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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Bühlmann, Josef: Das Mausoleum in Halikarnaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0026

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12 J. Bühlmann.

und deren Zwischenräume mit Bildwerken gefüllt, während Löwen und Reiterfiguren
auf hohen Postamenten vor denselben stellen. Die Quadriga auf der Pullansehen
Dachpyramide hat er durch ein hohes Postament für die Nahbetrachtung besser sicht-
bar gemacht. Der durchbrochene Unterbau erscheint jedoch zu unruhig und die Nah-
stellung der Säulen an den Ecken dem griechischen Stilgefühl nicht ganz entsprechend,
so daß man diese Rekonstruktion trotz ihrer reichen Wirkung nicht als befriedigend

bezeichnen kann (Abb. 5).

2. Baurat Adler in Berlin hat sich
ebenfalls eingehend mit dem Denk-
mal befaßt und in Erbkams Zeit-
schrift für Bauwesen, Jahrg. L. 1900,
Taf. 1 —5, eine Rekonstruktion dessel-
ben veröffentlicht. Adler hält an Pul-
lans flacher Pyramide fest, stellt je-
doch über derselben wie Fergusson
die Quadriga auf ein hohes Postament.
Um über dem Gebälk der Säulenstel-
lung die Löwen aufstellen zu können,
setzt er die Pyramide auf einem hohen
Absatz zurück, der die Löwen über-
ragt. Im Durchschnitt sieht jedoch
diese Anordnung wenig konstruktiv
aus, indem die Iiallendecke unzweck-
mäßig und einseitig belastet wird. Die
Pullan gegenüber bedeutend redu-
zierte Höhe des Unterbaues wird durch
demselben vorgestellte Bildwerke und
einen Figurenfries an seinem oberen
Rand für das Auge in befriedigender
Weise belebt. Die Konstruktion der
zwei übereinander befindlichen Cellen-
räume erscheint jedoch zu künstlich
und die Anbringung der Säulen in
denselben nicht gerechtfertigt.

Abbildung 7. Rekonstruktion von Bernier. 3. Der französische Architekt

(Aus: Collignon, Histoire de la Sculpture grecque.) Bernier hat bereits vor drei Jahrzehn-
ten einen interessanten und stilistisch
trefflich durchgebildeten Rekonstruktionsentwurf angefertigt, der jedoch erst in neuester
Zeit durch Publikation in weiteren Kreisen bekannt geworden und namentlich in
illustrierte «kunstgeschichtliche Werke» übergegangen ist.1 Bernier hält sich zwar wenig
an die gegebenen Tatsachen, sondern rekonstruiert das Denkmal in sozusagen ideeller
Weise. Er beachtet nicht die Maßverhältnisse, wie sie einerseits durch die Untersuchungen
Newtons, andrerseits durch die Beschreibung des Phnius gegeben sind, sondern baut

1 Der Entwurf ist vollständig publiziert in H. d'Espouy, Fragments d'Architecture antique, Vol. II,
pl. 35—38. — Paris 1905.
 
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