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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 20.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.14166#0380
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370

BESPRECHUNGEN.

bezeichnet werden muß. Gleichwohl durften vom Standpunkt der Zeitschrift für
Ästhetik und allgemeinen Kunstwissenschaft noch grundsätzliche Forderungen gel-
tend gemacht werden, die — es sei wiederholt — zumeist dem Katalog als Typus
galten, nicht dem Münchner Katalog als Individuum.

Der wissenschaftliche und der künstlerische Wert der Katalogarbeit ist nicht
das Einzige, was für die'Beurteilung eines Katalogwerkes von Belang ist. Es ist
auch der Wert der Bestände einer Sammlung, eines Museums maßgebend. Man
möchte, insofern der Katalog die subjektive Tätigkeit an den Gegenständen darstellt,
sagen: actus specificantur secundum objecto.. Das Bayerische Nationalmuseum besitzt
»die größte Sammlung deutscher Plastik überhaupt«. Aber die Qualität ist auch in
diesem Fall das Höchste und Letzte. Und dann die Geschlossenheit der Sammlung.
An Geschlossenheit (innerhalb des Rahmens des Vergleiches) übertrifft wohl dasGerma-
nische Museum in Nürnberg das Bayerische Nationalmuseum. (Museumstechnisch
hat die Nürnberger Sammlung durch die vor einigen Jahren durchgeführte Neuord-
nung sehr gewonnen.) Durchgeht man den Abbildungsteil des Kataloges vom Natio-
nalmuseum, so fühlt man die Schwäche der Tafeln 18, 55, 56, 71, 72 (Nr. 142 aus-
genommen wegen seines Gegenstandswertes: »Mittelalterliches Kinderspielzeug in
Ton«), 98, 122 (ausgenommen Nr. 242). Aber darauf ist man, wenn man von der
Literatur ausgehen will, durch Feststellungen bei Riehl (a. a. O. S. 9, 47), bei Kar-
linger (a. a. O. S. 57, 78) auf dem von ihnen bearbeiteten Gebiet schon irgendwie
vorbereitet. Es bedarf gar keines besonderen Entschlusses, die heimatlichen Dinge
unbefangen sehen zu wollen. Umso freudiger gibt man sich »den außerordentlichen
Stücken« hin aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, von denen das Münchener
Nationalmuseum »wirklich eine ganze Reihe« besitzt (Beenken a. a. O. S. 194). Wie-
viel davon ist niederbayerische Kunst, die im nächsten Band des Katalogwerkes
(1450—1540) durch Werke des in Landshut ansässig gewordenen Leinberger ver-
treten sein wird, die schlechthin Höhepunkte deutscher Plastik sind (Apostel Jakobus,
hl. Magdalena): ein Glück, daß keines davon für die Münchener Sammlung verloren
gegangen ist! Doch die wertvollen Stücke des Museums fallen nicht ausschließlich
in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts: aus dem 12. Jahrhundert die Madonna aus
dem Pustertal (Nr. 6), aus dem frühen 13. Jahrhundert ein liegender Löwe (Nr. 13),
eine Muttergottes (Nr. 63), etwas später ein thronender Christus (Nr. 64), um 1300
eine Madonna von einer Verkündigungsgruppe (Nr. 82), um 1330 die Madonna aus
dem Angerkloster (Nr. 93), um die Mitte des Jahrhunderts die Madonna mit dem
Rosenstrauch (Nr. 108) und die französische Madonna (Nr. 125); um 1400 die Ma-
donna auf dem Löwen (Nr. 150).

Kleinigkeiten (Druckfehler und ähnliche Dinge): Im Textteil muß unter Nr. 315
Tafel 145 (statt 146) stehen und unter 316 Tafel 147 statt 145. »Tafel« ist oft aus-
geschrieben, oft abgekürzt »Tfl.«, auch dort wo die Abkürzung nicht durch den Raum
bedingt ist (z. B. unter Nr. 16, 37, im Text noch 39, 42, 47, 51, 57, 59, 65, 114,
197). Die Heiligen haben einmal das Prädikat »Heilig« vor dem Namen (z. B.
Nr. 69 f., 289 ff., 144, 127, 121), ein andermal nicht (z.B. Nr. 294, 20 ff., 15 f, 67,
82, 154). Im Abbildungsteil fehlt unter Nr. 284 die Zeitangabe und die Ortsangabe.

Nr. 36 ist bezeichnet als »Schwebender Engel«. Nach Karlinger (a. a. O. S. 109
und 297) ist in der geknickten Stellung eine Milderung des älteren Adorantengestus
zu sehen. — Unter Nr. 108 ist die Rede von »rheinischen Marienfiguren, bei denen
die Maria mit dem Kinde in der Rechten einen Rosenzweig hält, den (?) ein Kruzifix
und eine Pelikangruppe umrahmt«. Es wird dabei auf die beiden Figuren im Mainzer
Museum, auf eine weitere Figur in Darmstadt und auf eine an der Pfarrkirche in
Amberg hingewiesen. Auch im Aufsatz von Halm (Münchener Jahrbuch der bilden-
 
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