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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 20.1926

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Stoltenberg, Hans Lorenz: Arno Holz und die deutsche Sprachkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.14166#0190
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HANS LORENZ STOLTENBERG.

Arno Holz, bei Begründung dieses Gesetzes, wenigstens die »soge-
nannte Baukunst« (X, 89) aus dem Ganzen der Kunst hinauswies
— derselbe Holz, der später seine Phantasus-Kunst als eine Art »Archi-
tektonik« (X, 662) auffassen mußte.

Die dritte Gefahr endlich liegt darin, daß es die »Mittel« in der
Kunst mehr als Mittel zur »Natur« denn als Mittel zum anderen Men-
schen sieht — was meiner Meinung nach in oft übertriebenen Kunst-
stücken zur Erscheinung kommt.

Vielleicht könnte man seiner Forderung gegenüber folgende Forde-
rung aufstellen: »Die Kunst tendet, das zweckmäßigste Mittel zu sein,
gefühlsame Erlebnisse anderen zu übertragen.« Dann hätte man auch
in der näheren Bestimmung der »Natur« durch »gefühlsame Erleb-
nisse« ein Mittel, das Kunstwerk einmal von dem wissenschaftlichen
Bericht, der vorstellsame Erlebnisse weitergibt (X, 530), zu scheiden,
und dann vom Werbstück (in der Reklame, Propaganda und Agitation),
das willsame Erlebnisse übertragen und andere unmittelbar zu Taten
treiben will.

Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß im Kunstwerk das Vor-
stell- und Willsame überhaupt keine Rolle spielen darf — es spielen
ja auch umgekehrt Kunstwerke im Unterricht und in der Werbung
eine Rolle — nur herrschen darf es nicht — wie, nach dem Urteile
mancher, bei Arno Holz oft das Vorstellsame.

Wenn ich so auch in dieser Arbeit, um der Weiterentwick-
lung willen, sehr viel auf das habe eingehen müssen, was ich
an Holz für überwindenswert und ergänzbar halte, so sei doch zum
Schluß noch einmal mit Nachdruck betont, welch ganz große Bedeu-
tung sowohl seinen Schauspielen, wie seinem Phantasus (in den man
am besten durch Lesung des 2., 3., 4. und 5. Buches also des 1. Bandes
hineinkommt) zuzusprechen ist, und, wenn ich das hier sagen darf,
welche Verantwortung das deutsche Volk hat, diesem Dichter sein
Schaffen zu erleichtern.
 
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