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DIE WELTKUNST

Jahrg. XIII, Nr. 28/29 vom 23. Juli 1939

zahl von größeren Gruppen thematischer Art.
Die nicht allzu große Anzahl von Arbeiten aus
dem Gebiet der figürlichen Komposition findet
in gewissem Sinne ihren Sammelpunkt in der
reichen Überschau über das Lebenswerk von
Arthur Kampf, die aus Anlaß des 75. Geburts-
tages des Künstlers in einem eigenen Raum
dargeboten wird. Carl Schwalbach, Hans Happ,
Johannes Beutner, Hans Schmitz - Wieden-
brück, Constantin Gerhardinger, Thomas Baum-
gartner, Oswald Poetzelberger u. a. geben be-
zeichnende Proben ihrer Kunst aus dem Be-
reich der figürlichen Komposition. Das klas-
sische Thema „Urteil des Paris“ findet in zwei
großen Kompositionen von Adolf Ziegler und
Georg Friederich erschöpfende Ausdeutung. Es
muß noch der Arbeiten von Martin Amorbach
„Abend“, Schuster-Winkelhof „Badende Magd“,
Sepp Hilz „Bäuerliche Venus“ gedacht wer-
den und der Einzelfiguren und Aktmalereien
von Eichhorst, Schult, Klein, Padua und
Schwarz. Den Malereien aus dem Umkreis
des ländlichen Lebens darf auch diesesmal wie-
der die besondere Beachtung der Ausstellungs-
besucher gelten, ebenso wie den vortrefflichen
Tierstücken von Zügel, Junghanns, Schramm-
Zittau und Bergmann. Groß ist die Zahl der
landschaftlichen Darstellungen, angefangen von

den temperamentvollen, mit großer malerischer
Bravour hingeschriebenen Arbeiten von Müller-
Wischin bis zu den empfindsam sich weitenden
Ausblicken von Gradl. Das Gebiet der Bild-
nismalerei bringt alle Abstufungen der per-
sönlichen Auffassung; da sind die malerisch
markanten Bildnisköpfe von Samberger, da sind
Führerbildnisse von Fritz Erler und Franz
Triebsch, da ist das Kinderbildnis von Raffael
Schuster Woldan und das Bildnis des Reichs-
jägermeister Hermann Göring von Hommel.
Sehr eindrucksvoll sind auch die Kriegs-
bilder, vor allem die Malereien von Elk Eber,
Eduard Thöny, Wilhelm Sauter und die Dar-
stellungen von technischen Bauten von Theo-
dor Protzen „Autobahnbrücke Limburg“ und
Richard Geßner „Bahnhofsumbau Düsseldorf“.
Eine eigenartige Note bringen die still-beschau-
lichen, räumlich schön gegliederten Architektur-
bilder von Otto A. Hirth in die Ausstellung.
Die oberen Räume der Deutschen Kunst sind
wieder den Gemälden kleineren Formates, der
Kleinplastik und der überaus reichhaltigen
graphischen Abteilung vorbehalten. Über 1300
Werke bieten sich so in vorbildlicher Anord-
nung dem Beschauer dar und vermitteln ein
weitausgreifendes Bild vom Kunstschaffen im
großdeutschen Reich.

l ag der Deutschen Kunst 1939


Erik Richter,

Küstenlandschaft. Große Deutsche Kunstausstellung, München

Durch die Tagespresse sind unsere Leser
bereits weit eingehender über den Verlauf
dieses größten, alljährlich wiederkehrenden
künstlerischen Ereignisses unterrichtet, als dies
an dieser Stelle möglich ist. Abgesehen von

der Berichterstattung über die an diesem Tage
eröffnete „Große Deutsche Kunstausstellung
1939,, bleibt uns die Aufgabe, einen Blick auf
den künstlerischen Rahmen zu werfen, der für
dieses Fest in allen seinen Teilen geschaffen
wurde.
München ist nicht nur die Stadt der Kunst,
sondern man nennt es auch die Stadt der Feste.
Kunst und Feste gehören hier zusammen. Wir

nahe, ob diese nicht abreißen oder verflachen
würde, wenn es darum ging, dem Feste über
das Lokale hinaus einen allgemein deutschen,
ja dieses Mal sogar einen großdeutschen Cha-
rakter zu geben. Wer in dieser Hinsicht Be-
denken hatte, wird auch
in diesem Jahre, wo die
Veranstaltungen und ihr
künstlerischer Rahmen
die beiden vorhergehen-
den an Großartigkeit und
Pracht in den Schatten
stellten, angenehm ent-
täuscht gewesen sein.
Der Führer hat bei Er-
öffnung der Ausstellung
gesagt: „In allen Künsten
leben die vergangenen
Zeitalter mit.“ Und in
diesem Geiste wurde
durch das Zusammen-
wirken aller Künste das
Fest gestaltet.
Es ist hier nicht der
Raum vorhanden, auch
nur andeutungsweise über
den reichen Schmuck der
Straßen, Plätze und Ge-
bäude, die festliche Be-
leuchtung aller Häuser
der ganzen Stadt und
was alles hierzu gehört,
zu berichten. Deutlich
sah man, wie sich alles
vervollkommnet hat auf
Grund der Erfahrungen
der Vorjahre. Von mäch-
tiger Wirkung — als Mittelpunkt des Ganzen —
war die Tribüne des Führers und seiner
Gäste auf dem Odeonsplatz; ein Baldachin mit
riesigem in Silber auf Blau gesticktem Adler
von Pilonen getragen, die wieder von plastischen
goldenen Adlern gekrönt waren. Hier zog der
Festzug „2000 Jahre Deutsche Kultur“ an dem
Führer vorbei. Ihn zu erstellen haben sich nicht


Julius Paul Junghanns, „Durch Wetter und Wind“
Große Deutsche Kunstausstellung, München (Foto Jaeger & Goergen)

(Foto Jaeger & Goergen)

nur die freien und Handwerkskünste, sondern
auch Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte
vereinigt, und man staunt darüber, mit welcher
Einfühlung und künstlerischer Gewissenhaftig-
keit Gruppe für Gruppe
aufgebaut war. Jede für
sich war zu künstlerischer
Wirkung zusammenge-
schlossen und dem Gan-
zen eingegliedert. Das
Wikingerschiff, die Sonne.
Malerei des Mittelalters,
der Renaissance, baye-
risches Barock, Blut und
Boden, Ostmark, Reichs-
kleinodien und wie sie
alle hießen, waren jedes
für sich ein Kunstwerk.
Einzig der Rübezahl in
der Sudetengruppe, wie
er sich dem goldenen
Geäste einer Eiche ent-
windet. Alles in allem:
eine imposante Leistung!
So auch waren die ein-
zelnen Volksfeste mit
ihren Darbietungen bis
aufs Letzte künstlerisch
gestaltet: das Seefest im
Englischen Garten, das
Tanzfest im Dantestadion,
das Pressefest vor der
Amalienburg im Nym-
phenburger Park, das
Künstlerfest in der Resi-
denz und alle andern.
Der Höhepunkt des
Festes war die Fest-
sitzung der Reichskam-
mer der bildenden Künste
im Festsaal des Deut-
schen Museums, der auch
der Führer beiwohnte.
Der Präsident der Kam-

mer, Professor Adolf Ziegler, wies in seiner
Rede darauf hin, daß die Richtlinien, die der
Führer der deutschen Kunst gegeben hat, heute
schon Gemeingut der Künstler seien. Er kam



haben die klassische Schilderung, die Gottfried
Keller in seinem Grünen Heinrich von einem
Künstlerfest vor 100 Jahren gibt und seitdem
sind unzählige solcher Feste gefeiert worden
und Künstlerfestzüge durch die geschmückten
Straßen der Münchener Stadt gezogen, in denen
die Künstler ihrer Phantasie, ihrer Laune und
ihrem Können Ausdruck gegeben haben. Wir
Älteren erinnern uns der großartigen Schützen-
festzüge, des Festzuges zur Eröffnung des
Deutschen Museums u. v. a. Wir erinnern uns
auch des jeweils damit verbunden gewesenen
Schmuckes der Straßen und Plätze der Stadt.
Der Tag der Deutschen Kunst fußt also hier
auf einer alten Tradition und die Frage lag

Ein deutscher Reichskommissar
für die Mailänder Triennale
Der Herr Reichsminister für Volksaufklärung
und Propaganda hat im Einvernehmen mit dem
Herrn Reichsminister für Wissenschaft, Er-
ziehung und Volksbildung für die Durchführung
der deutschen Beteiligung an der Internationalen
Ausstellung für Architektur und dekorative
moderne Künste in Mailand (VII. Triennale 1940)
den Direktor des Landesgewerbemuseums, Abt.
Sammlungen, Stuttgart, Oberregierungsrat Dr.
Gretsch, zum Reichskommissar ernannt.

LUDWIGS-GALERIE
K. THÄTER
GEMÄLDE
ERSTEN RANGES
MÜNCHEN 2, OTTOSTRASSE 5

Ferdinand Liebermann,
Alfred Rosenberg, Große Deutsche Kunst-
ausstellung, München (Foto Privat)
auf das Doerner-Institut zu sprechen, das ein-
wandfreie Gutachten über Echtheit und Un-
echtheit von Werken der bildenden Kunst auf
wissenschaftlich-exakter Grundlage ausarbeite.
Von dem Kunsthändler verlangte er, daß er ein
ehrlicher Vermittler zwischen Künstler und
Kunstfreund sei. Anschließend hielt Reichs-
minister Dr. Goebbels seine große Rede, die
in dem Appell an die Künstler gipfelte, dazu bei-
zutragen, daß die Künste dienende Werkzeuge
am ewigen Leben des Volkes werden. L. F. F.

Die „Sammlungen
antiker Kunst“ in Mannheim
Im Mannheimer Schloß wurden Räume frei-
gemacht, in denen Prof. Dr. H. Gropengießer
die „Sammlungen antiker Kunst“ neu aufstellte.
Eine große Zahl ausgezeichneter Abgüsse und
schöner antiker Kleinplastiken des Altertums
konnte hier vereinigt werden. Bemerkenswert
vor allem die Reihe der altetruskischen Grab-
denkmäler, die in einem eigenen Raum gezeigt
werden und s. Zt. von Papst Pius VI. dem Her-
zog Karl Theodor geschenkt wurden.

GEMÄLDE
15. BIS 19. JAHRHDT.

HEINEMANN
WIESBADEN - TAUNUSSTR. 39 - F 28358

ANTIQUITÄTEN
MÖBEL PLASTIKEN
 
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