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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 5.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.3528#0286

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282 BESPRECHUNGEN.

und von einigen dichterischen Darstellungsmitteln, wie Metapher und Allegorie die
Rede, und auf den übrig bleibenden zwanzig Seiten wird das Schöne als das Ziel
der Kunst hingestellt, wobei das Schöne etwa als das Harmonisch-Typische auf-
gefaßt wird, und dann werden noch die verschiedenen Kategorien des Tragischen,
des Komischen, der Ironie usw. erläutert, wobei sich der Verfasser wohl an der
Ästhetik Volkelts orientiert hat.

Andere Teile des Buches sind zwar etwas weniger trocken geraten als gerade
der Abschnitt über Kunst. Im wesentlichen aber wird überall nur eine Klassifikation
und Begriffserläuterung gegeben. Die allermeisten dieser Ausdrücke sind aber einem
einigermaßen intelligenten Jungen, der nicht bloß seine Schulpensen gelesen hat,
bekannt, und für die Dummen und Trägen, die nicht auch einmal von selber ein
Buch lesen, haben die Elemente der Philosophie doch keinen Zweck. So ist das
Buch in jenem fatalen Schulton geschrieben, hinter dem das Gespenst des Memo-
rierens steht. Die geistig Regsamen wollen doch Philosophieren lernen und sich
nicht Definitionen einprägen; und von der Ästhetik wollen sie eigentlich nicht er-
fahren, warum ein gewisser Empfindungskomplex ästhetische Qualität haben kann
(welches Problem im Buche nicht berührt ist), sondern sie wollen einen gewissen
Maßstab bekommen, nach dem sie beurteilen können, ob ein bestimmtes Gedicht
oder ein Drama oder ein Bild gut oder schlecht ist, wovon in dem Buch auch
nicht die Rede ist. (In der heutigen Ästhetik ebensowenig, aber das ist eine Frage
für sich.) Ich glaube nicht, daß ein Primaner aus diesem Buch einen andern Ein-
druck von der Philosophie bekommt, als daß sie eine langweilige Schulmeisterei sei,
während etwa eine Erörterung des Problems der Kritik der reinen Vernunft für die
Intelligenten ein erhebliches Interesse haben könnte.

Nun gibt es allerdings eine verhältnismäßig zahlreiche Gruppe von gelehrten
Naturen, denen das Klassifizieren und das Wissen der Bedeutung gelehrter Aus-
drücke an und für sich ein Vergnügen ist, aber ich bezweifle, daß es besonders
zweckmäßig ist, noch mehr Wasser auf die Mühle solcher Leute zu gießen.

Wenn der Referent es auch für ein verfehltes Unternehmen hält, mit diesem
Buch philosophisches Denken zu verbreiten, so bekennt er gerne, daß er durchaus
den Eindruck hat, als sei der persönliche Unterricht des Verfassers für seine Schüler
interessant und anregend gewesen.

Mainz. W. Betz.

Werdandi, Monatsschrift für deutsche Kunst und Wesensart, im
Auftrage des Werdandibundes herausgegeben von Friedrich Seeßelberg,
Leipzig, Verlag von Fritz Eckardt. 16 M. jährlich, Einzelhefte 1,80 M. II. Jahr-
gang 1909.

Der Werdandibund (benannt nach der Norne) wurde im Mai 1907 gegründet
und erstreckt sich über ganz Deutschland. Der Bund will insbesondere »das Deutsch-
Eigentümliche und Kulturkräftige auf den Gebieten aller Einzelkünste ins Bewußt-
sein rufen, die getrennten Künste zusammenschließen, rege Verbindung zwischen
Volk und Kunst herstellen und auch engere Wechselbeziehungen zwischen Künstlern
und Gelehrten herstellen. Diesem Zweck dienen die Monatsschrift ,Werdandi',
unregelmäßig erscheinende Schriften und Bücher (Urschriften, Neuausgaben, Über-
setzungen usw.), Vorträge und geselliger Verkehr, festliche Kunsttage mit Aus-
stellungen und sonstigen künstlerischen Veranstaltungen. Das Arbeitsfeld erstreckt
sich auf: alle bildenden und angewandten Künste, die Musik, die Dichtkunst und
die schöne Literatur, die Schauspiel- und Vortragskunst; ferner aber auch auf die
Politik und die Wissenschaften, soweit diese zur Kunst und zum Gemütsleben des
 
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