglückt. Durch
die ungleichmäßige Mischung weißer Wolle mit
schwarzer, wodurch der Faden an einzelnen
Stellen heller, an anderen dunkler ausfällt, und
das ungleiche Spinnen desselben, das Unregel-
mäßigkeiten in der Fläche ergibt, ist es
Holender gelungen, verschiedene Nuancen der
Grundfarbe und damit die eigenartige,
vibrierende Farbigkeit seiner Kilims zu er-
zielen.
Zu dem Erfolg der Werkstatt auf dem Ge-
biet der Kilimweberei trug besonders auch der
Umstand bei, daß man den Entwurf der Tech-
nik anzupassen suchte. Man brachte dabei
wiederum die ursprüngliche, volkliche Technik
des Webens mittels wagerechter Webstühle zu
Ehren, die durch den eine größere Freiheit
des Dekors ermöglichenden senkrechten Web-
stuhl verdrängt worden war, der schon im
Polen des 18. Jahrhunderts vorgezogen wurde.
Neben Holender, der vorzugsweise als
Innenarchitekt und Kunstgewerbler tätig ist,
hat an dem Aufschwung der Werkstatt eine
Reihe der bedeutendsten Kunstgewerbler
Polens Anteil gehabt,
Frobenius in Poris
Man erinnert sich noch des großen Erfolges
der Ausstellung von Felsmalereien Südafrikas,
die 1929 in Paris gezeigt wurden. Leo Frobe-
nius, der die Malereien und Gravierungen bei
seinen Expeditionen an Ort und Stelle kopieren
ließ, hat inzwischen weitere Reisen unternom-
men, deren Ergebnisse in Deutschland in eini-
gen kleinen Ausstellungen gezeigt wurden. Es
ist deshalb besonders erfreulich, daß die stets
rührige Leitung des Müsse d’Ethnogra-
phie diese Ausstellung, die am 10. November
vom Unterrichtsminister de Monzie eröffnet
wurde, einem weiteren Kreis zugänglich macht.
Während das Schwergewicht der vorigen
Ausstellung auf Malereien Südafrikas be-
ruhte, entstammt der größte Teil der diesmal
gezeigten Malereien
Reisen nach Nordafrika.
Immerhin ist Südafrika
durch die schönen Male-
reien der Makumbe-
Höhle vertreten. Die
übrigen Landschaften
sind Fezzan und die
Tassiliberge, die erst im
vorigen Jahr bereist
wurden, der Atlas der
Sahara und die nubische
Wüste.
Die Felsgravierungen
von Fezzan zerfallen
nach Frobenius in zwei
Perioden; in der älteren
ist ein großfiguriger
Stil vorherrschend, in
dem vor allem wilde
Tiere, Bubalus, Löwen,
Giraffen usw. (s. Abb.)
dargestellt werden. Ihre
Entstehungszeit soll bis
etwa 8000 v. Chr. zu-
rückgeführt werden.
Gewisse Verwandtschaf-
ten mit Malereien vom
Atlas der Sahara und
Südfrankreich sind unverkennbar. In der
jüngeren Periode waren bereits Haustiere,
Ochsen und Widder, aber niemals Kühe, be-
kannt. Die »Darstellung geht mehr ins Detail.
Man findet menschliche Figuren, zum Teil mit
Tierköpfen, fast immer zu Szenen zusammen-
gefaßt, die in ihrer Symbolik oft an ägyptische
Malereien erinnern; sie dürften dement-
sprechend gleichzeitig gegen 4000 v. Chr. ent-
standen sein.
Über die Malereien der Tassiloberge, die auf
der gleichen Reise entdeckt wurden, hat sich
Felsgravierung aus Fezzan. Älterer Stil
Ausstellung Frobenius im Trocadero, Paris
DIE WELTKUNST
Jahrg. VII, Nr. 48 vom 26. November 1933
den, die für den Spezialforscher wesentlich sein
können, für die Allgemeinheit aber nur einen
Ballast bedeuten dürften, weil ihre Qualität
hinter der zurückbleibt, die für die Ausstellung
in der Schausammlung maßgebend war. Er
findet auch die Bilder dort, die gewissermaßen
als Dubletten angesehen werden dürfen, wenn
man dafür die nahe Verwandtschaft mit aus-
gestellten Stücken als Maßstab gelten lassen
will.
Bei dieser Sichtung, die ernsthaft durch-
zudenken war, bei der Zusammenordnung der
Schulgruppen, bei der Einrichtung der Räume
selbst, kurz hier und dort und allenthalben habe
ich mich der verständnisvollen, von immer
gleichem Eifer getragenen Mitarbeit zu er-
freuen gehabt, die Fräulein Dr. Kunze, schon
seit acht Jahren an der Galerie tätig, leistete.
Sie sei ausdrücklich auch an dieser Stelle herz-
lich dafür bedankt.
Auf eine schriftliche Führung durch die
Räume und die Hervorhebung von Einzelheiten
kann hier verzichtet werden. Der Besucher
wird, von der Nummer der Räume und einem
richtunggebenden Pfeil geführt, sich ohne wei-
teres zurechtfinden und an der kennzeichnenden
Beschriftung, die meist zwischen den Durch-
gängen, bisweilen auch an leicht sichtbarer
Stelle der Wände angebracht ist und wie eine
Kapitelüberschrift betrachtet sein will, einen
Anhaltspunkt für die Vertiefung in die reiche
Geschichte der italienischen Malerei haben, aus
der wir Deutschen von heute noch den gleichen
reichen Gewinn schöpfen können, wie unsere
Künstler, die seit Dürer immer wieder über die
Alpen gewandert sind, um mit klassischer
Lehre deutsches Empfinden zu durchdringen.
Auktionsvorschau
Berlin, 6.—7. Dez.
Am 6. und 7. Dezember findet bei R u d.
Lepke eine Versteigerung von Gemälden
alter Meister und Antiquitäten
statt, die aus zwei Privatsammlungen und
einigen Einzelbeiträgen besteht. Beide Samm-
lungen zeigen in bezug auf die Gemälde eine
ganz ähnliche Tendenz. Von bekannteren
Meistern nennen wir die Vlamen: Heemskerk,
Valkenborgh, de Momper, Palamedesz, die
Holländer: Mierevelt, Pot u. a. mit charak-
teristischen Arbeiten, ferner eine herrliche
Landschaft mit einer Jagd von Esaias van de
Velde, ein figurenreiches Bild des später als
Kupferstecher berühmt gewordenen Cornelis
Bloemaert, bemerkenswerte Bilder von van der
Poel, Dujardin, Metsu, van Loo, Brekelenkam,
Honthorst usw. Das Niveau des zweiten
Teiles — Plastik und Antiquitäten — wird vor
allem durch einige ganz besonders bemerkens-
werte Holzskulpturen bestimmt. Man dürfte
kaum etwas besseres in der Buchsplastik des
17. orAiTh’andvvtc. fwvdÄti, als z. Ti. den „Raub
der Sabinerin“ nach Giovanni Bologna.
Von ungewöhnlichem Reiz ist die Heilige
Katharina, eine bayerische Arbeit um 1470,
und die Maria mit dem Kinde, eine Ulmer Ar-
beit um 1500, Werke, wie sie in der gleichen
Qualität nicht oft zum Verkauf gelangen.
Im Anschluß daran werden schöne englische
Chippendale- und Hepplewhite-Möbel verstei-
gert, sowie einige gute französische Möbel des
18. Jahrhunderts.
Berlin, 8.—9. Dez.
Das Internationale Kunst- und
Auktionshaus versteigert am 8. und
9. Dezember die Sammlung und Einrichtung
Dr. Jansen f in der Villa Victoriastraße 6.
Ein passionierter Sammler hat hier eine Fülle
interessanter Kunstwerke versammelt, Ge-
mälde alter und neuer Meister — darunter
eine große Reihe von Hauptwerken
Baluscheks —■, ferner Arbeiten von Zumbusch,
Menzel, alte Niederländer und frühe Deutsche.
Sehr wichtig ist die Abteilung der Plastik
des 15. bis 18. Jahrhunderts mit interessanten
Einzelstücken. Ein einzigartiges Glanzstück
deutscher Wohnkultur bildet die herrliche
Boiserie des 18. Jahrhunderts, die früher die
Sakristei des Trierer Domes zierte. Beinahe
unübersehbar die Menge antiken Mobiliars
sämtlicher Stilarten, das Kunstgewerbe, die
Teppiche und Wandteppiche, unter denen ein
Brüsseler Gobelin besonders hervorragt. Wir
werden an dieser Stelle noch durch Abbildun-
gen einiger Hauptwerke auf diese interessante
Versteigerung verweisen.
Köln, 7.—9. Dez.
Die alte Kölner Porzellan-, Miniaturen- und
kunstgewerbliche Sammlung J. M. Heimann
sowie die Uhrensammlung R. P1 e i ß n e r -
Dresden werden in Verbindung mit altem
Kunstbesitz verschiedener Herkunft vom 7. bis
9. Dezember bei Math. Lempertz ver-
steigert. Die Sammlung Heimann ist im letz-
ten Drittel des vorigen Jahrhunderts ent-
standen. Die Kleinplastik des Porzellans und
die Feinmalerei der Bildnisminiatur waren die
Gebiete, auf denen der Sammler sich vorzugs-
weise betätigte. Ein glücklicher Zufall fügte es,
Inhalt Nr. 48
Prof. Dr. Karl Koetschau:
Grundsätzliches zur Neuordnung der italieni-
schen Abteilung der Berliner Gemäldegalerie
(m. 3 Abb.).1, 2
A u k t i o n s v o r b e r i c h t e. 2
Ausstellungen:
Werner Scholz (m. Abb.). 2
Frobenius in Paris (m. Abb.).2, 3
Preisberichte. 3
Auktionskalender. 3
Nachrichten von Überall (m. Abb.) . 4
Abbildungen:
Kabinett der beiden Li pp i.1
Der neue Raffael Saal im Kaiser-Friedrich-Museum . i
W. S c li o 1 ■/,, Bäuerin . .2
Felsgravierung aus Fezzan.2
Cariani, Ruhende Frau in Landschaft.4
Elfenbeinernes Weihwasserbecken . . . 4
Werner Scholz
Galerie v. d. Heyde, Berlin
Die Ausstellung von Gemälden und farbigen
Zeichnungen des Malers Werner Scholz in der
Galerie v. d. Heyde stellt einen Künstler zur
Diskussion, dessen Leistung und Ziel erst ein-
mal erkannt werden müssen, ehe man ihn
wertet. Und noch dann müßte eine solche Be-
urteilung eine zwiefache sein: vom Werk aus
und aus den Forderungen unserer Zeit an die
Werner Scholz, Bäuerin. 1933
Aufgaben der heutigen Malerei. Oder aber
deckt sich das Werk mit unserer Zeit? Diese
Frage soll klar beantwortet werden. — Es ist
genau ein Jahr her, als Werner Scholz Bild-
nisse von Nonnen und Ministranten ausstellte,
die von vielen — warum soll man es nicht
sagen, da er eine beachtliche Wandlungen zum
Organischen hin erfuhr, die uns angenehm
überrascht — abgelehnt werden mußten, weil
sie hart an die Grenze der Verzerrung stießen,
was doch in der Kunst nichts anderes heißen
kann, als Einseitigkeit und Überspitzung. Heute
aber kann man feststellen, daß das große
Können dieses Malers die Sphäre privater An-
sichten durchbrochen und den Weg in die
schicksalsträchtige Hintergründigkeit der
daß zu gleicher Zeit die bekannte Dresdener
Uhrensammlung Robert Pleißner auf dem
Kölner Kunstmarkt ihrer Verwertung zustrebt,
und daß sie, deren Hauptbestände ebenfalls dem
18. Jahrhundert angehören, nun das Kunst-
und Kulturbild der Sammlung Heimann in
glücklichster Weise runden hilft. Die Be-
stände an sonstigen alten kunstgewerblichen
Dingen bilden weitere Ergänzung und passen-
den Rahmen des schönen Rokokobildes; auch
die Möbel in ihrer Mehrzahl. Die Abteilung
der Gemälde freilich ist universeller. Hier
finden sich einige bemerkenswerte Nieder-
länder sowie ein Werk vom der Hand des
älteren Lucas Cranach: „Lasset die Kindlein
zu mir kommen“.
Wien, 30. Nov. bis 2. Dez.
Gemälde, Silber, Skulpturen, Möbel und
Antiquitäten verschiedener Art versteigert am
30. Nov. bis 2. Dez. das Wiener Dorotheum.
Besonders ansprechend ist die Sammlung der
Gemälde, darunter Werke von Longhi,
Berchem, Ranftl, Marko, Kriehuber, R. v. Alt,
Rysselberghe u. a.
Paris, 1.—8. Dez.
Me B a u d o i n wird in den ersten De-
zemberwochen vier wichtige Auktionen veran-
stalten, sämtlich in der Galerie Charpentier.
Am 1. Dezember kommen gleich zwei Samm-
lungen zum Ausgebot: der Besitz von
M. J. T ..., der zwei bedeutende Gemälde von
Lancret und Corot, schöne Zeichnungen von
Prud’hon, Skulpturen von Barye und gute
Möbel und Tapisserien umfaßt (Experten: MM.
Schoeller, Feral, Catroux, Mann-
heim, Boissieu) —, und die Sammlung
Mme X. mit Stichen und Farbstichen des 18.
und 19. Jahrhunderts sowie schönem Kunst-
gewerbe (Experten: MM. Mannheim,
Rousseau).
Am 5. Dezember wird die Sammlung
Dr. G.. . unter Mitwirkung der Experten MM.
Portier und Mannheim versteigert: sie
enthält Ostasiatica, orientalische Teppiche,
Objekte des 18. Jahrhunderts und Wand-
teppiche. Es folgen am 8. Dezember die
Sammlungen S ... und X ..., bestehend aus
prächtigen französischen Stichen des 18. Jahr-
hunderts, alten Gemälden und Zeichnungen,
chinesischer Keramik und Tapisserien. Ex-
perten sind MM. Rousseau, Portier,
Mannheim und Feral.
Paris, 6. u. 16. Dez.
Me B e 11 i e r wird am 6. Dezember eine
Reihe sehr schöner moderner Bilder und wich-
tige Objekte ostasiatischer Kunst versteigern,
die den zweiten Teil der Besnard Collection
bilden. Experten sind MM. Hessel und
Portier.
Am 16. Dezember bringt Me B e 11 i e r die
gewichtige, bedeutende Sammlung Mme Heide-
bach zur Auktion. Seit zehn Jahren sind keine
so erstklassigen Wandteppiche, wie man sie
eigentlich nur noch in Versailles sehen kann,
Natur gefunden hat. Der damals noch nicht
überwundene Haß ist einer wissenden Liebe ge-
wichen, und über allem steht nicht mehr dieser
oder jener Menschentyp eines bestimmten sozio-
logischen Kreises, sondern die Kreatur. Men-
schen und Landschaften sind visionär gesehen,
das bedeutet: sie sind hineingezogen worden in
das Erlebnis des Malenden. Dieses ist zweifel-
los das auch für heute und alle Zeiten wichtige
Erbe des Expressionismus, der Zeitspanne also,
wo ein furchtbarer Krieg das Blut der Besten
unter uns forderte und den Mut
zur Kampfesbereitschaft. Unter
den Malern der jungen Genera-
tion gehört Scholz zu denjenigen,
die dieses große und erschüt-
ternde Vermächtnis in das
heutige Werk zu bannen ver-
mögen, allerdings nach manchen
Umwegen und Versuchen. Es
soll nicht geleugnet werden, daß
uns das Werk irgendwie proble-
matisch anmutet, aber desto
notwendiger ist es, mit offenen
Karten zu spielen, denn es ist
ein bitteres Unrecht, einem
Maler wie Werner Scholz Pessi-
mismus vorzuwerfen, von dem
seine Bilder erfüllt sind. Es
geht nicht an, zu sagen: das
paßt uns nicht in den Kram,
das widerspricht dem Wollen
einer Zeit, die sich aufmacht in
eine bessere Zukunft! Die so
sprechen, die werden immer nur
das Angenehme sehen wollen,
aber nicht das Leid, aus dem
alles Große hervorgeht. Scholz
verliert sich nicht an die Viel-
falt der Erscheinungen, die Welt
seiner Bilder ist eng um-
schlossen von einem Lebens-
gefühl, in dem sich das Staunen
des Kindes mit der Trauer um
den Tod vereinigt. Der Mutter-
boden dieses Schaffens ist die
Tiroler Erde. Da ist keine
billige Lieblichkeit und keine
fade Süße. Die Menschen sind
hart und unerbittlich, sie sind verwachsen mit
der Erde, die sie mit ihren zerarbeiteten
Händen aufwühlen, die sie beschwören mit der
Hoffnung ihrer bäuerlichen Herzen. Sie ist
dem Maler zum Inbegriff von Tod und Leben
geworden, sie ist fraglos wie der Blick des
„Kindes zwischen Gräbern“ und stumm wie
die von Mühsal und Not gekrümmten Körper
der Feldarbeiterinnen. Wächserne Blumen
schmücken Reliquien; über dem dunklen Wald
steht einsam das Gestirn der Nacht. In solche
Bilder dringt kein Laut der Weltstadtfreudig-
keit, wohl aber das Vertrauen zu der Frucht-
barkeit des Leidens. Ein derbes Stirb und
Werde schlägt alles Vorlaute in den Bann des
Schicksals. W—n.
zum Verkauf gekommen. M. Heidebach wai-
Präsident der amerikanischen Handelskammer,
dabei einer der begabtesten Sammler, der spe-
ziell für seine Sammlung und Wandteppiche
das Palais an der Avenue Lena erbauen ließ,
wo jetzt, nach seinem und seiner Frau Tode,
auch vom 13. bis 15. Dezember die Ausstellung
und am folgenden Tage die Versteigerung statt-
finden wird.
London, 6.—14. Dez.
Christie & Co. bringen ab 6. Dezember
die Kunstsammlungen des Earl Howe zur
Versteigerung, die selbst am Londoner Markt
ein besonderes Ereignis zu werden ver-
sprechen. Der erste Tag bringt englisches
Silber von der schönsten Qualität; es folgen
die Gemälde, unter denen sich neben erlesenen
Engländern des 18. und Niederländern des
17. Jahrhunderts zwei Rembrandts befinden.
Am 8. Dezember gelangen die Möbel des
18. Jahrhunderts sowie dekorative Einrich-
tungsgegenstände zum Verkauf: beinahe aus-
schließlich englische Erzeugnisse von über-
ragender Schönheit.
Von großer Bedeutung ist auch die Auktion
der China-Porzellan-Sammlung Edson
Bradley (New York), die dieselbe Firma
am 16. Dezember ausbietet. Die nur rund
100 Nummern umfassen größte Seltenheiten:
Ming-Töpfe mit Relief-Dekor, eine Reihe
Famille-noire-Vasen, Figuren und Gefäße mit
besonders kostbarem Dekor u. a. m.
Bei Sotheby & Co. wird am 6. und
7. Dezember der zweite Teil der Bibliothek
Marie-Louise versteigert, hauptsächlich auf
Napoleon und dessen Kriege bezügliche Bücher
und Autographen.
Genf, 8.—9. Dez.
Die Sammlung des Antiquars S. Moos-
Danto wird am 8.—9. Dezember durch die
Galerie Moos in Genf versteigert: neben
Farbstichen und Gemälden vor allem schönes
altes Porzellan und Mobiliar.
Mailand, 30. Nov. bis 9. Dez.
Ein vererbter Familienbesitz von hohem
künstlerischen Wert, der Inhalt des Palazzo
Bordoni-Bisleri in Mailand, wird vom
30. November an durch die Galleria Geri
versteigert: herrliches altes Mobiliar, Gemälde
vor allem des 18. und 19. Jahrhunderts, Kunst-
gewerbe von der Renaissance bis zur Gegen-
wart neben herrlichen Ostasiatica, Teppichen,
Stoffen und Tapisserien bilden das Ensemble
dieses alten Patrizierbesitzes.
Auflösung
der Krakauer Kunstgewerbe-
Genossenschaft „Kilim"
Eine der größten Kilimwerkstätten Polens,
die Kunstgewerbe-Genossenschaft „Kilim“,
geht ihrer Liquidierung entgegen. Ein ver-
hältnismäßig junges Unternehmen — die
„Kilim“-Gesellschaft ist erst 1922 gegründet
worden — hat es in kurzer Zeit ver-
standen, die älteren Konkurrenzunterneh-
mungen, von denen bloß die „Gesellschaft für
volkstümliches Kunstgewerbe“ in Warschau
und die „Kilimwerkstätten“ in Zakopane, als
die bedeutendsten, genannt seien, zu über-
flügeln. Es ist dies ein Verdienst des künst-
lerischen Leiters der Gesellschaft „Kilim“,
Alfred Holender (eines Schülers der
Wiener Kunstgewerbeschule), der, während
sich die beiden ersteren Vereinigungen die
Wiederbelebung des alten volkstümlichen
Motivenschatzes zum Ziele setzten, eine An-
näherung an die Gegenwartskunst erstrebte.
A. Holender ist auch die Zusammensetzung
des „AHO“ genannten Garnes geglückt. Durch
die ungleichmäßige Mischung weißer Wolle mit
schwarzer, wodurch der Faden an einzelnen
Stellen heller, an anderen dunkler ausfällt, und
das ungleiche Spinnen desselben, das Unregel-
mäßigkeiten in der Fläche ergibt, ist es
Holender gelungen, verschiedene Nuancen der
Grundfarbe und damit die eigenartige,
vibrierende Farbigkeit seiner Kilims zu er-
zielen.
Zu dem Erfolg der Werkstatt auf dem Ge-
biet der Kilimweberei trug besonders auch der
Umstand bei, daß man den Entwurf der Tech-
nik anzupassen suchte. Man brachte dabei
wiederum die ursprüngliche, volkliche Technik
des Webens mittels wagerechter Webstühle zu
Ehren, die durch den eine größere Freiheit
des Dekors ermöglichenden senkrechten Web-
stuhl verdrängt worden war, der schon im
Polen des 18. Jahrhunderts vorgezogen wurde.
Neben Holender, der vorzugsweise als
Innenarchitekt und Kunstgewerbler tätig ist,
hat an dem Aufschwung der Werkstatt eine
Reihe der bedeutendsten Kunstgewerbler
Polens Anteil gehabt,
Frobenius in Poris
Man erinnert sich noch des großen Erfolges
der Ausstellung von Felsmalereien Südafrikas,
die 1929 in Paris gezeigt wurden. Leo Frobe-
nius, der die Malereien und Gravierungen bei
seinen Expeditionen an Ort und Stelle kopieren
ließ, hat inzwischen weitere Reisen unternom-
men, deren Ergebnisse in Deutschland in eini-
gen kleinen Ausstellungen gezeigt wurden. Es
ist deshalb besonders erfreulich, daß die stets
rührige Leitung des Müsse d’Ethnogra-
phie diese Ausstellung, die am 10. November
vom Unterrichtsminister de Monzie eröffnet
wurde, einem weiteren Kreis zugänglich macht.
Während das Schwergewicht der vorigen
Ausstellung auf Malereien Südafrikas be-
ruhte, entstammt der größte Teil der diesmal
gezeigten Malereien
Reisen nach Nordafrika.
Immerhin ist Südafrika
durch die schönen Male-
reien der Makumbe-
Höhle vertreten. Die
übrigen Landschaften
sind Fezzan und die
Tassiliberge, die erst im
vorigen Jahr bereist
wurden, der Atlas der
Sahara und die nubische
Wüste.
Die Felsgravierungen
von Fezzan zerfallen
nach Frobenius in zwei
Perioden; in der älteren
ist ein großfiguriger
Stil vorherrschend, in
dem vor allem wilde
Tiere, Bubalus, Löwen,
Giraffen usw. (s. Abb.)
dargestellt werden. Ihre
Entstehungszeit soll bis
etwa 8000 v. Chr. zu-
rückgeführt werden.
Gewisse Verwandtschaf-
ten mit Malereien vom
Atlas der Sahara und
Südfrankreich sind unverkennbar. In der
jüngeren Periode waren bereits Haustiere,
Ochsen und Widder, aber niemals Kühe, be-
kannt. Die »Darstellung geht mehr ins Detail.
Man findet menschliche Figuren, zum Teil mit
Tierköpfen, fast immer zu Szenen zusammen-
gefaßt, die in ihrer Symbolik oft an ägyptische
Malereien erinnern; sie dürften dement-
sprechend gleichzeitig gegen 4000 v. Chr. ent-
standen sein.
Über die Malereien der Tassiloberge, die auf
der gleichen Reise entdeckt wurden, hat sich
Felsgravierung aus Fezzan. Älterer Stil
Ausstellung Frobenius im Trocadero, Paris