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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 49 (3. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44613#0209
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Jahrg. VII, Nr. 49 vom 3. Dezember 1933

DIE WELTKUNST

3

herrscht eine Tendenz zu natürlichen, klassi-
schen Richtungen, während für abstrakte
Kunst kaum mehr breiteres Interesse besteht.“
M» B a u d o i n : „Ich glaube eine ausge-
sprochene Tendenz zum Klassischen feststellen
zu können. Meine besten Verkäufe sind auf
dem Gebiet des Dixhuitieme-Möbels, genauer
des Regence-Stils. Die ruhige und gelockerte
Möblierung der Innenräume verlangt wenige,
dafür besonders gute Stücke, dazu einige
schöne kunstgewerbliche Objekte. Von den
speziellen Sammelgebieten haben nach wie vor
China und Japan starke Möglichkeiten, bei
den Gemälden zweifelsohne die naturalistische
Richtung.“
Me B e 11 i e r , Spezialist für den Verkauf
moderner Gemälde: „Ich bemerke eine Rück-
kehr zum normalen Status nicht nur im Ge-

keit, dem keinerlei Abminderung gegen früher
anzumerken ist.
Der scheinbar recht unwesentliche Unter-
schied in Frage und Antwort, den wir ein-
gangs betont haben, enthält aber einen recht
wesentlichen Kern. Das Suchen, von dem wir
sprachen, dürfte zum großen Teil weniger
einem ernsten Sammlerwillen entsprungen
sein, als der Absicht einer Kapitalsanlage oder
dem frommen Wunsche, Konjunkturgeschäfte
zu machen. Das Interesse, das wir heute —
so gering es seinem Umfange nach auch noch
ist — feststellen können, scheint dagegen ein
Anzeichen zu sein für die wiedererwachende
Sammelfreudigkeit, wie sie nun einmal zum
Wesen eines jeden Kulturvolkes gehört. Ob
allerdings dieser Sammeltrieb in der allgemei-
nen, oft recht undisziplinierten Form von ehe-


Joliann Baptiste Bouttats, Geflügelstilleben
Leinwand, 103:137 cm — Slg. Dr. Jansen — Katalog Nr. 146
Versteigerung: Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 8.-9. Dezember 1933

schmack des Publikums, sondern auch in den
Preisen. Die Preise der letzten Jahre waren
vielfach übersteigert, teils aus Spekulations-
gründen. Nachdrücklich ist festzustellen, daß
abstrakte Bilder einen ausgesprochenen Rück-
gang aufweisen, da heute jede snobistische und
geschmäcklerische Tendenz fehlt. Ein „natür-
licher“ Geschmack wendet sich wieder stärker
Meistern wie Bonnard, Utrillo, Segonzac,
Derain, Matisse usw., um nur einige Beispiele
herauszugreifen, zu, deren Preise sich auch
weiterhin halten, wenn nicht sogar etwas an-
ziehen.“ L. Sz.
München
Es ist noch nicht lange her, daß man fra-
gen konnte: „Was wird gesucht?“ und die
Antwort bekam: „Frühe Italiener, frühe
Bronzen, frühes Zinn, gute Fayencen usw.“
Heute müßte die Antwort lauten: „Gesucht

mals wiederkehren wird, muß bezweifelt wer-
den. Die Riesenarbeit, welche unsere Kunst-
historiker an Aufklärung und Läuterung der
Museen in den letzten Jahrzehnten geleistet
haben, stellte den Begriff der Qualität für
jeden erkennbar ans Tageslicht. Dies wird
zur Folge haben — und alle Anzeichen spre-
chen dalür —, daß die untere Qualitätsgrenze
um ein gutes Stück hinaufgelegt werden muß.
Dafür eröffnen sich dem Kunsthandel aber
neue Aussichten auf dem Gebiete der Volks-
kunst, deren Erfassung von Staats wegen
sicher bald ein vermehrtes, privates Interesse
folgen wird.
Eine Hoffnung auf die Zukunft setzt der
Kunsthandel auch darauf, daß die heute mit
wenigen Ausnahmen „kaltgestellten“ öffent-
lichen Sammlungen wieder in den Stand ge-
setzt werden, an den Ausbau ihrer Institute
zu gehen. Der jetzige Zustand muß einem
Volke, das sich auf sich selbst besonnen hat,
unhaltbar erscheinen. L. F. F.


Menzel, Holländische Bäuerin. 1876
Bleistift — Slg. Dr. Jansen — Katalog Nr. 76
Versteigerung: Internationales Kunst- und Auktions-
haus, Berlin, 8.—9. Dezember 1933

wird eigentlich nichts, aber verkaufen kann
man alles, wenn es den höchsten Anforde-
rungen entspricht und der Preis ,zeitgemäß'
ist.“ Dieser Nachsatz ist allerdings eine bis
fast an die ausschließende Grenze heran-
reichende Einschränkung insofern, als Objekte
dieser Art an sich rar sind und selten ange-
boten werden. Eine gewisse Ausnahme macht
in letzter Zeit die Münchener Malerei des
19. Jahrhunderts (Spitzweg, Lier usw.), nach
der sich Nachfrage bemerkbar zu machen be-
ginnt.
Dem Münchener Kunsthandel kommt in die-
ser Situation der Umstand zugute, daß er über
vorzügliche Bestände verfügt. Ein Gang durch
die Brienner Straße und ihre Umgebung gibt
ein geradezu überraschendes Bild von seiner
quantitativen und qualitativen Leistungsfähig-

Wien
Von dem Rückgang der Wirtschaftskon-
junktur in den letzten Jahren wurde auch der
Wiener Kunstmarkt stark in Mitleidenschaft
gezogen, was sich in der Auflösung und Ab-
wanderung bekannter Kunsthäuser auswirkte.
In der letzten Zeit macht sich im Antiquitäten-
handel, und da vornehmlich auf dem Gebiet der
Inneneinrichtung, eine leichte Belebung be-
merkbar. Auch altes Silber deutscher und
Wiener Herkunft findet Nachfrage. Weniger
deutlich treten künstlerische und geschmäck-
lerische Richtlinien in dem mehr individuell
eingestellten Bilderhandel hervor. Daß die
lokale Note angesichts ihrer Qualität und des
Tiefstandes der Preise besonders gepflegt wird,
versteht sich von selbst. Seine angesehene
Stellung im internationalen Kunsthandel dankt
das Wien von heute in erster Linie seinem
Auktionsmarkt, der es zu dem Mittelpunkt des
Kunsthandels der Nachfolgestaaten der öster-
reichisch-ungarischen Monarchie gemacht hat.
St. P.-N.

AUSSTELLUNGEN
Cornelius-Ausstellung
in der Berliner Akademie
Die Preußische Akademie der Künste er-
öffnete am 29. November die große Ausstellung
der Kartons von Peter Cornelius, die sie in Ge-
meinschaft mit der Berliner National-Galerie
veranstaltet hat. Die Ausstellung zeigt den
seit vielen Jahren nicht mehr gezeigten Be-
sitz der National-Galerie an monumentalen
Entwürfen für die großen Wandbilder und
Wandbilder-Pläne. Man sieht den Entwurf zu
einem der Wandbilder aus der römischen Casa
Bartholdy, der Wiedererkennung Josephs durch
seine Brüder (1816/17), dann die Entwürfe zu
seinen Münchner Hauptwerken, den Wand-
bildern in der Glyptothek und in der Ludwigs-
kirche, in denen die künstlerische Kraft von
Cornelius wohl ihren Höhepunkt erreicht hat,
ehe sein Konflikt mit König Ludwig I. ihn end-
gültig aus München vertrieb. Zeitlich am Ende
dieser Künstlerlaufbahn, die kein Aufstieg zur
Höhe einer Alterskunst innerlich monumen-

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