Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

DOI Artikel:
Drobny, Franz: Das Schloß Mirabell in Salzburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0114

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
100 Franz Drobny- Karlsbad.

Es soll ajso hier in kurzem die Baugeschichte erörtert und der alte und neue Bestand
verglichen werden.1

Die Gründung des Mirabellschlosses geht auf den bau- und prunkliebenden Erz-
bischof Wolf Dietrich Grafen von Raitenau (1587—1012) zurück. Hübner schreibt:
«Vor Erzbiscbof Wolf Dietrich war dieser ganze weite Platz öde oder Ackergrund. Der Fürst
geriet im Jahre 1607 auf den Gedanken, am Gestade der Salza sich hier ein Sommer-
schloß zu erbauen. Er legte sogleich Hand an, und in Zeit von einem halben Jahre
stand eine Art Schloßgebäude mit einem glänzenden Turme, der mit weißem Blech ge-
deckt war, mit Zier- und Obstgärten ganz umgeben, fertig da. Wolf Dietrich nannte
dasselbe von seiner Freundin, der schönen Salzburgerin Salome Altinn, von deren
Reitzen die ganze Stadt entzückt war, das Schloß Altenau.» Diese Freundin oder
Gemahlin des prunkliebenden Erzbischofs soll mit ihren zwei Söhnen und drei Töchtern
bis 1612 daselbst gewohnt haben. Sie war von Kaiser Rudolf II. 1609 unter gleich-
zeitiger Legitimation ihrer Kinder in den Reichsadelstand mit dem Prädikate «von
Altnaw» erhoben worden. Bildnisse der schönen Salome Alt, Doppelwappen des Erz-
bischofs und seiner Gemahlin und der Grabstein eines der Kinder sind noch erhalten
(Schloß Hellbrunn, St. Peter, Museum in Linz).

Dieses Schloß hinterließ Wolf Dietrich bei seiner Vertreibung (1612), wie manche
anderen angefangenen Gebäude, unvollendet. Nach den Forschungen Dr. F. Martins soll
auch Scamozzi einen Plan für den Ausbau des Schlosses verfaßt haben, der indes
nicht zur Ausführung gekommen ist.

Welche Teile des jetzt bestehenden, viel umfangreicheren Schlosses noch von Wolf
Dietrich stammen, ist nicht mehr klarzustellen. Der Nachfolger Wolf Dietrichs, Marcus
Sitticus Graf von Hohenembs (1612—1619), ließ das Schloß ausbauen und nannte
es Mirabella. Die Erzbischöfe Paris Graf zu Lodron (1619—1653) und Guidobald
Graf Thun (1654—1668) «verschönerten das Schloß sehr beträchtlich, bauten Flügel-
gebäude daran und verherrlichten den großen langen Garten gegen die Salza, welchen
Erzbischof Paris bei Gelegenheit der Stadtbefestigungen mit einem Walle und einer auf
Werkstücken von Sandstein aufgeführten Terrasse, nebst einer sehr hohen Mauer und
den gegen den Hannibalgarten (den jetzigen Makartplatz, Anm. d. V.) hinaus auf-
geführten zwei Portalen verseben hatte». (Hübner a. a. O.)

Den Zustand des Schlosses am Ende der Regierungszeit Paris Lodrons zeigt der
Kupferstich in Merians Topograpkia Austriae, Salzburg 1649. Der Schloßbau hatte
damals nicht die jetzige Form eines einen Innenhof umgebenden Rechteckes, sondern
bestand aus einem Osttrakt am jetzigen Mirabellplatz, einem zweiten Trakt auf der
Westseite (Gartenseite), beide etwas mehr als halb so lang wie die jetzigen Traktlängen,
und einem schmalen Südtrakt, der wohl mit dem Gartentrakt, nicht aber mit dem

1 Die nachfolgenden historischen Angaben stammen z. T. aus der «Beschreibung der hochfürstlich-
erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg von L. Hübner, Band I, Salzburg 1792», sowie aus den
«Notizen zur Bau- und Kunstgeschichte Salzburgs von Friedrich Pirchmayer, k. k. Archiv-Dir. i. R.» (Mit-
teilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 43. Vereinsjahr, 1903). Weitere Angaben verdanke
ich dem Kustos des städtischen Museums in Salzburg, Herrn Älphons Haupolier. Die Photographien, teils
nach der Natur, teils nach Objekten des Museums, stammen von Richard Freiherrn von Seimarz in Salz-
burg. Beiden Herren sei hiermit der verbindlichste Dank für ihre Unterstützung zum Ausdruck gebracht.
Herrn Stadtbaurat H. Midier danke ich bestens für die Überlassung mehrerer Pläne, Herrn Hr. F. Marlin
für einige historische Angaben.
 
Annotationen