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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Drobny, Franz: Das Schloß Mirabell in Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0116

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Einer durchgreifenden Umgestaltung unterzog das Schloß selbst Erzbischof Franz
Anton Graf Harrach (1709 —1727). Ursprünglich sollten nur zwei Räumlichkeiten
in eine Sala terrena umgewandelt werden; es kam aber unter Leitung Johann Lucas
von Hildebrandts zu einer künstlerischen Umgestaltung des ganzen Gebäudes. Merk-
würdigerweise nennt Hübner, der das Schloß sehr genau beschreibt, den Namen Hilde-
brandt nicht. Es scheint dies daher zu kommen, daß nach Hildebrandts Plänen und
Angaben das «hochfürstliche salzburgische Hofbauamt» den Bau ausführte. Nichts-
destoweniger muß Hildebrandt die direkte Leitung gehabt haben; denn 1713 (?), März,
schloß zu Wien «der kaiserliche Ingenieur Hillebrandt» im Namen des Fürsterzbischofs
mit dem bürgerlichen Stuccator Saniino Bussi in Wien einen Vertrag wegen Ver-
fertigung der Stucco-Arbeiten in der hochfürstlichen Residenz Mirabell zu Salzburg und
zwar sollte dieser: 1. die neuerbaute Sala terrena samt den zwei Nebendecken oder
Böden gut «stokatom und in die Mitten des großen Felds ein Basscrüieti machen»;
2. ingleichen die 4 Figuren oder terminos sambt den Postamenten mit ihren Architrauen,
Modilioni und Voluten; 3. 14 Lesenen mit ihren Capitälen und Postamenten wie auch
die Frazen-Köpf; 4. vier Fensterbögen «sambt den Parapetfo omieren», wie auch die
drei Eingangstüren; 5. über vier Türen «im Sali die Ornamenten machen»; 6. «das
Hauptgesimbs im Sali ingleichen»; 7. «auswendig an der faciaia vier Fenster und zwei
Türen sambt sechs Capitällen nebst den Postamenten vnd Parapeten»; 8. «allda auch
die Tragstein und zugehörige Ornamenten an dem Friso der faciata» — alles laut Ab-
riß. Für diese Arbeit wurden dem Meister an Reisekosten 150 fl., an Arbeitsverdienst
1200 fl., zusammen 1350 fl. zugesprochen, wovon er am 13. Mai 1713 bereits 450 fl.
empfangen hatte. Bedingung war vom Meister überdies die Beistellung aller Materia-
lien, der Handlanger und die Herstellung der «Wurff vnd großen Gesimser». (Pirck-
mayer a. a. O.)

Der größere Umbau und die künstlerische Neuausstattung des Gebäudes begannen
1722 und wurden 1727 eingestellt. 1722, 18. Juni, werden durch «röm. kais. Maj. Hof-
Ingenieur und Architekten (als Bauleiter) Lucas von Hildebrandt die Stiikko-Arbeiten
«für das von Sr. hoch fürstlichen Gnaden neuführende Gebey» in Mirabell dem Jakob
Gale, Stukkator in Wien, durch Kontrakt übertragen und zwar 8 Zimmer, 2 Vestibüle,
23 Capitäle in der facciata etc. gegen den vereinbarten Betrag von 1348 fl. nebst allen
Materialien, Handlangern etc. Eine spätere Rechnung beläuft sich aber auf 2463 fl.

1724, 19. Juli, schließt das hochfürstl. Hofbauamt mit Balthasar Haggenmüller,
Marmorierer in Wien, einen Vertrag, «bei der neu erpaut grossen Haubtstüegen in dem hoch-
fürstlichen neuen Residenz Gebey zu Mirabell die Völlige Architektur sambt dem ersten
Vestibolo vnd Haubtgesimbs außgenommen der Stuccator-Arbeith» etc. «zu marmorieren».

1725, 15. Dezember, schließt mit gnädigem Vorwissen Sr. hochfürstlichen Gnaden
die hochfürstliche Hof-Baumeisterei in Salzburg einen Kontrakt mit Johann Raphael
Donner (Unterschrift aber Georg Raphael Donner) «all die in den Nichien bei der
Hauptstiegen in dem neuerbauten hochfürstl. Residenz-Gebey Mirabell erforderlichen
Statuen von weißem Vntersperger Marmorstain nach allergnädigstem Contenio, auch
wie vnd auf was Manier solche alsdann verlangt werden, von seiner aigenen Hand mit
seinem bösten Fleiß, Khunst vnd Studio nach und nach zu verfertigen» (für jede
Statue 150 fl., Beistellung des Materials und nach Beendigung der Arbeit zwei große
Marmorsteine für Statuen).
 
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