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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0056

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42

Die Stelle verliert ihre ganze Pointe, M-enn man hier einfach nur allgemein mit «Altäre»
übersetzt. Es sind die heimischen Feste gemeint; an denen soll er, der Musensohn,
sich wieder freuen können nach glücklich überstandener Gefahr. Der Gedanke an frohen

Festjubel mit Gesängen
und Spielen steht hier im
Gegensatz zu der augen-
blicklichen Todesgefahr.
Ein Freudenfest mit Mu-
sik und Tanz soll das
kühne Wagnis lohnen!

Ein einfaches Holz-
podium ist also die erste,

bestimmt greifbare Be-
Abbildung 8. Schlachtbank aus Abbildung 9. Annclittisch aus den , rVU 1
den Reliefs des Heroons von Gjöl- Reliefs des Heroons von Gjülbaschi Jeutung von c inymeie».
baschi (nach Benndorf). (nach Benndorf). Daß die ebene Trittfläche,

auf der die Instrumente

spielten, möglichst nur am Rande unterstützt war, also möglichst frei bei den Tönen
mitschwingen konnte, war Grundbedingung. Wenn nun nicht nur die bildliche Tradi-
tion der Antike, wie
sich gleich zeigen wird,
sondern auch die lite-
rarische Überlieferung
einen A^orläufer dieser
Einrichtung kennt, der
nicht nur dieselbe
Grundeigenschaft be-
sitzt, sondern auch den
Vorzug, daß er ein
noch nicht speziell für
die musikalischen Auf-
führungen ausgebil-
detes Gerät ist, ein Mö-
bel, das zunächst nur
provisorisch, interimi-
stisch diesen Dienst ver-
sehen mußte, bis es für
jenen edleren Zweck

ausschließlich be-
stimmt und vervoll- Abbildung 10. Opfertisch neben dem Altar,
kommnet wurde —, Darstellung auf einer rotfigurigen Vase (nach Monum. dell' Istituto).
dann scheint mir diese

Nachricht keineswegs die Verachtung und schroffe Abweisung zu verdienen, welche ihr
neuerdings zuteil geworden ist. Wieseler, dann Bethe (Prolegomena, S. 76) fanden jene
Vorstufe der musikalischen Thymele ganz glaubhaft1, aber Robert (a. a. 0., S. 44G) erklärt
1 Vergl. auch Svoronos, Journal internat. d'archeol. numism. 1902, p. 298.
 
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