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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 5.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.3528#0301

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BESPRECHUNGEN. 297

unterscheidet Weber: 1. die reine Kreidetechnik, 2. die trockene Wischtechnik, 3. die
feuchte Wischtechnik, 4. die Technik mit aufgeklebtem Papier, und 5. die Technik
mit angeheftetem Papier.

Von diesen Techniken kann hier nur das Wichtigste mitgeteilt werden. Die
Prismatischen Kreidestücke sollen nicht etwa angespitzt werden. Dünne Striche
entstehen durch Benutzung einer der acht Ecken; durch Eckenabnützung und durch
das Ziehen von dicken Strichen bilden sich von selbst neue, scharfe Ecken. Weiße
und farbige Flächen lassen sich am schnellsten erzielen, wenn man mit den langen
Kanten des Kreideprismas zeichnet. Durch Wischen mit dem Finger oder einem
trocknen Schwamm entstehen dann Flächen, die sich leicht abtönen lassen. Mit
e,nem nassen Schwamm gelingt es, die dunkle Farbe der Wandtafel an einigen
stellen als tiefe Schatten hervortreten zu lassen.

Bei geschickter Handhabung dieser Hilfsmittel lassen sich nun auf der Wand-
afel in kurzer Zeit für alle Schüler gut erkennbare Zeichnungen liefern. Sobald
in Lehrer empfindet, daß sich eine Sache mittels der Lautsprache nicht mit solcher
eutlichkeit und Verständlichkeit erläutern läßt, dann soll er zur Kreide greifen,
. er wird durch ein in jedem Punkte logisch verständliches Bild, durch
n wissenschaftliches Schema ein besseres Verständnis erzielen.

Es könnte aber auch ein anderes Motiv zum Zeichnen anregen, wenn nämlich

r Lehrer seine Schüler etwas sehen, etwas fühlen und schauen lassen will, was

ihnen in Wirklichkeit nicht in dieser Art vorführen kann. Bei dieser Art der

arstellung kommt es nicht auf irgend welche logische Erfaßbarkeit an, sondern

ecl'glich auf die Bildhaftigkeit des Ausdrucks; Form und Farbe, Licht und Schatten,

_ im wissenschaftlichen Schema vernachlässigt werden, sind bei solcher künstle-

schen Skizze wesentlich. Künstlerische Bilder verdanken ihre Entstehung

ein der Freude an der Erscheinung.

Derartige Bilder, die vielfach in ihrem Charakter an die bekannten Künstler-

'ndrucke erinnern, bilden das Eigenartige dieses Tafelwerkes. Sie sind nach Aus-

ge des Verfassers aus einer zehnjährigen Unterrichtstätigkeit hervorgegangen, und

s der Gemälde hat in irgend einer Unterrichtsstunde einmal an der Wandtafel

s anden und ist dort vor den Augen der Schüler durch die Hand des Lehrers

entworfen worden.

ies wären etwa die leitenden Gesichtspunkte und die Ziele des Verfassers.

scheint er nicht benutzt zu haben; nur zwei Publikationen erwähnt er, die

ar Vorlagen für Wandtafelbilder enthalten, jedoch eine »Kreidetechnik« noch nicht

en- In seinen Schuljahren — an Volks-, Mittel- und Hochschulen — lernte er

n einzigen Lehrer kennen, der im Skizzieren an der Wandtafel auch nur

ntare Fertigkeiten besessen hätte. Erst in München fand er in der päda-

ku ?Clen Welt Leute, die ein Interesse an bildlicher Gestaltung in der Schule be-

dei e" ^*er ln diesen Worten liegende schwere Vorwurf der Rückständigkeit,

der i!f asser dem gesamten Schulwesen macht, muß jeden, der die Geschichte

i« D Unstleriscnen Erziehung« und der Methodik des naturkundlichen Unterrichtes

^tschland kennt, eigenartig berühren.
tn» Cr etwa vor zwei Dezennien auf den Hochschulen Dozenten, wie die Ana-
Zoo! und Waldeyer, den Geographen Ferdinand von Richthofen oder den

mit hge" ^obert Hartmann kennen gelernt hat, wie sie während ihres Vortrags
tech •Jf'nten kreiden zeichneten, der weiß, daß in diesen Kreisen eine Wandtafel-
Schfli el(annt war. Und eine so schöne Kunst dürfte unter den Tausenden
habe " !°'cnei Universitätslehrer manchen Verehrer und Nachahmer gefunden
tJ'e Vorlagenwerke für schematisches Zeichnen an der Wandtafel und die
 
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