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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Phleps, Hermann: Die hölzernen Wehrgänge an den sächsischen Kirchenkastellen in Siebenbürgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0184

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170 Dr. Ing. H. Phleps-Danzig.

den sie an manchen Orten durch massive Schutzwehren verdrängt. Bei den Kirchen
geschah ein solcher Umbau in der Weise, daß man die Strebepfeiler hoch führte und
dazwischen massive Mauern einspannte, so daß entsprechend der hölzernen Verkragung
zwischen AVehr- und Kirchenmauer ein Schlitz offen blieb. Am Chor der Kirche zu
Trappold (Abbildung 2) sind hierbei noch Reste der früheren Holzgalerie miteingemauert
worden.

Sehr eigenartig ist die Konstruktion dieser hölzernen Vorläufe. Die Konsole, welche
den auskragenden Balken stützt, sitzt mittels Verzapfung auf einem Hängesäulchen,

letzteres ist wiederum im Balken eingezapft und
wird von diesem getragen. Unsere Aufnahme vom
Kirchenkastell zu Schönberg (Abbildung 3) läßt die
Einzelheiten genau er-
kennen. Da der Zap-
fen der Hängesäule sehr
in Anspruch genommen
wird, geht er durch
die ganze Balkendicke
(18 cm) in einer Stärke
von 6 X 13,5 cm hin-
durch.1

Die Schwelle ist
auf den Balken auf-
gekämmt, der Brust-
balken an die Pfosten
angeblattet.

Abbildung 4. Stützen der Diese Konstruk- Abbildung 5. Wehrgang

Galerien in ,. , , , nl mit Schießscharten

^ ,, tionsart kehrt an allen

1 arttau. (von innen).

Kirchenburgen wieder,

auch im Innern der Burghöfe stand sie in Anwendung. So werden in Tarttau sogar
die vor den Wohnkammern sich hinziehenden breiten Galerien auf gleiche Weise ge-
stützt (Abbildung 4).

Die Fachausmauerung ist verschieden. Manchmal erhält das Mauerwerk dieselbe
Stärke wie das Fachwerk, manchmal ist es —■ wie auf Abbildung 3 — stärker. Die
Feuerwaffen mögen letztere Besonderheit verursacht haben, denn in Jakobsdorf kommt
der Fall vor, daß in die Fachfüllung Schießscharten eingeschnitten sind (Abbildung 5).
In Schönberg ist der Brustbalken sehr eigenartig ausgebildet worden. An der Über-
blattungsstelle liegt er in der gleichen Flucht mit den Pfosten, springt aber über der
Fachfüllung um 1 cm nach außen vor. Eine Anordnung, deren Aufgabe nur der Schutz
für die Putzschicht gewesen sein kann.

1 Piper führt in seiner Burgenkunde, 2. Auflage 1905, zwei Beispiele an, bei denen die Auskragung
ebenfalls mittels eines Hängebockes gestützt wird, ein noch erhaltenes aus St. Martin am Diex (Kärnten)
— Seite 299 — und ein anderes aus Klamm am Semmering — Seite 298 —. Das zweite beruht bloß auf
einer Vermutung.
 
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