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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Bühlmann, Josef: Das Mausoleum in Halikarnaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0032

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zelnen Säulen und kräftigen Eckpfeilern. Über dem Gebälk der Säulenstellung war,
durch kunstvolle Überkragung der Steinbalkendecke getragen, eine Pyramide aufgebaut
und dieselbe wahrscheinlich von einer Figur bekrönt. Bei diesem wie bei dem vorigen
Denkmal ist der Unterbau niedriger als die Säulenhöhe bemessen, obgleich es bei dem
verhältnismäßig kleinen Maßstab dieser Bauwerke eher angezeigt gewesen wäre, durch
Erhöhung des Unterbaues den Säulenbau über die Umgebung hinauszuheben.

Eine gewisse Verwandtschaft im Aufbau mit den erwähnten Denkmälern zeigt das
Ehrendenkmal des Lysikrates in Athen, das etwa 20 Jahre nach dem Mausoleum er-
richtet wurde. Bei demselben erhebt sich über massigem und verhältnismäßig niedrigem
Unterbau ein runder Aufbau mit sechs Halbsäulen und Gebälk, und darüber auf flacher
Kuppel ein dekorativer Aufsatz. Bemerkenswert ist, daß, wenn man mit Th. Hansen
die unterste Stufe als zum Fundament gehörig annimmt, alsdann Unterbau und Auf-
bau in demselben Höhenverhältnis zueinander stehen, wie am Grabmal zu Mylasa.1

Das Nereiden-Monument zu Xanthos, das dem Mausoleum zeitlich vorangeht, be-
steht nur aus hohem Unterbau und tempelartigem Aufbau und kann deshalb, da eine
bekrönende Pyramide fehlt, bezüglich der Höhenverhältnisse mit dem Mausoleum nicht
in Parallele gestellt werden. Es repräsentiert eine andere Form des griechischen Grab-
mals, die vom Tempel ausgegangen ist und die in ihrer einfachsten Gestalt als zweisäulige
Ädikula mit niedrigem Unterbau auf einer apulischeii Grabvase sich dargestellt findet.
In einer anderen Beziehung ist jedoch der Vergleich des Mausoleums mit diesem Denk-
mal wichtig, nämlich in dem Mangel eines Frieses im Gebälk der Säulenstellung und
in der Anbringung der Bildstreifen an dem Unterbau. Es wurde bereits oben die Auf-
findung eines Figurenfrieses, der Amazonenkämpfe darstellt, erwähnt. Die schöne Kom-
position und lebendige Durchbildung dieses hervorragenden Werkes der griechischen
Plastik konnten nur voll gewürdigt werden, wenn es nicht etwa im Gebälk der Säulen-
stellung, sondern am oberen Bande des Unterbaues angebracht war.2

Ein weiteres griechisches Denkmal, das sogenannte Grabmal des Theron zu Agri-
gent, zeigt große Verwandtschaft mit einer von dem Archäologen Mariette mitgeteilten
Skizze eines ägyptischen Grabmales, nur ist bei ersterem der Unterbau im Verhältnis
zu dem mit einer Pyramide bekrönten Aufbau sehr hoch gehalten. Der Vergleich zeigt,
wie bei ähnlicher Komposition doch die einzelnen Teile ein sehr verschiedenartiges
Höhenverhältnis zueinander erhalten konnten. Aus diesem Grunde dürfen weder das
Nereiden-Monument noch das Grabmal des Theron als besondere Belege für einen hohen
Unterbau solcher Monumente in Anspruch genommen werden.

Ein völlig erhaltenes Denkmal zu Igel bei Trier, das aus spätrömischer Zeit
stammt, jedoch-in seinen Grundformen auf alter orientalischer Tradition beruhen dürfte,
zeigt in seiner Höhengliederung eine Anordnung der einzelnen Teile, die jedenfalls bei
römischen Denkmälern häufig wiederkehrte und die auch der Vertikalgliederung' des
von den Römern so bewunderten Mausoleums beiläufig entsprochen haben mag. .

Betrachten wir nun die weitere Ausgestaltung des Mausoleums. Bings um den
Unterbau her waren wahrscheinlich sowohl einzelne Figuren als auch ganze Figuren-
gruppen aufgestellt. An der West- und an der Nordseite fand Newton bei seinen Aus-

1 Zeitschrift für bildende Kunst. 1868.

2 Vergl. Thiersch, D. Herrn., Zur Herkunft des jonischen Frieses. Jahreshefte d. 'österr. archäolog.
Instituts, Bd. XI. 1908.
 
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