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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0041

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II. Jahrgang. Heft 2/3. Nov.-Dez. 1908.

Antike Bauten für Musik.1

Von Herrn. Thiersch-Freiburg i. Br.

«.....Vor allem müssen immer weitere Versuche gemacht

werden, um in dem verrufensten und gemiedensten Winkel unserer
Wissenschaft, der alten Musiklehre und Musikübung, mit diesen (durch
die Ausgrabungen gewonnenen) neuen Werkzeugen gangbare AVege
zu schaffen.» 0. Crusius, Die delphischen Hymnen, S. 2.

Als diese "Worte geschrieben wurden, war dabei sicher nicht an die äußeren Be-
dingungen, die Raumverhältnisse gedacht, innerhalb deren die antike Musik sich einst ab-
spielte. Dennoch gehören auch sie mit zu diesen noch dunklen Problemen. Auch die beson-
dere Umgebung, der mit Vorbedacht geschaffene eigene Raum, den die Antike für ihre
Tonkünstler und Musikfeste erstellt hat, hilft uns diese selbst und den Charakter ihrer
gefeierten Werke besser verstehen. Ganz abgesehen von dem kunsthistorischen, archäo-
logischen Gewinn — ein fast ganz vergessener antiker Bautypus (und der edelsten
einer!) taucht auf einmal in seiner langen Kontinuität wieder vor uns auf —, scheint
mir auch für die antike Musikgeschichte das Ergebnis wertvoll: der feierliche, intime
Grundzug der ganzen älteren Musikperiode, welche noch nichts vom Theater und seiner
lauten Bühne wußte, an die man sich nur zu sehr gewöhnt hat ii) erster Linie zu denken,
wenn von antiker Musik die Rede ist, gewinnt wieder Leben und Gestalt.

I.

Immer noch ist das schönste und reichste Bauwerk, dessen Reste die Ausgrabungen
von Epidauros uns geschenkt haben, der eigenartige Rundbau, die sogenannte Tholos,

1 Vergl. meinen Vortrag auf der 49. Philologen-Versammlung in Basel (1907), Verhandlungen S. 89 ff.,
und Arch. Anzeiger 1907, S. 49 f. — In einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung vom 28. Oktober 1907
«Nachklänge von der Basler Philologen-Versammlung» hat H. Blümner die dort vorgetragene Deutung der
epidaurischen Tholos als «die unter allen bisher vorgebrachten Erklärungen unwahrscheinlichste» bezeichnet.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II. 4
 
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