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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 20.1926

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Schmidt, Walther F.: Promusikalität und Musikalität der lyrischen Dichtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.14166#0244
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WALTHER F. SCHMIDT.

Wolfs genialer Entdeckung ähnlich wie bei Goethe auch diesem Um-
stand zu verdanken sei, der Anschaulichkeit mit dem promusikalischen
Verlangen nach unmittelbarer seelischer Entäußerung paart, darf wohl
angenommen werden.

Da auch die Kurve der Bewegung im Goetheschen Gedicht in den
meisten Fällen als Kreis oder ein auf dem Durchschnitt ruhender Halb-
kreis, als die endlich begrenzte Linie des Regenbogens im Gegensatz
zu der romantischen Hyperbel, dem im Unendlichen sich verlierenden
Schnörkel eines Kometen, Ausschnitten aus der Flugbahn eines Meteors,
bildlich erfaßt werden mag, so steht auch Begrenzung und klingendes
Maß ausströmender Fülle und unendlicher Melodie gegenüber. Auch
von hier, der inneren Form aus, nahte Goethe (wie auch Mörike) der
äußerlich promusikalischen Konstruktion im Rahmen der Strophe. Die
Romantik jedoch bereitete hier größere Schwierigkeiten der Vertonung,
wollte sie nicht ausdrücklich sangbar sein.
 
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