Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8

DIE WELTKUNST

Jahrg. X, Nr. 48/49 vom 6. Dezember 1936

Nachrichten

von Überall

Deutsche Leihgaben für Wien
Bei der Ausstellung zu Ehren Honore
Daumiers, welche die Albertina in Wien zur
Zeit gemeinsam mit dem Kulturbund veran-
staltet, haben sich auch deutsche Museen und
deutsche Sammler beteiligt. Die Nationalgalerie
in Berlin stellte eine Zeichnung in Kohle und
Feder aus, die Kunsthalle in Bremen zwei
Bildskizzen in schwarzer Kreide. Aus den Pri-
vatsammlungen, die ihre Daumiers zur Ver-
fügung stellten, ist die ausgezeichnete Oel-
pinselstudie auf Papier „Bildnis des Malers
Daubigny“ zu nennen, die Dr. Eduard Baron
von der Heydt, Berlin, der Ausstellung ge-
liehen hat.
Neue Leihgaben von der
Heydts für deutsche Museen
Der bekannte Sammler Baron von der
Heydt, dem eine Reihe deutscher Museen Leih-
gaben verdanken, hat soeben wieder fünf Neu-
erwerbungen dem Münchener Völker-
kunde-Museum als Leihgabe überlassen.
Es handelt sich dabei um die stilistisch äußerst
eindrucksvollen hinterindischen Torsi brahma-
nischer Gottheiten, deren eine wir bereits in
Nr. 46 veröffentlicht haben, während wir heute
hier eine weitere Abbildung folgen lassen.
Die Orangerie
im Charlottenburger Schloß
Ein Teil der Orangerie des Charlottenbur-
ger Schlosses wurde seit einiger Zeit dem
Rauch-Museum zur Verfügung gestellt; zur
Zeit wird der Westteil mit dem Kuppelsaal zu
einem Konzertsaal ausgestaltet, der den Aka-
demien für Kirchen- und Schulmusik dienen
soll. Der Bau der Orangerie stammt von dem
Hofbaumeister Kurfürst Friedrichs III., dem


Torso einer brahmanischen Gottheit
H. 73 cm. Khmer, 12.—13. Jahrhundert
Leihgabe der Sammlung Baron E. v. d. H e y d t an
das Völkerkunde-Museum, München
(Photo Museum)

späteren ersten König in Preußen, Freiherr
von Eosander, genannt E. von Göthe, der in
den Jahren 1701 bis 1707 das Charlottenburger
Schloß ausgebaut hat. Damit wird die Oran-
gerie ebenso wie Schloß Schönhausen und
Schloß Bellevue einer künstlerischen Bestim-
mung erschlossen. Der alte „Mittelsalon“ mit
seinem schönen gebrochenen Dach soll in
seiner Ursprünglichkeit erhalten bleiben. Der
hier neugeschaffene Konzertsaal faßt etwa 400
Personen.
Weltfilmpalast für Venedig
Die italienische internationale Filmausstel-
lung, die es in wenigen Jahren zu recht hoher
Bedeutung zum mindesten für den europä-
ischen Markt, wenn nicht für die künstlerische
Entwicklung der ganzen Filmerzeugung ge-
bracht hat, krankte bisher daran, daß sie kein
eigenes Lichtspielhaus besaß und daß man ein
Freiluftkino improvisiert hatte, das bei den
oft unsicheren Sommern von Venedig leider
mitunter versagte. Die Leitung der Biennale
hat daher bereits im vergangenen August be-
schlossen, ein Großkino zu bauen, das allen
modernsten Anforderungen an ein Lichtspiel-
haus Genüge trägt. Aus dem Wettbewerb um
diesen Bau auf dem Lido von Venedig ist als
Sieger jetzt der römische Architekt Ingenieur
Quagliata hervorgegangenen, dessen Pro-
jekt angenommen worden ist und sofort aus-
geführt werden soll. Das Weltfilmtheater soll
bereits bei der kommenden Ausstellung im
August 1937 fertig sein.
Ein Corot für 9000 Dollar
Auf der Versteigerung Storr Wells in
New York (12.—14. November) wurde der erste
größere Gemälde-Preis der Herbstsaison er-
zielt: $ 9000 für Corots „Les Baigneurs a l‘en-
fant“. Das Bild von Millet, „Die Schäferin“,
ging für $ 3700 in Privatbesitz über.
Erfolg der Versteigerung Coty
Unter riesigem, seit Jahren nicht mehr beo-
bacheten Publikumsandrang fand am 30. No-
vember und 1. Dezember die Versteigerung der
berühmten Sammlung Coty durch Mes Bau-
doin und Ader statt. Bei einem Gesamtergebnis
von über 8 Millionen Francs lagen die Ge-
mälde meist weit über den Taxen, während
die Tapisserien nicht ganz das erwartete Inter-
esse fanden. Hauptpreis war 1% Millionen
Francs für Largillieres „Belle Strasbourgoise“,
die damit um 50 % über den Schätzungspreis
stieg. Watteaus „Ile enchantee“ wurde von
einem Pariser Sammler für 580 000 ffr. erstei-
gert; dasselbe Bild kostete auf der Versteige-
lung Wilson (1881) 20 000, auf der Vente Kahn
(1895) 41 000, auf der Versteigerung Levy (1925)
475 000 ffr. Weitere Spitzenpreise: Reynolds
„Negerbildnis“ 425 000 ffr.; Guardi, „Canale
Grande“ 200 000 ffr.; Watteau, Zeichnung mit
zwei Frauenstudien 320 000 ffr.; Bildnisse von
Perronneau und Rommey 161 000 und 103 000
ffr. Vollständiger Preisbericht in der folgen-
den Nummer.
Eine Warschauer
Kunstentdeckung
Vor einigen Monaten unternahm Prof. Jan
Rutkowski in der staatlichen Konserva-
tionswerkstätte in Warschau die Restaurierung
eines Bildes, welches aus der Kirche des hl.
Alexander stammte und derselben im Jahre
1825 als Geschenk zufiel. Es zeigte sich gleich,
daß das Oelgemälde (210 cm/140 cm) schon in
früherer Zeit zweimal übermalt wurde; nach
Entfernung der Uebermalungen, des Schmutzes
und Rauchfanges kam ein Kunstwerk zum Vor-

ERNST FRITZSCHE

JAPAN ('NINA
ANKAUF — VERKAUF
Berlin W 9 Früher:
BELLEVUESTR. 6a WILIIELMSTRASSE 49
gegenüber dem Hotel Esplanade, unmittelbar am Potsdamer Platz
Telefon: B 1 Kurf ür st 1189


schein, dessen Kolorit, Licht- und Schatten-
verteilung wie auch die tadellose Kompo-
sition, die Zugehörigkeit des Bildes zur hollän-
dischen Schule des XVII. Jahrhunderts verriet.
Die richtige Bestimmung ergab die Signatur

Personalien
Zum Leiter der Kunstsammlungen der Feste Coburg
wurde Dr. August Brüschwiler ernannt, der vordem
viele Jahre Kunst- und Antiquitätenhändler in München
war. F.


Carei Fabritius, Auferweckung des Lazarus
Leinwand, 210 : 140 cm — Signiert — Neuentdeckung
(Photo mit frdl. Gen. v. M. Wallis)

Museumsdirektor Dr. Ewald
in Köln ist beauftragt worden,
in der Philosophischen Fakul-
tät der Universität Köln die
geschichtlichen Hilfswissen-
schaften, insbesondere die
Siegel- und Wappenkunde, so-
wie die Rheinische Kulturge-
schichte in Vorlesungen und
Uebungen zu vertreten.
Kurz-Nachrichten
Arras. Das Diözesanmuseum
ist durch ein Geschenk um ein
bedeutendes, bisher unbekann-
tes Stück mittelalterlicher Pla-
stik, die Holzstatuette eines
Engels aus dem 13. Jahrhun-
dert, bereichert worden.
Brüssel. Im Palais des Beaux
Arts stellt augenblicklich
der österreichische Maler Al-
fred Graf Wickenburg
seine Gemälde aus. Sein
Schaffen findet in der belgi-
schen Presse ein lebhaftes Echo.
London. In der großen
Halle von St. Bartholomew’s
Hospital fandet gegenwärtig
eine gewählte Schau von
Werken Hogart'hs statt, die
vom König und den Spitzen
der Gesellschaft mit Leihgaben
beschickt wurde.
— Eine Attraktion im Aus-
stellungsleben bildet gegen-
wärtig die Schau bei Co I-
n a g h i , die sechzig italie-
nische Stecher des 17. und
18. Jahrhunderts in ihren
Hauptwerken vereinigt.
Vorträge
Die Archäologische Gesell'
schäft zu Berlin und die Ver-
einigung der Freunde antiker"
Kunst versammeln sich zur
Feier des 96. Winckelmann-
festes am Mittwoch, den 9. De-
zember 1936, pünktlich 19.30
Uhr, im Harnack - Haus |f1

CAR. FABR., wodurch Fabritius als Autor
des Bildes festgestellt werden konnte. Das
Gemälde, welches die Auferweckung des
Lazarus darstellt, stammt vermutlich aus den
Jahren 1643—1646, aus der Zeit also der in-
nigsten Mitarbeit und Freundschaft Fabritius’
mit Rembrandt und gehört zu den vorzüglich-
sten Werken der Rembrandtschule. AHO

26 Monticelli am Markt
Nach achtjährigen gerichtlichen Ausein-
andersetzungen um die künstlerische Erbschaft
des verstorbenen Francois Honnorat, die aus
26 allgemein bekannten Werken von Monticelli
bestand, gelangen diese Bilder, die bereits im
Jahre 1928 hätten versteigert werden sollen,
nunmehr zum Verkauf. Die Stadt Marseille ist
mit ihren Ansprüchen gegenüber dem Erben,
Colonel O. Honnorat, unterlegen, und nun-
mehr werden diese Gemälde am 29. Dezember
im Hotel des Ventes in Marseille durch Mes
H. Raynaud und U. L a u g i e r sowie den
Experten M. Martini versteigert (Abb. S. 4).

Kaufe Gemälde
la Qualität
VON THEODOR ALT
Viktor Rhein?, Berlin NW7, Unter den Linden 68

Ausstellung
NEULAND FÜR
SAMMLER
Gemälde des deutschen Rokoko und
der Romantik
geöffnet werktäglich 10 —16 Uhr
GALERIE D« LLZ
Berlin W35, Victoriastr. 26a

DAS GUTE HOTEL

Kurhotel Monte Verita

Ascona

Schweiz

Das Hotel der Kunstfreunde

Volle Pension ab Frs. 12.—
Zimmer ab Frs. 4. —

Prospekte auf Anfrage

Berlin - Dahlem, Ihnestraße 16—20. Den Festvortrag
hält Professor Dr. Wilhelm Pinder über das Thema
„Die staufische Plastik, eine' klassische Kunst".
In der Gesellschaft für Ostasiatisch®
Kunst (Berlin W, Victoriastr. 27) spricht am 8. De'
zember, 20 Uhr pünktlich, Prof. Dr. Heinrich Zimmer
über „Symbolik indischer Tempelbauten".
Berichtigung
Die von uns in Nr. 46 besprochene Ausstellung
„Kunst der Innerschweiz" in Luzern ist nicht von Dr-
Hugelshofer, der nur vorübergehend am Kunstmuseum
anläßlich des Bezugs des Neubaus tätig war, sondern
von dem jetzigen Konservator, Herrn Dr. P. H i I b e r /
veranstaltet worden.
Geschäftliches
(außer Verantwortung der Schriftleitung)
Werner Grote-Hasenbalg, der bekannt#
Spezialist für orientalische Teppiche, hat, nachdem er
sich einige Jahre vom Markt zurückgezogen hatte, ,n
Berlin W, Budapester Straße 16—18, neue Geschäftsräume
eröffnet, in denen neben Teppichen auch ausgesucht#5
Mobiliar und europäisches Kunstgewerbe geführt wi«"d'
Der Antiquitätenhändler Alfons F I a ss h a a r'
Berlin, verlegte seine Geschäftsräume von der Kur
fürstenstr. 113 nach Berlin W 35, Tiergartenstr. 8.

Jakob Cornelisz van Oostsaanen, 1477-1533
Holz 27x40 cm

KUNSTHAUS MALMED^


Antiquitäten • Gemälde alter Meister
KÖLN a. Rh., UNTER SACHSENHAUSEN

Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide'
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre B u r e a u
Parisi en: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteur Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / I f a
lien : Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. — Auflage der Nummer 4000. —
Schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Ao
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unver-langt eingesandte Manuskripte wird nicht übernomm#n
und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe-
Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW 61.
 
Annotationen