ARTo/ifeWORLD
VII. JAHRGANG, Nr. 50
LMONDE*AKß
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES DEUTSCHEN REICHSVERBANDES DES KUNST- UND ANTIQUITÄTEN HAN DE LS E. V. MÜNCHEN
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs.7 ; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Deutsche Kunst
in Florenz
Das neue Deutschland fand es begreif-
licherweise für notwendig, auch auf künstle-
rischem Gebiet dem Ausland seine neuen Ziele
zu zeigen. Daß für die erste Ausstellung
gerade Florenz gewählt wurde, gereicht den
Herren Mar um (Florenz) und Müller-
Ewald (München), von denen diese Idee aus-
ging, zu Ehren, denn diese Stadt ist nun ein-
mal das kulturelle Zentrum Italiens.
Das Interesse, das die Italiener dieser
Kundgebung entgegenbringen, ist nicht nur an
dem zahlreichen Besuch zu erkennen, sondern
insbesondere an den spaltenlangen Zeitungs-
August Gebhard, Die Tochter des Künstlers
Ausstellung deutscher Künstler in Florenz
allen 53 Künstlern in den 300 Bildern anzu-
treffen sind.
In einem besonders sind diese Künstler zu
loben — mögen sie nun zurückgegriffen haben,
„Vergangenheits-Stil“ zeigen und daher starken
Romantizismus aufweisen -—: in ihrem glän-
zenden Zeichnen und der vollendeten Technik,
welche auch bei den graphischen Arbeiten sehr
hervorsticht.
Ich erwähnte schon S t e p p e s , der mit
vielen ganz vorzüglichen Bildern vertreten ist
und der in italienischen Kreisen den größten
Erfolg hatte. Seine Bilder sind einfach,
lyrisch, in ihnen klingt zart und innig tief
das Lied der Berge und Felder. Diese Bilder
sind die vollkommene Ruhe und das tiefe In-
Sich-Schauen und bilden daher für uns heute
einen Genuß, an dem wir uns erholen
können. Oswald Poetzelberger hingegen
zeigt uns prächtige Bilder, a la Greco,
mit wunderbaren Farbenspielen, aber da seine
Lilüer vor allem. Konstruiert sind, so verlangen
sie nicht ein stilles Beschauen, sondern eine
gedankliche Verarbeitung des dargestellten
Problems. Hans F1 ü g g e n , bei dem Zeich-
nung und malerische Technik gefallen, stellt
Porträts aus, die das Ringen nach einer
modernen Darstellung mittels alter Technik
zeigen, aber man fühlt, daß der Künstler sein
letztes Ziel noch nicht fand. Bühler zeigt
Bilder von 1908, welche monumental wirken,
und solche von 1928/32, letztere, eine Land-
schaft und das „Porträt H. Thoma“, sind tech-
A U S S T E L
Fritz Burmann
berichten, sowie an den Verhandlungen, um
diese Ausstellung von hier nach Rom und Mai-
land zu überführen.
Natürlich war es nicht möglich, eine neue
Kunst zu zeigen, denn in acht Monaten kann
eine Kunst nicht entstehen, da diese ja der
Ausdruck einer Zeitmanifestation ist, zu deren
plastischem Darstellen den Künstlern Zeit ge-
lassen werden muß. Hingegen ist es von fun-
damentaler Wichtigkeit, zu sehen, worauf die
neue Kunst aufbauen soll, und hier sehen wir,
wie grundverschieden der Nordländer vom
Süden ist. Die Mittelmeervölker sind heute
zwar nicht ganz klar entwickelt in der Malerei,
aber die Tendenz neigt zu klaren, einfachen,
nicht zerebralen Bildern, mit feurigen, warnen
Farben.
Das was uns hier an den Werken von
Steppes, Poetzelberger, Bühler stark vor
Augen tritt, ist die gedanklich geistige Kon-
struktion der Bilder, mit ihren eher kalten
Farbentönen, welche mehr oder minder bei
Galerie Nierendorf, Berlin
In den groß gesehenen Spätsommer- und
Herbstbildern von der kurischen Nehrung,
welche der Königsberger Akademieprofessor
Fritz Burmann in den Räumen der Galerie
Nierendorf am Lützowufer ausstellt, spricht
mit sparsamen Gesten und Bewegungen und
einer kultivierten weichen, sauberen Farben-
gebung in Hellblau, Rosa, Braun und Gelb vor
allem das Figürliche an, durch das eine unge-
wöhnliche und doch unauffällig wirksame
Steigerung menschlichen Lebens an der Küste
zum Ausdruck gebracht wird, welches sich von
den flächigen, koloristisch sehr einfach und
zart abgestuften Hintergründen, dem wasser-
dunstgesättigten Himmel, den schwingenden
Linien der Dünen und der ebenen Weite des
Meeres sehr eindringlich abhebt. Gruppen von
Fischerfrauen in Strandhauben auf ihren
Gängen am Ufer, ihr gelassenes Beieinander
vor den Türen der niedrigen Katen vermag
nisch äußerst inter-
essant, aber leider etwas
zu mystisch eingestellt,
speziell sein Bild Maja.
Hervorzuheben sind
auch die Bronzearbeiten
von Schwegerle und
Behn, welche zusammen
mit Steppes die Spitzen-
leistungen darstellen.
Zu erwähnen wären
dann noch, abgesehen
von den sehr guten Gra-
phiken von Goldschmid,
W. Heise, H. Schön-
leber, Fritz und Erich
Erler, Spiegel, Sepp
Frank, welch letzterer
dem italienischen Stil in
seinem Bild „Ragusa“
am nächsten kommt. Bei
Fritz Erler sehen
wir Leistungen einer
vergangenen sezessio-
nistischen Zeit (die
meisten Bilder sind von
1910);
Erich Erler
Rich ard Kaiser, Landschaft bei Murnau
Ausstellung deutscher Künstler in Florenz
dagegen kommt den
modernen Ansprüchen näher, wobei, wie bei
«xuiLixiicna ist, QciK) das EioVische ganz
fehlt; Schödder macht den Eindruck, den
Weg zur Moderne gefunden zu haben.
Zusammengefaßt kann man sagen, daß
diese Ausstellung sicher rein deutsche Kunst
zeigt, die, wenn auch nicht modern, so doch
den neuen Künstlern die solide Basis zeigt, auf
der aufgebaut werden kann, ohne daß man
unnötigerweise von ausländischen Schulen
kopiert, ein alter und absurder Fehler, denn
künstlerische Auslandsprodukte sind selbst bei
bester Qualität volksfremd. T. S a 1 v 0 11 i
LUNGEN
seine delikate Temperafarbenkunst ebenso wir-
kungsvoll wiederzugeben, wie die Einzelge-
stalten der Kurenmädchen in ihren weißen oder
bunten Jacken oder auch die ruhevolle Profil-
darstellung einer Mutter mit Kind, wobei er
Edmund Steppes, Abenddämmerung
Ausstellung deutscher Künstler in Florenz
sich mit kleinen zeichnerischen oder maleri-
schen Details nicht viel abgibt. Auch bei
stumpfer Farbengebung ist in diesen meist nur
mäßig großen Bildern immer noch eine Leich-
tigkeit und Helligkeit, die kaum verkennen
läßt, daß Burmann, der in Westfalen geboren
worden ist, seine ersten malerischen Anregun-
gen aus dem deutschen Westen holte. Einiges
Stillebenhafte, Blumen, Früchte und Fische,
zeigt das in seiner farbigen Haltung und einer
eigentümlichen Flächenhaftigkeit, die letzten
Endes zum Wandbild strebt, noch deutlicher.
Einiges Zeichnerisch-Ornamentale, etwa das
eines verlorenen Wogengekräusels in mono-
toner Wasserfläche, auch Vereinzeltes, was in
der Aufteilung des Malerwerkes mosaikartig
anmutet und die zum Statuarischen drängende
Behandlung des Figürlichen kann keineswegs
über das Existenzhafte in diesen Darstellungen
des Fischerlebens auf der vom Strandgeflügel
umkreischten Dünenwelt der Nehrung zwischen
Meer und Haff hinwegtäuschen. Nicht als
Fremdes formt Burmann sein Erlebnis dieser
an sich so kargen und doch wiederum so un-
endlich reichen Natur, aber er deutet, da er
weder naturalistisch empfindet, noch Im-
pressionist ist, das Zufällige der landschaft-
lichen Vorbilder in einer Gestaltungsweise, die
den Eindruck einer Art von höheren Wahrheit
gibt. Mag der Motivkreis dieser an sich immer
irgendwie zur Verhaltenheit, zum Idyllischen
strebenden Kunst nicht sonderlich vielstimmig
erscheinen, selbst wo sie an der Einzelfigur
haften bleibt, wird sie doch niemals sentimen-
tal wirken und auch größere Formate zu füllen
vermögen. Die Durcharbeitung der Bild-
fläche in der „Schlafenden Mutter in den
Dünen“ mit einer ähnlichen Darstellung etwa
von Schrimpf verglichen, erweist ohne weiteres
den herben Untergrund, auf dem diese so
stimmungs- und farbenreiche Malerei er-
wachsen ist. Z e e c k
ANTIQUARIAT
PAUL GRAUPE
BERLIN W9, BELLEVUESTRASSE 3
VERSTEIGERUNGEN
GUSTAV ( RA’Il lt
ANTIQUITÄTEN Berlin W9, Lennestr. 8 GEMÄLDE
BRUNNER GflLLERV NEW-YORK
55, East 57th Street
VII. JAHRGANG, Nr. 50
LMONDE*AKß
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES DEUTSCHEN REICHSVERBANDES DES KUNST- UND ANTIQUITÄTEN HAN DE LS E. V. MÜNCHEN
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs.7 ; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Deutsche Kunst
in Florenz
Das neue Deutschland fand es begreif-
licherweise für notwendig, auch auf künstle-
rischem Gebiet dem Ausland seine neuen Ziele
zu zeigen. Daß für die erste Ausstellung
gerade Florenz gewählt wurde, gereicht den
Herren Mar um (Florenz) und Müller-
Ewald (München), von denen diese Idee aus-
ging, zu Ehren, denn diese Stadt ist nun ein-
mal das kulturelle Zentrum Italiens.
Das Interesse, das die Italiener dieser
Kundgebung entgegenbringen, ist nicht nur an
dem zahlreichen Besuch zu erkennen, sondern
insbesondere an den spaltenlangen Zeitungs-
August Gebhard, Die Tochter des Künstlers
Ausstellung deutscher Künstler in Florenz
allen 53 Künstlern in den 300 Bildern anzu-
treffen sind.
In einem besonders sind diese Künstler zu
loben — mögen sie nun zurückgegriffen haben,
„Vergangenheits-Stil“ zeigen und daher starken
Romantizismus aufweisen -—: in ihrem glän-
zenden Zeichnen und der vollendeten Technik,
welche auch bei den graphischen Arbeiten sehr
hervorsticht.
Ich erwähnte schon S t e p p e s , der mit
vielen ganz vorzüglichen Bildern vertreten ist
und der in italienischen Kreisen den größten
Erfolg hatte. Seine Bilder sind einfach,
lyrisch, in ihnen klingt zart und innig tief
das Lied der Berge und Felder. Diese Bilder
sind die vollkommene Ruhe und das tiefe In-
Sich-Schauen und bilden daher für uns heute
einen Genuß, an dem wir uns erholen
können. Oswald Poetzelberger hingegen
zeigt uns prächtige Bilder, a la Greco,
mit wunderbaren Farbenspielen, aber da seine
Lilüer vor allem. Konstruiert sind, so verlangen
sie nicht ein stilles Beschauen, sondern eine
gedankliche Verarbeitung des dargestellten
Problems. Hans F1 ü g g e n , bei dem Zeich-
nung und malerische Technik gefallen, stellt
Porträts aus, die das Ringen nach einer
modernen Darstellung mittels alter Technik
zeigen, aber man fühlt, daß der Künstler sein
letztes Ziel noch nicht fand. Bühler zeigt
Bilder von 1908, welche monumental wirken,
und solche von 1928/32, letztere, eine Land-
schaft und das „Porträt H. Thoma“, sind tech-
A U S S T E L
Fritz Burmann
berichten, sowie an den Verhandlungen, um
diese Ausstellung von hier nach Rom und Mai-
land zu überführen.
Natürlich war es nicht möglich, eine neue
Kunst zu zeigen, denn in acht Monaten kann
eine Kunst nicht entstehen, da diese ja der
Ausdruck einer Zeitmanifestation ist, zu deren
plastischem Darstellen den Künstlern Zeit ge-
lassen werden muß. Hingegen ist es von fun-
damentaler Wichtigkeit, zu sehen, worauf die
neue Kunst aufbauen soll, und hier sehen wir,
wie grundverschieden der Nordländer vom
Süden ist. Die Mittelmeervölker sind heute
zwar nicht ganz klar entwickelt in der Malerei,
aber die Tendenz neigt zu klaren, einfachen,
nicht zerebralen Bildern, mit feurigen, warnen
Farben.
Das was uns hier an den Werken von
Steppes, Poetzelberger, Bühler stark vor
Augen tritt, ist die gedanklich geistige Kon-
struktion der Bilder, mit ihren eher kalten
Farbentönen, welche mehr oder minder bei
Galerie Nierendorf, Berlin
In den groß gesehenen Spätsommer- und
Herbstbildern von der kurischen Nehrung,
welche der Königsberger Akademieprofessor
Fritz Burmann in den Räumen der Galerie
Nierendorf am Lützowufer ausstellt, spricht
mit sparsamen Gesten und Bewegungen und
einer kultivierten weichen, sauberen Farben-
gebung in Hellblau, Rosa, Braun und Gelb vor
allem das Figürliche an, durch das eine unge-
wöhnliche und doch unauffällig wirksame
Steigerung menschlichen Lebens an der Küste
zum Ausdruck gebracht wird, welches sich von
den flächigen, koloristisch sehr einfach und
zart abgestuften Hintergründen, dem wasser-
dunstgesättigten Himmel, den schwingenden
Linien der Dünen und der ebenen Weite des
Meeres sehr eindringlich abhebt. Gruppen von
Fischerfrauen in Strandhauben auf ihren
Gängen am Ufer, ihr gelassenes Beieinander
vor den Türen der niedrigen Katen vermag
nisch äußerst inter-
essant, aber leider etwas
zu mystisch eingestellt,
speziell sein Bild Maja.
Hervorzuheben sind
auch die Bronzearbeiten
von Schwegerle und
Behn, welche zusammen
mit Steppes die Spitzen-
leistungen darstellen.
Zu erwähnen wären
dann noch, abgesehen
von den sehr guten Gra-
phiken von Goldschmid,
W. Heise, H. Schön-
leber, Fritz und Erich
Erler, Spiegel, Sepp
Frank, welch letzterer
dem italienischen Stil in
seinem Bild „Ragusa“
am nächsten kommt. Bei
Fritz Erler sehen
wir Leistungen einer
vergangenen sezessio-
nistischen Zeit (die
meisten Bilder sind von
1910);
Erich Erler
Rich ard Kaiser, Landschaft bei Murnau
Ausstellung deutscher Künstler in Florenz
dagegen kommt den
modernen Ansprüchen näher, wobei, wie bei
«xuiLixiicna ist, QciK) das EioVische ganz
fehlt; Schödder macht den Eindruck, den
Weg zur Moderne gefunden zu haben.
Zusammengefaßt kann man sagen, daß
diese Ausstellung sicher rein deutsche Kunst
zeigt, die, wenn auch nicht modern, so doch
den neuen Künstlern die solide Basis zeigt, auf
der aufgebaut werden kann, ohne daß man
unnötigerweise von ausländischen Schulen
kopiert, ein alter und absurder Fehler, denn
künstlerische Auslandsprodukte sind selbst bei
bester Qualität volksfremd. T. S a 1 v 0 11 i
LUNGEN
seine delikate Temperafarbenkunst ebenso wir-
kungsvoll wiederzugeben, wie die Einzelge-
stalten der Kurenmädchen in ihren weißen oder
bunten Jacken oder auch die ruhevolle Profil-
darstellung einer Mutter mit Kind, wobei er
Edmund Steppes, Abenddämmerung
Ausstellung deutscher Künstler in Florenz
sich mit kleinen zeichnerischen oder maleri-
schen Details nicht viel abgibt. Auch bei
stumpfer Farbengebung ist in diesen meist nur
mäßig großen Bildern immer noch eine Leich-
tigkeit und Helligkeit, die kaum verkennen
läßt, daß Burmann, der in Westfalen geboren
worden ist, seine ersten malerischen Anregun-
gen aus dem deutschen Westen holte. Einiges
Stillebenhafte, Blumen, Früchte und Fische,
zeigt das in seiner farbigen Haltung und einer
eigentümlichen Flächenhaftigkeit, die letzten
Endes zum Wandbild strebt, noch deutlicher.
Einiges Zeichnerisch-Ornamentale, etwa das
eines verlorenen Wogengekräusels in mono-
toner Wasserfläche, auch Vereinzeltes, was in
der Aufteilung des Malerwerkes mosaikartig
anmutet und die zum Statuarischen drängende
Behandlung des Figürlichen kann keineswegs
über das Existenzhafte in diesen Darstellungen
des Fischerlebens auf der vom Strandgeflügel
umkreischten Dünenwelt der Nehrung zwischen
Meer und Haff hinwegtäuschen. Nicht als
Fremdes formt Burmann sein Erlebnis dieser
an sich so kargen und doch wiederum so un-
endlich reichen Natur, aber er deutet, da er
weder naturalistisch empfindet, noch Im-
pressionist ist, das Zufällige der landschaft-
lichen Vorbilder in einer Gestaltungsweise, die
den Eindruck einer Art von höheren Wahrheit
gibt. Mag der Motivkreis dieser an sich immer
irgendwie zur Verhaltenheit, zum Idyllischen
strebenden Kunst nicht sonderlich vielstimmig
erscheinen, selbst wo sie an der Einzelfigur
haften bleibt, wird sie doch niemals sentimen-
tal wirken und auch größere Formate zu füllen
vermögen. Die Durcharbeitung der Bild-
fläche in der „Schlafenden Mutter in den
Dünen“ mit einer ähnlichen Darstellung etwa
von Schrimpf verglichen, erweist ohne weiteres
den herben Untergrund, auf dem diese so
stimmungs- und farbenreiche Malerei er-
wachsen ist. Z e e c k
ANTIQUARIAT
PAUL GRAUPE
BERLIN W9, BELLEVUESTRASSE 3
VERSTEIGERUNGEN
GUSTAV ( RA’Il lt
ANTIQUITÄTEN Berlin W9, Lennestr. 8 GEMÄLDE
BRUNNER GflLLERV NEW-YORK
55, East 57th Street