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DIE W E L T K U N 8 T
Jahrg. VII, Nr. 17 vom 23. April 1933
öffentlichen das wesentliche Mittel zu dessen
Vermehrung; hier endet regelmäßig, was ein
Privater zu seinem Vergnügen zusammenzu-
bringen vermochte, ganz oder doch mit seinen
besten Stücken im öffentlichen Museum.
Hier entfaltet daher die Privatsammlung
eine denkmalpflegerische Funktion, die gleich-
falls zu ihren kulturellen Aktivposten zu
rechnen ist. Sie hält locker gewordenes Kunst-
gut im Lande zurück oder bringt fremdes Gut
dieser Art ins Land, das dadurch in doppeltem
Sinn eine Anwartschaft darauf gewinnt. Einer-
seits ist die Erwerbung von Werken, die be-
reits im Lande sind, für die Öffentlichkeit
leichter, weil ein moralischer und mancherorts
auch ein gesetzlicher Druck zuhilfe kommt;
anderseits mehrt das Vorhandensein von wert-
vollen Privatsammlungen das kulturelle
Nationalvermögen. Daß
sie vorhanden sind,
macht, auch wenn sie
jederzeit wieder aufge-
löst werden können,
eine Nation reicher, so-
lange sie Gütern dieser
Art überhaupt Wert
beimißt: aber es hat
noch keine Revolution
gegeben, der dieser Teil
ihres Kulturerbes aus
der Vergangenheit ganz
gleichgültig gewesen
wäre. Wenn Sowjetruß ¬
land die großen Privat-
sammlungen verstaat-
licht hat und weiter be-
treut, so ist dies nicht
nur um der wirtschaft-
lichen Werte willen ge-
schehen, die sie dar-
stellen.
Aber auch das wirt-
schaftliche Moment ist
für die Beurteilung des
Werts des Kunstsammelns nicht ganz belanglos.
Gutes Sammeln ist ein Zuwachs des National-
vermögens, bei dem sich Begabung und Instinkt
in materielle Werte umsetzen, während schlech-
tes Sammeln, selbst wenn der Kunsthandel da-
durch blüht, unerfreuliche Verschwendung ist.
Ob ein reicher Mann sein Geld unsinnig in
Kunstwerken vertut statt in Rennpferden oder
Weibern, ist für die Allgemeinheit völlig gleich;
für sie ist nicht Sammeln an sich ein Wert, son-
dern nur gutes Sammeln. Sammeln, das in
irgend einer Richtung schöpferische Kräfte be-
tätigt und dadurch kulturelle und materielle
Werte hervorbringt.
gezeichnete charakteristische Arbeiten aus den
Werkstätten von Nürnberg, Thüringen, Sach-
sen, Hessen, Böhmen und Schlesien. — Mit der
kleinen, außerordentlich gewählten „Samm-
lung der Frau E. H., Frankfurt a. M.“,
kommen kostbare gotische Textilien zur Ver-
steigerung. In Kürze sei nur auf prachtvolle
Kasein aus gotischem Samt oder Samtbrokat
mit gestickten Kreuzen (Abbildung in Nr. 16
der „Weltkunst“), auf die mehrfarbigen Samte,
die Samtbrokate und die Samte mit frühem
tiefliegendem Granatapfelmuster hingewiesen.
Uner den wenigen kunstgewerblichen Stücken
dieser Kollektion sei nur ein kleines roma-
nisches Glasgemälde um 1220, ein westfäli-
scher Kruzifix des 13. Jahrhunderts und ein
oberrheinisches Minnekästchen I. Hälfte des
15. Jahrhunderts erwähnt.
Den Hauptbestandteil des letzten Teiles
des Kataloges bilden neben alten Bildnis-
miniaturen Gemälde alter Meister.
Unter bedeutenden Werken der romanischen
und germanischen Schulen des 15. bis 18. Jahr-
hunderts sind u. a. folgende Künstler mit
charakteristischen Werken vertreten: Bruyn,
Bordone, Beyeren, Capelle, Cuyp, Maestro del
Bambino Vispo, Mazzola, Pantoya de la Cruz,
Rubens, Salviati, Schäuffelein, Seghers (siehe
Abbildung), Starnina und Strigel (Ab-
bildung S. 3).
Moderne Franzosen
Hercules Seghers, Landschaft
Kat. Nr. 482
Versteigerung: Hugo Helbing, München, 3.—4. Mai 1933
Auktionsvorberichte
Alte Gemälde,
Kunstge werbe
Am 3. und 4. Mai findet bei Hugo H e 1 -
b i n g eine bedeutende Versteigerung von
altem Kunstgewerbe und altdeutschen Ge-
mälden aus standesherrlichem Besitz sowie
von alten Gläsern, gotischen Textilien und
Gemälden alter Meister aus anderem Privat-
besitz statt.
Die 250 Nummern umfassende Kollek-
tion aus standesherrlichem Besitz
beginnt mit Steinzeug, Fayencen und Gläsern;
es folgt ausgezeichnetes Augsburger Renais-
sance- und Barocksilber. Die Reihe der
Arbeiten in unedlen Metallen umfaßt litur-
gische Geräte, eine Augsburger Tischuhr von
Wegelin, eine eiserne verzinnte, große Nürn-
berger Feldflasche u. a. m. Kupfer-Email-Ge-
fäße, Dosen und Elfenbeinstatuetten leiten
über zu den Holzarbeiten. Besonders ausge-
zeichnete Stücke enthält die 50 Nummern um-
fassende Abteilung der Waffen: schöne Helle-
barden und andere Stangenwaffen, frühe
Schweizer Schwerter, deutsche und spanische
Degen um 1600, Gewehre des 17. und frühen
18. Jahrhunderts. Unter den gotischen Holz-
skulpturen und altdeutschen Gemälden seien
erwähnt vier altgefaßte Reliefs mit Szenen
aus der Ursulalegende, Augsburg um 1515,
ein Flügelaltar mit Schnitzerei und Bemalung
um 1500 und zwei durch bemerkenswert gute
Erhaltung ausgezeichnete große Altartafeln
aus dem Kreise Holbeins d. Ä.
Die zweite Sammlung „AIte Gläser
aus fränkischem Adelsbesitz“ bie-
tet Proben der Emailmalerei des 17. Und
18. Jahrhunderts, in der Hauptsache umfaßt
sie aber geschnittene Gläser und bringt aus-
GALERIE WESTFELD
Wuppertal-Elberfeld
Gemälde erster Meister
Ankauf — Tausch — Verkauf
Inhalt Nr. 17
Prof. Dr. Hans Tietze:
Der Kulturwert des Kunstsammlers. . . .1,2
Auktionsvorberichte (m. 3 Abb.) . . 2
Ausstellungen (m. 2 Abb):. 2
in Budapest
in Berlin
Literatur.2, 3
Preisberichte. 3
Auktionskalender. 3
Nachrichten von Überall. 4
Deutsche Kunst. 4
Abbildungen:
Der Meister derIVeibermacht. Anbetung
der Könige. 1
Hercules Seghers, Landschaft. 2
Rembrandt, Bildnis-Studie. 2
Rembrandt, Bauernhof. 2
Hans Strigel, Altarbild. 3
Ring Kaiser Heinrichs IV.. 4
Ruppert, Rekonstruktion des Selbstbildnisses
von Veit. 4
Paris, Vorb. 29. April
Eine Reihe interessanter moderner fran-
zösischer Gemälde wird am 29. April durch
M» A. B e 11 i e r und M. J. H e s s e 1 im
Hotel Drouot ausgeboten: neben Aqua-
Rembrandt, Bildnis-Studie
Budapest,
Museum der bildenden Künste
rellen von Forain, Segonzac, Signac u. a. ragen
unter den Ölbildern ein Frauenbildnis von
Boudin, ein Stilleben von Fantin-Latour, ein
Kinderbild von Renoir und Arbeiten von
Utrillo, Matisse, Laprade, Eberl, Derain u. a.
hervor.
Englisches Mobiliar
London, Vorb. 3./5. Mai
Aus dem Nachlaß der Viscountess Cowdray
wird durch Sotheby & Co. die gesamte Ein-
richtung von 16, Carlton House Terrace ver-
steigert werden, vor allem erlesenes engli-
sches Mobiliar des 18. Jahrhunderts, eine Reihe
guter Tapisserien, ostasiatische und euro-
päische Porzellane sowie Kunstgewerbe.
JUuminierte
Han dsch ri ft en
Slg. Chester Beatty, II. Teil
London, Vorb. 9. Mai
Der zweite Teil der berühmten englischen
Handschriftensammlung Chester Beatty, um-
fassend 37 illuminierte Handschriften des
Mittelalters und der Renaissance, dürfte auf
der Auktion bei Sotheby & Co. einem nicht
geringeren Interesse begegnen als die erste,
vor einem Jahre mit so außerordentlichem Er-
folg versteigerte Abteilung. Es kann hier nur
auf wenige Stücke dieser durch den großen
Katalog von Millar der Wissenschaft bereits
hinlänglich bekanntgemachten Sammlung hin-
gewiesen werden, so das karolingische Evan-
geliar des 9. Jahrhunderts aus der Schule von
Tours mit den herrlichen Initialen und Kanon-
Seiten, die reich illustrierte englische
Zacharias Chrysopolitanus-Handschrift des
12. Jahrhunderts und, vielleicht das
interessanteste Stück der Frühzeit, das Evan-
gelienbuch aus Seitenstetten, eine Handschrift
des frühen 13. Jahrhunderts aus dem Kreise
der Salzburger Malerschule. Es folgen wert-
volle englische, französische und flämische
Arbeiten des 13. und 14. Jahrhunderts. Unter
den italienischen Handschriften ragt ein
neapolitanisches Psalterium des 14. und der
Lactantius des 15. Jahrhunderts, vor allem
aber der wahrscheinlich für den König Matthias
Corvinus in Florenz geschriebene Livius hervor.
Das importanteste Stück unter den flämischen
und französischen Stundenbüchern ist ein von
Fouquet um 1470 illuminierter Band, der sich
ehemals in der Holford-Sammlung befand.
Slg. Alexander Tritsch
Wien, Vorb. 27.—29. April
Nachdem bereits vor einigen Jahren in Ber-
lin der größte Teil der bedeutenden Gemälde-
kollektion des Wiener Sammlers Alexander
Tritsch versteigert wurde, gelangt nunmehr der
Rest der Sammlung, das schöne antike Mo-
biliar und Kunstgewerbe sowie eine Reihe
wichtiger Gemälde, durch das Dorotheum zum
Ausruf. Unter den Gemälden ragen Arbeiten
von Aelbert Cuyp, B. van der Heist, H. C.
van Vliet, Dusart, Decker, Jan van der Meer,
Gonzales Coques, Claesz Heda, Marieschi u. a.
hervor.
Sammlung
Dr. Joseph Kranz
Wien, Vorb. 5. Mai
Das Auktionshaus Albert Kende ver-
steigert am 5. Mai die hervorragend gepflegte
und künstlerisch bedeutende Wohnungsein-
richtung des Herrn Dr. Joseph Kranz in dessen
Palais: Liechtensteinstr. 53. Neben bestem
Mobiliar des 18. Jahrhunderts, Kunstgewerbe,
Teppichen und Tapisserien ragt die Sammlung
der Gemälde mit Werken von Waldmüller,
Danhauser, Canon u. a. hervor. Von großem
Interesse eine Reihe schöner alter Kachel-
öfen.
AUSSTELLUNGEN
in Budapest:
Die Ausstellung der Kunsthalle war
dem Gedächtnis des kürzlich verstorbenen
Grafen Kuno Klebeisberg gewidmet, der
während seiner zehnjährigen Amtszeit als Un-
terrichtsminister auf kultur- und kunstpoli-
tischem Gebiete hervorragend gewirkt hat.
Zahlreiche kulturelle Einrichtungen wurden
durch ihn ins Leben gerufen und gefördert:
Schul- und Universitätsbauten, wissenschaft-
liche Institute, die ungarischen Kollegien im
Ausland für die Spezialausbildung von Stu-
denten und Wissenschaftlern, die Künstler-
kolonie in Rom für das Studium von Künst-
lern und Kunsthistorikern u. v. A. Die Aus-
stellung, welche sich über fünfzehn Säle er-
streckt, enthält viele Beispiele und Belege für
diese Wirksamkeit: Photographien und Pläne
der Neubauten und restaurierten Kunstdenk-
mäler, Photographien von Wandmalereien und
plastischen Kunstwerken, Originalkunstwerke
— alte und neuere —, die vom Staate erworben
wurden,Vitrinen mit den
Büchern, die von den
Kollegisten verfaßt
wurden, sowie eine
Sammlung aus der Pro-
duktion der römischen
Kunststipendiaten. Alles
in allem vermittelt die
Ausstellung den Ein-
druck einer wahrhaft
umfangreichen und gran-
diosen Leistung, ange-
sichts derer man nur ein
Bedauern darüber, daß
sie für die künstlerischen
Fragen und Probleme
der Gegenwart so wenig
Empfinden hatte, doch
nicht unterdrücken
kann. Graf Klebeisberg
schwebte bei seinen
großzügigen Plänen ein
auf elektrischer Grund-
lage erstehender Monu-
mentalstil vor, für des-
sen Verwirklichung er
meist nur die Vertreter
der historisch - eklek-
in Berlin:
Deutsche Landschaft
Galerie Ferdinand Möller
Erster Teil einer Ausstellungsfolge, die eine
Übersicht über wesentliche deutsche Land-
schafter der Gegenwart geben will. Von dem
verstorbenen Theo von Brockhusen Zeich-
nungen, deren graphische Schärfe mit den
spröden und kargen Sujets bedacht überein-
geht; ein elegischer Unterton schwingt mit.
Fast auf allen diesen Blättern zieht sich eine
freudlose Landstraße, die den Blick einfängt
und mitführt, an herbstlich entlaubten Bäu-
men vorbei in die Bildtiefe. Neben den Zeich-
nungen ist eine Reihe tüchtiger, bisher unbe-
kannter Radierungen Brockhusens ausgestellt.
Die schweren Landschaften des Ostpreußen
Artur D e g n e r lasten auf der Leinwand. Die
trockenen, fleckig hingesetzten, etwas watti-
gen Farben folgen dem formenden, silbrigen
Licht, welches die Bilder überzieht, nicht immer
ganz. Martin P a a t z ist eine ungleiche Be-
gabung. Er schwankt in seinen Ausdrucks-
mitteln, weil er sich keines von ihnen recht zu
eigen macht. Neben belanglosen Bildern kom-
men solche vor, die einer glücklichen Stunde
bemerkenswerte farbige Leistungen verdanken.
Der Holsteiner Hans Holtorf zeigt hand-
werklich bewundernswerte Aquarelle, die voller
Naturbeobachtung stecken und diese auf eine
gute Art in die Farbe umzusetzen verstehen.
K.
Literatur
Die Malerfamilie van der Haagen
Mr. J. K. van der Haagen. De schilders van der
Haagen en hun werk. Voorburg (Holland) 1932
(1933). Eigen Uitgave. 158 Seiten, 33 Abb.
Brosch. 6,50 fl.
Das in holländischer Sprache geschriebene
Buch über die im 17. und beginnenden 18. Jahr-
hundert florierenden Maler van der Haagen,
das im vorigen Jahre als Beilage zu einem Fa-
milienbuche „Het geslacht van der Haagen 1417
bis 1932“ erschien, wurde kürzlich in 200 Exem-
plaren durch den Autor, selbst ein Mitglied der
Familie van der Haagen, in den Handel gebracht.
Es ist kaum zufällig, daß diese Publikation ge-
rade in Holland, dem Lande so mancher lebendi-
gen Traditionen, entstand. Nicht nur Interesse
an der Geschichte der Vorfahren — die als Maler
einen bescheidenen Platz in der glänzenden
Künstlergeschichte Althollands einnehmen ■—,
sondern auch Liebe zu der großen Vergangenheit
der Heimat ganz im allgemeinen scheinen dem
Verfasser entscheidenden Antrieb gegeben zu
haben, diese Monographie zu schreiben.
Joris van der Haagen, oder wie er
selbst unterzeichnete: van der Hagen, ist durch
seine Landschaftskunst auch außerhalb Hollands
wohlbekannt geworden. E r steht im Mittelpunkt
der Betrachtungen, und die Besprechung seines
Lebens und Wirkens und das Verzeichnis seiner
Werke sind Hauptbestandteile des Buches:
Das Leben: genaues Geburtsdatum (um
1615) noch unbekannt, Jugendzeit und Lehre bei
seinem Väter Abraham (1587—1639) in Arn-
heim, 1640 Übersiedelung nach dem Haag, wo er
heiratete, der Gilde beitrat, Bürgerrecht erwarb
und später Mitbegründer der Künstlergenossen-
schaft „Pictura“ ward. 1660 wird ein Jan Jansz
Smidt als sein Schüler genannt. Sicher war er
bis an sein Lebensende (1669), zuletzt vorwie-
gend im Haag, als Maler und Zeichner tätig -—■,
das etwa sind die wichtigsten Tatsachen dieses
Kapitels.
Sein Werk: Verfasser versucht eine zeit-
liche Gruppierung des Oeuvre, die im wesent-
lichen überzeugt. Er weist darauf hin, daß
einige der besten Schöpfungen Joris’ in seine
Frühzeit fallen, während die Werke nach der
Rembrandt, Bauernhof
Budapest, Museum der bildenden Künste
tisch orientierten Künstlergeneration heranzog,
während er zahlreiche junge Talente des Lan-
des, die einer Förderung bedurft hätten und
würdig gewesen wären, überging. Dies ist auch
der Grund dafür, daß manche von den unter
solchen Bedingungen entstandenen Kunstwer-
ken durch das Unzeitgemäße ihrer Form-
gebung befremden.
Die Graphische Abteilung des Museums
der bildenden Künste zeigt als Ab-
schluß ihrer Reihe von Handzeichnungs-Aus-
stellungen die Niederländer des XV. bis
XIX. Jahrhunderts. Diese ausgezeichneten und
gut organisierten Veranstaltungen, die viel zu
der Popularisierung der wertvollen Bestände
der Sammlung beitragen dürften, sind das
Werk Frau Dr. Edith Hoffmanns, der Lei-
terin der Graphischen Abteilung. Ähnlich wie
bei den früheren Ausstellungen, wird auch dies-
mal nahezu das gesamte Material eines Ge-
bietes vorgeführt (siehe unsere Abbildungen).
Als Ergänzung zu den Blättern des XIX. Jahr-
hunderts hat Ministerialrat Paul von Ma-
jovszky mehrere Stücke seiner bekannten
Sammlung, u. a. drei Zeichnungen van Goghs,
überlassen. Dr. E. M. Hajos
Jahrhundertmitte (der aufkommenden Mode ent-
sprechend!) romantische Stilelemente aufweisen,
die dem Wesen Joris’ nicht entsprachen. Als To-
pograph blieb Joris — zeichnend und malend —
bis zuletzt ein interessanter Meister. Die Staffage
malte er vielfach selbst in seine Landschaften,
doch ließ er sie gelegentlich, wie es auch viele
seiner Kollegen hielten, durch andere Künstler
einsetzen, z. B. von D. Wyntrack, Berchem, L. de
Jongh u. a.
Das Werkverzeichnis: Unter Be-
nutzung von Hofstede de Groots ausgedehnten
Notizen entstanden, sachlich geordnet, bis März
1933 (!) geführt! Es zeugt von jahrelangem
eifrigen Sammeln des reichen, aber verstreuten
Materials und erweist sich trotz einzelner Lücken
und Druckfehler als zuverlässig. Es ist ja für
die Brauchbarkeit eines an die 500 Werke um-
fassenden Katalogs ziemlich gleichgültig, ob
einige bei uns in Deutschland geläufige Verstei-
gerungskataloge, wie Rumohr (1846), Kirschbaum
(1851), Meyer-Hildburghausen (1858), Stchou-
kine (1907), dem holländischen Verfasser zufällig
unbekannt geblieben sind; ich möchte es weit
mehr bedauern, daß das Werkverzeichnis hier
trotz beigegebener Register viel weniger über-
sichtlich ist als etwa in Dr. Schneiders kürzlich
erschienener 'Lievens-Monographie! (Verfasser
ordnete auch die ihm selbst nur als zweifelhaft
erscheinenden Werke unter der laufenden Num-
mer des Hauptverzeichnisses ein und trennte
grundsätzlich nicht die Gemäldebeschreibungen
von denen der Handzeichnungen gleichen In-
haltes).
DIE W E L T K U N 8 T
Jahrg. VII, Nr. 17 vom 23. April 1933
öffentlichen das wesentliche Mittel zu dessen
Vermehrung; hier endet regelmäßig, was ein
Privater zu seinem Vergnügen zusammenzu-
bringen vermochte, ganz oder doch mit seinen
besten Stücken im öffentlichen Museum.
Hier entfaltet daher die Privatsammlung
eine denkmalpflegerische Funktion, die gleich-
falls zu ihren kulturellen Aktivposten zu
rechnen ist. Sie hält locker gewordenes Kunst-
gut im Lande zurück oder bringt fremdes Gut
dieser Art ins Land, das dadurch in doppeltem
Sinn eine Anwartschaft darauf gewinnt. Einer-
seits ist die Erwerbung von Werken, die be-
reits im Lande sind, für die Öffentlichkeit
leichter, weil ein moralischer und mancherorts
auch ein gesetzlicher Druck zuhilfe kommt;
anderseits mehrt das Vorhandensein von wert-
vollen Privatsammlungen das kulturelle
Nationalvermögen. Daß
sie vorhanden sind,
macht, auch wenn sie
jederzeit wieder aufge-
löst werden können,
eine Nation reicher, so-
lange sie Gütern dieser
Art überhaupt Wert
beimißt: aber es hat
noch keine Revolution
gegeben, der dieser Teil
ihres Kulturerbes aus
der Vergangenheit ganz
gleichgültig gewesen
wäre. Wenn Sowjetruß ¬
land die großen Privat-
sammlungen verstaat-
licht hat und weiter be-
treut, so ist dies nicht
nur um der wirtschaft-
lichen Werte willen ge-
schehen, die sie dar-
stellen.
Aber auch das wirt-
schaftliche Moment ist
für die Beurteilung des
Werts des Kunstsammelns nicht ganz belanglos.
Gutes Sammeln ist ein Zuwachs des National-
vermögens, bei dem sich Begabung und Instinkt
in materielle Werte umsetzen, während schlech-
tes Sammeln, selbst wenn der Kunsthandel da-
durch blüht, unerfreuliche Verschwendung ist.
Ob ein reicher Mann sein Geld unsinnig in
Kunstwerken vertut statt in Rennpferden oder
Weibern, ist für die Allgemeinheit völlig gleich;
für sie ist nicht Sammeln an sich ein Wert, son-
dern nur gutes Sammeln. Sammeln, das in
irgend einer Richtung schöpferische Kräfte be-
tätigt und dadurch kulturelle und materielle
Werte hervorbringt.
gezeichnete charakteristische Arbeiten aus den
Werkstätten von Nürnberg, Thüringen, Sach-
sen, Hessen, Böhmen und Schlesien. — Mit der
kleinen, außerordentlich gewählten „Samm-
lung der Frau E. H., Frankfurt a. M.“,
kommen kostbare gotische Textilien zur Ver-
steigerung. In Kürze sei nur auf prachtvolle
Kasein aus gotischem Samt oder Samtbrokat
mit gestickten Kreuzen (Abbildung in Nr. 16
der „Weltkunst“), auf die mehrfarbigen Samte,
die Samtbrokate und die Samte mit frühem
tiefliegendem Granatapfelmuster hingewiesen.
Uner den wenigen kunstgewerblichen Stücken
dieser Kollektion sei nur ein kleines roma-
nisches Glasgemälde um 1220, ein westfäli-
scher Kruzifix des 13. Jahrhunderts und ein
oberrheinisches Minnekästchen I. Hälfte des
15. Jahrhunderts erwähnt.
Den Hauptbestandteil des letzten Teiles
des Kataloges bilden neben alten Bildnis-
miniaturen Gemälde alter Meister.
Unter bedeutenden Werken der romanischen
und germanischen Schulen des 15. bis 18. Jahr-
hunderts sind u. a. folgende Künstler mit
charakteristischen Werken vertreten: Bruyn,
Bordone, Beyeren, Capelle, Cuyp, Maestro del
Bambino Vispo, Mazzola, Pantoya de la Cruz,
Rubens, Salviati, Schäuffelein, Seghers (siehe
Abbildung), Starnina und Strigel (Ab-
bildung S. 3).
Moderne Franzosen
Hercules Seghers, Landschaft
Kat. Nr. 482
Versteigerung: Hugo Helbing, München, 3.—4. Mai 1933
Auktionsvorberichte
Alte Gemälde,
Kunstge werbe
Am 3. und 4. Mai findet bei Hugo H e 1 -
b i n g eine bedeutende Versteigerung von
altem Kunstgewerbe und altdeutschen Ge-
mälden aus standesherrlichem Besitz sowie
von alten Gläsern, gotischen Textilien und
Gemälden alter Meister aus anderem Privat-
besitz statt.
Die 250 Nummern umfassende Kollek-
tion aus standesherrlichem Besitz
beginnt mit Steinzeug, Fayencen und Gläsern;
es folgt ausgezeichnetes Augsburger Renais-
sance- und Barocksilber. Die Reihe der
Arbeiten in unedlen Metallen umfaßt litur-
gische Geräte, eine Augsburger Tischuhr von
Wegelin, eine eiserne verzinnte, große Nürn-
berger Feldflasche u. a. m. Kupfer-Email-Ge-
fäße, Dosen und Elfenbeinstatuetten leiten
über zu den Holzarbeiten. Besonders ausge-
zeichnete Stücke enthält die 50 Nummern um-
fassende Abteilung der Waffen: schöne Helle-
barden und andere Stangenwaffen, frühe
Schweizer Schwerter, deutsche und spanische
Degen um 1600, Gewehre des 17. und frühen
18. Jahrhunderts. Unter den gotischen Holz-
skulpturen und altdeutschen Gemälden seien
erwähnt vier altgefaßte Reliefs mit Szenen
aus der Ursulalegende, Augsburg um 1515,
ein Flügelaltar mit Schnitzerei und Bemalung
um 1500 und zwei durch bemerkenswert gute
Erhaltung ausgezeichnete große Altartafeln
aus dem Kreise Holbeins d. Ä.
Die zweite Sammlung „AIte Gläser
aus fränkischem Adelsbesitz“ bie-
tet Proben der Emailmalerei des 17. Und
18. Jahrhunderts, in der Hauptsache umfaßt
sie aber geschnittene Gläser und bringt aus-
GALERIE WESTFELD
Wuppertal-Elberfeld
Gemälde erster Meister
Ankauf — Tausch — Verkauf
Inhalt Nr. 17
Prof. Dr. Hans Tietze:
Der Kulturwert des Kunstsammlers. . . .1,2
Auktionsvorberichte (m. 3 Abb.) . . 2
Ausstellungen (m. 2 Abb):. 2
in Budapest
in Berlin
Literatur.2, 3
Preisberichte. 3
Auktionskalender. 3
Nachrichten von Überall. 4
Deutsche Kunst. 4
Abbildungen:
Der Meister derIVeibermacht. Anbetung
der Könige. 1
Hercules Seghers, Landschaft. 2
Rembrandt, Bildnis-Studie. 2
Rembrandt, Bauernhof. 2
Hans Strigel, Altarbild. 3
Ring Kaiser Heinrichs IV.. 4
Ruppert, Rekonstruktion des Selbstbildnisses
von Veit. 4
Paris, Vorb. 29. April
Eine Reihe interessanter moderner fran-
zösischer Gemälde wird am 29. April durch
M» A. B e 11 i e r und M. J. H e s s e 1 im
Hotel Drouot ausgeboten: neben Aqua-
Rembrandt, Bildnis-Studie
Budapest,
Museum der bildenden Künste
rellen von Forain, Segonzac, Signac u. a. ragen
unter den Ölbildern ein Frauenbildnis von
Boudin, ein Stilleben von Fantin-Latour, ein
Kinderbild von Renoir und Arbeiten von
Utrillo, Matisse, Laprade, Eberl, Derain u. a.
hervor.
Englisches Mobiliar
London, Vorb. 3./5. Mai
Aus dem Nachlaß der Viscountess Cowdray
wird durch Sotheby & Co. die gesamte Ein-
richtung von 16, Carlton House Terrace ver-
steigert werden, vor allem erlesenes engli-
sches Mobiliar des 18. Jahrhunderts, eine Reihe
guter Tapisserien, ostasiatische und euro-
päische Porzellane sowie Kunstgewerbe.
JUuminierte
Han dsch ri ft en
Slg. Chester Beatty, II. Teil
London, Vorb. 9. Mai
Der zweite Teil der berühmten englischen
Handschriftensammlung Chester Beatty, um-
fassend 37 illuminierte Handschriften des
Mittelalters und der Renaissance, dürfte auf
der Auktion bei Sotheby & Co. einem nicht
geringeren Interesse begegnen als die erste,
vor einem Jahre mit so außerordentlichem Er-
folg versteigerte Abteilung. Es kann hier nur
auf wenige Stücke dieser durch den großen
Katalog von Millar der Wissenschaft bereits
hinlänglich bekanntgemachten Sammlung hin-
gewiesen werden, so das karolingische Evan-
geliar des 9. Jahrhunderts aus der Schule von
Tours mit den herrlichen Initialen und Kanon-
Seiten, die reich illustrierte englische
Zacharias Chrysopolitanus-Handschrift des
12. Jahrhunderts und, vielleicht das
interessanteste Stück der Frühzeit, das Evan-
gelienbuch aus Seitenstetten, eine Handschrift
des frühen 13. Jahrhunderts aus dem Kreise
der Salzburger Malerschule. Es folgen wert-
volle englische, französische und flämische
Arbeiten des 13. und 14. Jahrhunderts. Unter
den italienischen Handschriften ragt ein
neapolitanisches Psalterium des 14. und der
Lactantius des 15. Jahrhunderts, vor allem
aber der wahrscheinlich für den König Matthias
Corvinus in Florenz geschriebene Livius hervor.
Das importanteste Stück unter den flämischen
und französischen Stundenbüchern ist ein von
Fouquet um 1470 illuminierter Band, der sich
ehemals in der Holford-Sammlung befand.
Slg. Alexander Tritsch
Wien, Vorb. 27.—29. April
Nachdem bereits vor einigen Jahren in Ber-
lin der größte Teil der bedeutenden Gemälde-
kollektion des Wiener Sammlers Alexander
Tritsch versteigert wurde, gelangt nunmehr der
Rest der Sammlung, das schöne antike Mo-
biliar und Kunstgewerbe sowie eine Reihe
wichtiger Gemälde, durch das Dorotheum zum
Ausruf. Unter den Gemälden ragen Arbeiten
von Aelbert Cuyp, B. van der Heist, H. C.
van Vliet, Dusart, Decker, Jan van der Meer,
Gonzales Coques, Claesz Heda, Marieschi u. a.
hervor.
Sammlung
Dr. Joseph Kranz
Wien, Vorb. 5. Mai
Das Auktionshaus Albert Kende ver-
steigert am 5. Mai die hervorragend gepflegte
und künstlerisch bedeutende Wohnungsein-
richtung des Herrn Dr. Joseph Kranz in dessen
Palais: Liechtensteinstr. 53. Neben bestem
Mobiliar des 18. Jahrhunderts, Kunstgewerbe,
Teppichen und Tapisserien ragt die Sammlung
der Gemälde mit Werken von Waldmüller,
Danhauser, Canon u. a. hervor. Von großem
Interesse eine Reihe schöner alter Kachel-
öfen.
AUSSTELLUNGEN
in Budapest:
Die Ausstellung der Kunsthalle war
dem Gedächtnis des kürzlich verstorbenen
Grafen Kuno Klebeisberg gewidmet, der
während seiner zehnjährigen Amtszeit als Un-
terrichtsminister auf kultur- und kunstpoli-
tischem Gebiete hervorragend gewirkt hat.
Zahlreiche kulturelle Einrichtungen wurden
durch ihn ins Leben gerufen und gefördert:
Schul- und Universitätsbauten, wissenschaft-
liche Institute, die ungarischen Kollegien im
Ausland für die Spezialausbildung von Stu-
denten und Wissenschaftlern, die Künstler-
kolonie in Rom für das Studium von Künst-
lern und Kunsthistorikern u. v. A. Die Aus-
stellung, welche sich über fünfzehn Säle er-
streckt, enthält viele Beispiele und Belege für
diese Wirksamkeit: Photographien und Pläne
der Neubauten und restaurierten Kunstdenk-
mäler, Photographien von Wandmalereien und
plastischen Kunstwerken, Originalkunstwerke
— alte und neuere —, die vom Staate erworben
wurden,Vitrinen mit den
Büchern, die von den
Kollegisten verfaßt
wurden, sowie eine
Sammlung aus der Pro-
duktion der römischen
Kunststipendiaten. Alles
in allem vermittelt die
Ausstellung den Ein-
druck einer wahrhaft
umfangreichen und gran-
diosen Leistung, ange-
sichts derer man nur ein
Bedauern darüber, daß
sie für die künstlerischen
Fragen und Probleme
der Gegenwart so wenig
Empfinden hatte, doch
nicht unterdrücken
kann. Graf Klebeisberg
schwebte bei seinen
großzügigen Plänen ein
auf elektrischer Grund-
lage erstehender Monu-
mentalstil vor, für des-
sen Verwirklichung er
meist nur die Vertreter
der historisch - eklek-
in Berlin:
Deutsche Landschaft
Galerie Ferdinand Möller
Erster Teil einer Ausstellungsfolge, die eine
Übersicht über wesentliche deutsche Land-
schafter der Gegenwart geben will. Von dem
verstorbenen Theo von Brockhusen Zeich-
nungen, deren graphische Schärfe mit den
spröden und kargen Sujets bedacht überein-
geht; ein elegischer Unterton schwingt mit.
Fast auf allen diesen Blättern zieht sich eine
freudlose Landstraße, die den Blick einfängt
und mitführt, an herbstlich entlaubten Bäu-
men vorbei in die Bildtiefe. Neben den Zeich-
nungen ist eine Reihe tüchtiger, bisher unbe-
kannter Radierungen Brockhusens ausgestellt.
Die schweren Landschaften des Ostpreußen
Artur D e g n e r lasten auf der Leinwand. Die
trockenen, fleckig hingesetzten, etwas watti-
gen Farben folgen dem formenden, silbrigen
Licht, welches die Bilder überzieht, nicht immer
ganz. Martin P a a t z ist eine ungleiche Be-
gabung. Er schwankt in seinen Ausdrucks-
mitteln, weil er sich keines von ihnen recht zu
eigen macht. Neben belanglosen Bildern kom-
men solche vor, die einer glücklichen Stunde
bemerkenswerte farbige Leistungen verdanken.
Der Holsteiner Hans Holtorf zeigt hand-
werklich bewundernswerte Aquarelle, die voller
Naturbeobachtung stecken und diese auf eine
gute Art in die Farbe umzusetzen verstehen.
K.
Literatur
Die Malerfamilie van der Haagen
Mr. J. K. van der Haagen. De schilders van der
Haagen en hun werk. Voorburg (Holland) 1932
(1933). Eigen Uitgave. 158 Seiten, 33 Abb.
Brosch. 6,50 fl.
Das in holländischer Sprache geschriebene
Buch über die im 17. und beginnenden 18. Jahr-
hundert florierenden Maler van der Haagen,
das im vorigen Jahre als Beilage zu einem Fa-
milienbuche „Het geslacht van der Haagen 1417
bis 1932“ erschien, wurde kürzlich in 200 Exem-
plaren durch den Autor, selbst ein Mitglied der
Familie van der Haagen, in den Handel gebracht.
Es ist kaum zufällig, daß diese Publikation ge-
rade in Holland, dem Lande so mancher lebendi-
gen Traditionen, entstand. Nicht nur Interesse
an der Geschichte der Vorfahren — die als Maler
einen bescheidenen Platz in der glänzenden
Künstlergeschichte Althollands einnehmen ■—,
sondern auch Liebe zu der großen Vergangenheit
der Heimat ganz im allgemeinen scheinen dem
Verfasser entscheidenden Antrieb gegeben zu
haben, diese Monographie zu schreiben.
Joris van der Haagen, oder wie er
selbst unterzeichnete: van der Hagen, ist durch
seine Landschaftskunst auch außerhalb Hollands
wohlbekannt geworden. E r steht im Mittelpunkt
der Betrachtungen, und die Besprechung seines
Lebens und Wirkens und das Verzeichnis seiner
Werke sind Hauptbestandteile des Buches:
Das Leben: genaues Geburtsdatum (um
1615) noch unbekannt, Jugendzeit und Lehre bei
seinem Väter Abraham (1587—1639) in Arn-
heim, 1640 Übersiedelung nach dem Haag, wo er
heiratete, der Gilde beitrat, Bürgerrecht erwarb
und später Mitbegründer der Künstlergenossen-
schaft „Pictura“ ward. 1660 wird ein Jan Jansz
Smidt als sein Schüler genannt. Sicher war er
bis an sein Lebensende (1669), zuletzt vorwie-
gend im Haag, als Maler und Zeichner tätig -—■,
das etwa sind die wichtigsten Tatsachen dieses
Kapitels.
Sein Werk: Verfasser versucht eine zeit-
liche Gruppierung des Oeuvre, die im wesent-
lichen überzeugt. Er weist darauf hin, daß
einige der besten Schöpfungen Joris’ in seine
Frühzeit fallen, während die Werke nach der
Rembrandt, Bauernhof
Budapest, Museum der bildenden Künste
tisch orientierten Künstlergeneration heranzog,
während er zahlreiche junge Talente des Lan-
des, die einer Förderung bedurft hätten und
würdig gewesen wären, überging. Dies ist auch
der Grund dafür, daß manche von den unter
solchen Bedingungen entstandenen Kunstwer-
ken durch das Unzeitgemäße ihrer Form-
gebung befremden.
Die Graphische Abteilung des Museums
der bildenden Künste zeigt als Ab-
schluß ihrer Reihe von Handzeichnungs-Aus-
stellungen die Niederländer des XV. bis
XIX. Jahrhunderts. Diese ausgezeichneten und
gut organisierten Veranstaltungen, die viel zu
der Popularisierung der wertvollen Bestände
der Sammlung beitragen dürften, sind das
Werk Frau Dr. Edith Hoffmanns, der Lei-
terin der Graphischen Abteilung. Ähnlich wie
bei den früheren Ausstellungen, wird auch dies-
mal nahezu das gesamte Material eines Ge-
bietes vorgeführt (siehe unsere Abbildungen).
Als Ergänzung zu den Blättern des XIX. Jahr-
hunderts hat Ministerialrat Paul von Ma-
jovszky mehrere Stücke seiner bekannten
Sammlung, u. a. drei Zeichnungen van Goghs,
überlassen. Dr. E. M. Hajos
Jahrhundertmitte (der aufkommenden Mode ent-
sprechend!) romantische Stilelemente aufweisen,
die dem Wesen Joris’ nicht entsprachen. Als To-
pograph blieb Joris — zeichnend und malend —
bis zuletzt ein interessanter Meister. Die Staffage
malte er vielfach selbst in seine Landschaften,
doch ließ er sie gelegentlich, wie es auch viele
seiner Kollegen hielten, durch andere Künstler
einsetzen, z. B. von D. Wyntrack, Berchem, L. de
Jongh u. a.
Das Werkverzeichnis: Unter Be-
nutzung von Hofstede de Groots ausgedehnten
Notizen entstanden, sachlich geordnet, bis März
1933 (!) geführt! Es zeugt von jahrelangem
eifrigen Sammeln des reichen, aber verstreuten
Materials und erweist sich trotz einzelner Lücken
und Druckfehler als zuverlässig. Es ist ja für
die Brauchbarkeit eines an die 500 Werke um-
fassenden Katalogs ziemlich gleichgültig, ob
einige bei uns in Deutschland geläufige Verstei-
gerungskataloge, wie Rumohr (1846), Kirschbaum
(1851), Meyer-Hildburghausen (1858), Stchou-
kine (1907), dem holländischen Verfasser zufällig
unbekannt geblieben sind; ich möchte es weit
mehr bedauern, daß das Werkverzeichnis hier
trotz beigegebener Register viel weniger über-
sichtlich ist als etwa in Dr. Schneiders kürzlich
erschienener 'Lievens-Monographie! (Verfasser
ordnete auch die ihm selbst nur als zweifelhaft
erscheinenden Werke unter der laufenden Num-
mer des Hauptverzeichnisses ein und trennte
grundsätzlich nicht die Gemäldebeschreibungen
von denen der Handzeichnungen gleichen In-
haltes).