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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 21.1927

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Schultz, Julius: Psychologie des Wortspiels
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https://doi.org/10.11588/diglit.14169#0026

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II.

Psychologie des Wortspiels.

Von

Julius Schultz.

1.

Als Komik wollen wir die künstlerisch gestaltete Lächerlichkeit
und als Witz die absichtlich durchs Mittel der Rede hervorgebrachte
Komik bezeichnen. Wer demnach die Freude am Witz psychologisch
zergliedern und verstehen möchte, muß zunächst zusehen, was bei
der Lachfreude vor sich geht; daß sie wie alle Affekte als Synthese
von Organ- und motorischen Erlebnissen sich auffassen läßt und
daß sie mit energischem Lustgefühle betont ist, dürfen wir von vorne-
herein behaupten; diese Annahme aber führt uns noch nicht zur ge-
wünschten Klarheit; denn die vorausgesetzten Bestandteile sind — im
Gegensatze etwa zu Tast- oder Gesichtsempfindungen — unbeschreib-
liche und schwer greifliche Vorgänge. So wird man lieber mittelbar
bezeichnen, was unmittelbarer Bezeichnung immer wieder entwischt.
Als Parallelisten nun dürfen wir auf die leiblichen Begleitprozesse der
seelischen Geschehnisse deuten, wo diese selber sich uns versagen.
Verlassen wir denn, solange wir mögen, das neblige Reich des Lächer-
lichen, um den helleren Bezirk des Lachens zu erforschen; die beim
Lachen stattfindenden Veränderungen der sensorischen und motorischen
Hirnzentren versinnbilden uns dann die Stimmung der Lustigkeit und
den Affekt der durch Lächerliches gereizten Lachlust. Der wesentliche
Vorgang beim Lachen nun ist jenes plötzliche und in schnell wieder-
holten Stößen vorbrechende Ausatmen, wobei wir das Zwerchfell so
eigen geschüttert fühlen. Es tritt aber in drei scharf zu sondernden
Formen auf.

Erstens entlädt sich ein Überschuß von Bewegungsenergie in
hastigen Inspirationen, denen hastig repetierte Exspirationen folgen —
immer etwa drei oder vier auf einen Inspirationszug. Dieses Spiel —
denn ein Spiel bleibt es ungehemmter Kraft — kann lange fortgesetzt
werden; sein Anlaß pflegt ein ungehemmter Schwung oder Sturm des
Leibes zu sein: etwa ein leichtes Laufen von oben nach unten oder
ein wirbelnder Tanz oder der Flug in einer Schaukel. Sowie dann die
 
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