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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0142

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128

Literatur.

lern und in der Erweiterung auf den heutigen
Stand der Wissenschaft.

Die Frage, inwieweit der vorliegende VII. Band
dem Haupterfordnis eines Inventars, das ich in
der lückenlosen Registrierung des Denkmäler-
bestandes erblicke, gerecht geworden ist, wage
ich nicht zu beantworten. Die erfahrungsgemäß
dem Inventar auf den Fuf3 folgende, durch das
Inventar stark angeregte Spezialforschung wird
hier wie überall die nicht zu vermeidenden, auch
bei Kraus empfindbaren Lücken auszufüllen haben.
Der Gesamteindruck bei der Lektüre ermutigt
mich aber zu der Annahme, daß der Verfasser
mit unverkennbarem Fleiß und treffsicherem Ur-
teil der ihm gestellten Aufgabe gerecht geworden
ist. Das Urteil über den von Prof. J. Sauer be-
arbeiteten kirchengeschichtlichen Teil überlasse ich
dem Historiker. Die Beschreibung der prähisto-
risch - römisch - germanischen Denkmäler hat als
einziger Getreuer der alten Generation mit ge-
wohnter Meisterschaft Geh. Rat Wagner besorgt.

Als eine willkommene Bereicherung gegenüber
den früheren Bänden begrüße ich die Beigabe einer
Karte über die Besitzverhältnisse des beschriebenen
Territoriums in der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts. Auch der erste Versuch einer Wieder-
gabe der für das ganze Gebiet, insbesondere für
dessen erhaltene Kunstdenkmäler wichtigsten Wap-
pen ist wertvoll und nachahmenswert, wenn auch
die Zeichnungen als solche wenig ansprechen.

Bezüglich der sonstigen zeichnerischen Auf-
nahmen sagt Wingenroth: «Einer Hand die ge-
samten Aufnahmen zu übertragen, war bei der
großen Anzahl nicht möglich, es konnte daher
in dieser Hinsicht keine künstlerische Einheit-
lichkeit erreicht werden». Den Mangel der künst-
lerischen Einheit könnte ich verschmerzen, sie
ist wissenschaftlich belanglos. Die Einheit
der Methode aber sollte und könnte durch-
geführt werden! Ein wissenschaftliches Inventar
ist nicht der geeignete Tummelplatz für künst-
lerische Launen, in denen sich insbesondere einer
der Illustratoren unter Anwendung der verschieden-
artigsten Techniken und Manieren ergeht. Die
sämtlichen Zeichnungen — wer sie auch fertigt —
sollten unter dem Zwang eines streng umrissenen,
den speziellen Zweck des Inventars starr ins Auge
fassenden Programms die Einheit der Methode
atmen! Ganz beiläufig möchte ich noch den

Wunsch äußern, daß in Zukunft die Steinmetz-
zeichen maßstäblich wiedergegeben werden.

Die erhebliche Vermehrung des Anschauungs-
materiales und die Qualität der verschiedenen zur
Anwendung gelangten Reproduktionstechniken
entspricht modernen Anforderungen, was man
von den Schlußvignetten gerade nicht behaupten
kann. Die Drucklegung ist sehr gewissenhaft
erfolgt. Es sind mir nur zwei kleine Fehler
aufgestoßen: auf S. 239 Zeile 15 von unten muß
es statt Fig. 144 Fig. 143 heißen, und auf S. 355
Milte ist eine Fig. 194 a erwähnt, die nicht vor-
handen ist. Übersichtliche Inhaltsverzeichnisse
und kunstgeschichtliche Register hat vor 21 Jahren
Kraus für den Schluß des Werkes in Aussicht
gestellt; sie fehlen leider auch dem VII. Bande.
Die Brauchbarkeit des Werkes wird so ganz un-
nötigerweise jahrzehntelang hintangehalten, und
wer sich beispielsweise für einige neue Nach-
richten über den bedeutenden Baumeister der
Vorarlberger Schule, Franz Beer (s. auch Kon-
stanzer Häuserbuch, S. 70, 233, 254), oder über
den in der Kunstgeschichte kaum bekannten Ar-
chitekten der Markgräfin Sibylla, Michael Ludwig
Bohrer, interessiert, muß 700 statt 2 Seiten lesen
oder noch einmal 10 Jahre warten. H.

Die Kunstdenkmäler der Provinz Han-
nover. IV. Regierungsbezirk Osnabrück. L und
2. Stadt Osnabrück, bearbeitet von Heinrich
Siebern und Erich Fink. XVI, 328 S. mit
33 Taf. und 254 Textbildern. Hannover, Th.
Schulze, 1907. 12 Mk.

Im vorigen Jahre erschienen Sieberns Kunst-
denkmäler der Grafschaft Schaumburg, zu denen
Brunner den geschichtlichen Teil schrieb, ein
vorzügliches Werk in Text und Abbildungen.
Der Umfang der Arbeit hat Bergner Veranlassung
gegeben, im Korrespondenzblatt der Geschichts-
vereine für die weiteren Bände des hessischen
Inventarisationswerkes ein weniger ausführliches
Verfahren in Vorschlag zu bringen. Wohl ohne
überzeugende Gründe und hoffentlich ohne Er-
folg. Daß ein Sammelwerk, das voraussichtlich
nur einmal erscheint, nicht gewissenhaft genug
die stets gefährdeten Denkmäler registrieren kann,
in Wort und vorzugsweise in Bild, bedarf kaum
der Erwähnung. Leider wird Siebern die Arbeit
nicht fortsetzen. Er hat die Weiterführung des
hannoverschen Inventars übernommen, dessen
 
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