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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Schneider, Franz: Dorfkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0166

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148

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8/9.

Abb. 23.

Eslohe in Westf.

kleinen Abmessungen hervor, während nahestehende nicht zu große Häuser der
Kirche einen für das Gesamtbild günstigen Maßstab abgeben.

Bei Anordnung des äußeren Schmuckes des Kirchenbaues beschränke man sich
möglichst auf einen dem Beschauer nahe liegenden Punkt, welchen gewöhnlich
am geeignetsten ein Portal abgibt, auf das sich der bescheidene Dekor konzen-
trieren mag, und lasse im übrigen neben einer aufs beste hergestellten material-
gerechten Durchführung der wenigen Architekturgliederungen die schöne Ver-
teilung der Massen, der Offnungen und Flächen sowie feine Dach- und Turm-
linien sprechen. Von größter Wichtigkeit ist eine schöne Dacheindeckung in alt-
deutscher Technik; für Schieferdeckung sind die Steine möglichst klein zu
nehmen, und mit diesen alle Kehlen und Orte (Grat- und Giebelkanten) in durch-
gehenden Reihen ohne aufgelegte Friese und der gl. einzudecken. Von einem
Ziegeldach, wofür nur Biberschwänze, Mönch-Nonne-Ziegel oder norddeutsche
Hohlziegel in Betracht kommen dürfen, während Falzziegel durchaus zu ver-
meiden sind, gilt für die Eindeckung der Kehlen dasselbe, wie beim Schieferdach.
Ob einem Ziegel- oder Schieferdach der Vorzug zu geben ist, hängt von der Gegend
ab. Ein Schieferdach würde in einem süddeutschen Dorfe inmitten der schönen
Biberschwanzdächer ebenso störend wirken, als ein Ziegeldach etwa in einem
Dorf des Mosel- oder Rheintales, wo nur Schieferdächer bodenständig sind.
Die Dächer spielen bei den ländlichen Kirchen eine nicht zu unterschätzende
Rolle, deshalb muß auf die Schönheit der Form, die nur in bester tech-
nischer Durchführung zum Ausdruck kommen kann, der größte Wert ge-
legt werden.

Noch wichtiger für die architektonische und landschaftliche Wirkung der Kirche
ist die Behandlung der Mauerflächen, und wirkt ein glatter Reibeputz oder rauher
Kellenwurfputz aus Kalk und grobkörnigem reinem Sand immer ausgezeichnet,
zudem ist derselbe bei richtiger Herstellung fast unvergänglich, wie die meisten
 
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