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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Hirsch, Fritz: Eine Treppenstudie
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0174

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160 Fritz Hirsch.

Meyster- sondern sogar als ein Kunst-Stuck angesehen werden, und ihm beym Augen-
schein von jedermann eine Bewunderung zuziehen muß. Ich habe mich dieserhalb

verbunden erachtet, demselben ein beglaubtes Zeugnis,
davon zur gefälligen Einsicht eine Abschrift beylege,
wegen seiner alles Ruhmswürdigen Geschicklichkeit aus
eigener Bewegnus zuzustellen, und nehme hiermit aus
Freundnachbarlichem Vertrauen die Freyheit, Euer
Liebden diesen jungen Mann, welchen seine Arbeit als
einen verdienstvollen geschickten Meister darstellet, zu
gnaden zu empfehlen, und dessen wehrend seines über
ein Jahr angedauerten hiesigen Aufenthalts bezeigtes
christliches Betragen und gute Aufführung anzurühmen,
der in der Folge durch seine Pflichtmäßige Dienst-
Verrichtungen in der That sich seines Landes Herrn
vorzüglicher Gnade würdig machen wird. Euer Lieb-
den werden finden, daß diese meine Empfehlung nicht
übertrieben, sondern der Wahrheit entspreche. Der
Ich etc.»

Am 10. August wird folgendes Antwortschreiben1
bekanntgegeben: «Des Herrn Marggrafen zu Baaden
Hochfürstliche Durchlaucht melden in Literis de 5ahujus
in rückantwort: Es gereiche Ihnen zum ausnehmenden
Vergnügen daß Ihr Unterthan, der Steinhauer Johann
Peter Dill von Durlach das zu besserer Erlernung seines
Handwerks auf ihn bisher verwendete Geld sowohl an-
gewendet hätte, daß er durch die in Celsissimi residenz-
Schloß verfertigte Arbeit hochderselben hohen Beyfall
verdiene. Übrigens aber werden sie der von Celsissimo
zugleich vor den jungen Dill eingelegten Empfehlung
vorzüglich eingedenk seyn.»

Eine «französische freitragende Stiege» wird diese
Treppe genannt. An der französischen Herkunft der
Disposition ist nicht zu zweifeln. Bei J. F. Blondel2,
der 24 verschiedene Arten von Treppen unter-
scheidet, ist auf Tafel 62 (für Band V und VI,
Textband V, S. 123) unter der Bezeichnung «Plan
d'un escalier pour un hotel ordinaire» eine Treppe dar-
gestellt, die in ihrer Grundrißanlage der unsrigen
\Q i i i m i i i 11 | u~^o völlig entspricht. Die schönsten Treppen sind nach
'.......' ' ' } ^kA Blondel die in der Mitte ausgeschnittenen und aus

„ „ , .L .,, „ Werkstücken konstruierten. «Iis doivent se soutenir en
Abbildung 3. Querschnitt zu Abb. 2. ...

1 air par lartmce de leur construction et par la maniere

dont on rejette le poids sur les murs qui les environnent.» Penthers Lexicon arcbitecto-

1 General-Landesarchiv Karlsruhe, Protokollsammlung.

2 Cours d'architecture ou traite de la decoration, distributioü et construction des bätiments. Paris 1771.
 
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