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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 20.1926

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Thomae, Walter: Plastisch und Malerisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.14166#0273
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PLASTISCH UND MALERISCH.

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durch ein ruhiges Licht so gebunden werden, daß die Einheit herge-
stellt wird (ein gewöhnliches Mittel der neueren Malerei, auch das
Häßliche kunstwürdig zu machen). Ganz ausgeschaltet wird aber da-
durch der dissonante Eindruck der Form niemals, er bleibt latent.

Eine merkwürdige Wichtigkeit besitzen, wie schon in plastischer,
so auch in tonaler Beziehung die schon erwähnten unscharfen
Flächenkanten. Die Flächenkanten, denen sowohl der tastende
Finger, als das Auge leicht

folgen kann, sind zugleich CO b C

Form- und Tonränder (a).
Sind diese abgeplattet (b)> so
entsteht durchaus nichts Un-
organisches, wohl aber wird
Hand und Auge genötigt,
zwischen den zwei sich nahe-
liegenden Kanten hin- und
herzugehen. Ist die Kante
abgerundet, so ist diese Un-
sicherheit der Bewegung am
Rande noch größer; es sind
unzählige ideelle Linien, an
denen der Sinn einen Halt
sucht. Die Wirkung ist also
eine plastisch-malerische
Unbestimmtheit; die ge-
nannten Fälle sind nur Ex-
treme, zwischen denen alle
Abstufungen möglich sind.
Der Sprachgebrauch der Neuzeit hat es dahin gebracht, daß man diese
Erscheinung als unplastisch bezeichnet und dem Malerischen zuschiebt.

Das Naturgebilde und seine Farben und Stoffe.

Das Naturgebilde wirkt auf das Auge außer durch Form und Ton
durch die Eigenfarben, zu denen auch das Stoffschwarz gehört, wel-
ches unabhängig von den Schattentönen den Farben beigemischt ist.
Auch der farbige Charakter des Gegenstandes kann einfach und ge-
gliedert sein, er kann sich durch eine große Zahl von Farben, durch
starke Gegensätze der Farben, durch schroffere oder weichere
Übergänge aus einer Farbe in die andere auszeichnen.

Auch der Farbenwechsel wird, wie der Tonwechsel, als malerisch
 
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