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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Bühlmann, Josef: Das Mausoleum in Halikarnaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0039

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an der Südseite ein schwacher Abfall des Terrains beachtet worden, der die Südgrenze
der Area bezeichnen dürfte. Mit dieser Ausdehnung mußte die Area des Denkmals an
die Agora stoßen, die nach Vitruv am Hafen angelegt war. Wahrscheinlich wurde bei
der Neuanlage der Stadt durch Mausolos Agora und Grabmal zusammen in einem ein-
heitlichen Plane ausgedacht, der dem letzteren eine möglichst großartige Wirkung
sicherte. «Es ist wahrscheinlich», schreibt Newton (S. 135), «daß die Plattform des
Mausoleums mit dem Marktplatz durch eine Folge von Terrassen mit Treppenaufgängen
in Verbindung stand, alles derart angeordnet, um die Höhenlage des Denkmals für den
Anblick von unten möglichst günstig zu gestalten.»

In der vorliegenden Rekonstruktion ist die unterste Terrasse durch eine breite
Freitreppe mit der Agora verbunden und so gewissermaßen als eine erhöhte Erweiterung
der letzteren gedacht. Der Rundtempel auf dieser Terrasse sowie die Ausgestaltung
des weiteren Treppenaufganges sind selbstredend frei erfunden, um der Agora einen
architektonischen Abschluß zu geben. Die seitlichen Hallen der Agora sind denjenigen
des Marktplatzes zu Magnesia am Mäander sowohl in Grundrißanlage wie in Größe
entsprechend gestaltet. Die perspektivsche Ansicht ist vom Standpunkte S des Situations-
planes aus gezeichnet. Sie zeigt, wie vom Markte her das Bauwerk nach der voraus-
gesetzten Rekonstruktion mit wenig verkürzter Pyramide erscheint, während die flache
Pyramide Newtons von dieser Stelle aus, die für die Betrachtung von der Hafenseite
her die größte mögliche Distanz bietet, schon fast verschwinden würde. Im landschaft-
lichen Hintergrund sind nach Newtons Stadtplan der Tempel des Mars und das Theater
beiläufig an ihrer richtigen Stelle angebracht, während die Bergumrisse mangels einer
entsprechenden Gesamtaufnahme nur teilweise der Wirklichkeit entsprechen können.

Mit den englischen Ausgrabungen auf der Stätte des Mausoleums dürften wohl
die Nachforschungen über die Reste des berühmten Denkmals zum Abschluß gelangt
sein. Die aufgefundenen Architektur- und Skulpturfragmente sind nach London gebracht
worden und die aufgedeckten Mauerquadern werden wohl längst von den Bewohnern
Budruns als willkommenes Baumaterial verwendet worden sein. So mögen vielleicht
jetzt nur noch die Einschnitte im Felsboden die Stelle verraten, wo einst eines der
sieben Wunder der alten Welt gestanden hat. Vielleicht können, wie oben bemerkt,
einzelne Bausteine des Kastells Budrun über die oberen Teile des Bauwerkes noch
weiteren Aufschluß geben, seine Gesamtheit jedoch wird nie mehr mit voller Sicherheit
rekonstruiert werden können. Es sind jedoch eine große Anzahl von Daten gegeben,
welche die Grundlagen eines jeden Rekonstruktionsversuches bilden müssen. Diese
Grundlagen dargelegt und gezeigt zu haben, in welcher wahrscheinlichen Ausgestaltung
auf denselben die Rekonstruktion des Denkmales möglich ist, soll als der Zweck der
vorliegenden Arbeit gelten.

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