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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 20.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.14166#0343
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Besprechungen

J. J. Winckelmanns Werke in einer Auswahl herausgegeben und mit einem
Vorwort versehen von A. Dorner. Hannover (o. J.), A. Sponholtz. S. 343.

Der erste Vorzug dieser Auswahl-Ausgabe Winckelmanns liegt in ihrer Hand-
lichkeit und in der mit ihr verbundenen gefälligen Ausstattung. Wieweit dann auch
die getroffene Auswahl, der die Ausgabe von Fernon von 1808 ff. zugrunde gelegt
wurde, zu loben ist, darüber kann man im einzelnen verschiedener Meinung sein.
Man muß aber daran denken, daß diese Ausgabe doch wohl auch für solche sein
soll, die durch sie Winckelmann erst aus seinen Werken kennen lernen sollen. Es
mag darauf hingewiesen sein, daß unter den Neudrucken der Frankfurter Kunst-
gewerbe-Bibliothek (Kleine Schriften zur Kunst 1. Band) von der Geschichte der
Kunst des Altertums das erste Buch »Von dem Ursprünge der Kunst und den
Ursachen ihrer Verschiedenheit unter den Völkern« erschienen ist. 1913 hat H. Uhde-
Bernays im Inselverlag Winckelmanns Kleine Schriften und Kunst des Altertums
für weitere Kreise herausgegeben.

Daß Winckelmann in unseren Tagen auf dem Büchermarkt erscheint, braucht
nicht mit dem eine Zeitlang erwarteten Neuklassizismus in Zusammenhang gebracht
zu werden. Seine Größe innerhalb der Geschichte der Kunstgeschichte ist dazu für
sich selbst mehr als ausreichend. Daß sich etv/a unvorbereitete Leser nicht am
Prinzip der Nachahmung der Griechen gleich auf den ersten Seiten so sehr stoßen,
daß sie nicht mehr weiter lesen, dem sucht das Vorwort vorzubeugen. Es nimmt
auf Waetzoldt Bezug, um das für uns menschlich Lebendige an Winckelmann anzu-
deuten (S. 2). Unwillkürlich sah ich mich auch nach dem Namen Justis um.

Gerne begegnet man der Übersicht über Winckelmanns Werke (S. 341 f.) mit
Kennzeichnung der Auswahl.

München. Georg Schwaiger.

Hans Schräder, Phidias. 4n. 386 S. 325 Abb. Frankfurt a. M. 1924, Frankfurter
Verlagsanstalt.

Erfüllt von der großen Gesinnung, die die Sache fordert, tritt Hans Schräder
an die Phidiasfrage heran. Ganz weit ist der Kreis der Betrachtung gespannt. Aus
der Kunstgeschichte des 5. Jahrhunderts, möchte man glauben, kommen alle wesent-
lichen Erscheinungen irgendwie zur Sprache, und nach dem Archaischen hin sind
die Verbindungslinien klar gezogen. In eine einheitliche große Gedankenbewe-
gung ist diese Fülle des Stoffes eingebunden. Es ist ein wirkliches Buch, zum
Ganzen strebt jeder einzelne Gedanke. Phidias und die großen Meister, die ihm
nahestehen, Paionios, Alkamenes, Kallimachos, sollen lebendig gemacht werden.
Mit großer Energie wird der Versuch in Angriff genommen, das ganze Lebens-
werk dieser Künstler aufzubauen, ihre persönliche Entwicklung von Anfang bis zu
Ende zu verfolgen und die so gewonnenen Bilder untereinander sowie mit dem Zeit-
stil in Beziehung zu setzen. Also es ist keine jener wohlfeilen »Synthesen^, die den
bereitliegenden Stoff mit Hilfe einer Idee bequem und faßlich gestalten. Überhaupt
 
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