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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Richard: Vom Dome zu Ripen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0134

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120 Richard Haupt (Preetz).

So lobenswert und untadelig diese Wiederher- ist, konnte man erhoffen, daß sich dabei er-
stellungin der alten, machtvoll strahlenden Farben- wünschte Aufschlüsse über die Baugeschichte des
pracht ist, in der die Farben fast durchweg auf Domes ergeben würden. Helms selbst knüpfte
Silber schimmern, so interessant ihre Wirkung an den Fund des später zu erwähnenden Falten-
ist — die Pracht dieser Herrlichkeit ringt ver- kapitäls bedeutende Erwartungen, von denen er
gebens mit der Frostigkeit der weißen Tünchen mir auch schrieb. Die Ergebnisse sind aber
und der harten Strenge der dagegen stellenden nicht bedeutend geworden. Und es ist eigen-
Granitflächcn. So kämpft sie damit, statt in ge- tümlicherweisc sogar aus der Weise ihrer Ver-
dämpfterer Bescheidenheit zu dem Schmucke des
Ganzen den eigenen Glanz herbeibringen zu
dürfen, ihn darin harmonisch einzusenken, wie
es wohl vor Zeiten gewesen sein mag.

Etwas verlegen wird man auch bei der Be-
trachtung des neuen Bronzeschmucks der Por-
tale. Hier ist einer Forderung Genüge getan,
die mit nicht geringerem Ungestüme als innerem
Rechte auftritt, nämlich daß man solche Kunsl-
aufgaben nicht in irgend einem Geiste der Ver-
gangenheit, sondern in dem der gegenwärtigen,
lebendigen Kunst zu lösen versuchen soll. Man
steht mit wirklichem Entzücken vor manchen
Einzelheiten dieser reizenden Arbeiten. Gefertigt
sind sie von Frau A. M. G. Nielsen. Ob sie aber
nicht zu schön, zu zierlich und reizend sind,
um an so bedeutungsvoller Stelle, wo monumen-
tale Wuchtigkeit und Strenge am Platze wäre,
richtig wirken zu können, — der Zweifel dringt
immer wieder vor. Da ist stets unübertrefflich
jener alte Löwenkopf mit dem Ring im Rachen,
dem das Südportal den historischen Namen der

Katzenkopftür verdankt. Und dieses Anschauen „ _ ■ , „....., ... „ , .

_ .. . , „ . 3. Die Katzenkopftür m ihrer jetzigen Erscheinung,

führt uns zurück zu dem Gedanken, daß m

solchen Aufgaben uns die Alten doch überlegen wendung eine gewisse Verdunklung unserer seit-
waren, und wir uns nur Schaden tun, nicht herigen Kenntnis zu befürchten. Es ist daher hier
von ihnen lernen zu wollen. der Ort, über den gegenwärtigen Stand der Frage
Der eigentliche Grundgedanke der Herstellungs- nach der Baugeschichte dieser für die gesamte
arbeit, daß sie im Geiste der Alten geschehen Geschichte der Baukunst so bedeutsamen Dom-
müsse, weil derjenige, der überhaupt zu lernen kirche kurz zu handeln.

hat und nicht wie ein Genie lediglich sich selbst Der jetzt stehende Dom ist ein Bau aus
Gesetzgeber ist, am besten die zu Lehrmeistern schönstem Quaderwerk. Der Plan, der feststehen
nimmt, die bei ähnlichen Aufgaben das Voll- mußte, als man den Grund legte und die Grund-
kommenste geleistet haben, ist vollauf berechtigt mauern tief unter Tage begann und zur Boden-
gewesen und wird es für jede derartige Aufgabe höhe hinaufführte, erweist sich im ganzen streng
auch allemal so lange bleiben, bis die Zeit kommt, festgehalten und durchgeführt. Die Ornamentie-
wo das Genie, aller Dämme spottend und das Enf- rung einzelner Teile ward jedoch hier_ so wenig,
gegenstehende niederstürmend, aus den Kolosseen als es anderswo zu geschehen pflegte, sogleich
der Vergangenheit seine neuen Tempel erbaut. ausgeführt, sondern der Zeit überlassen und der
Von einer umfassenden, aufs sorgsamste ein- Gelegenheit, wenn dafür Kräfte herangeholt wären,
geleiteten Arbeit, wie die besprochene gewesen An manchen Stellen fehlt sie heute noch. Also
 
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