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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Burger, ...: Neue Rekonstruktionsentwürfe des Tempels in Präneste aus der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0219

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Neue Rekonstruktionsentwürfe des Tempels in Präneste aus der Renaissance. 205

gerade, rücksichtslos die Felder überschreitend, eine Straße zur Villa emporführt, wo den
Beschauer im Halbkreis links und rechts Säulenhallen, mit einem tempelartigen Kuppel-
bau in der Mitte, umfangen. Man gewinnt den Eindruck, den stolzen Palast eines
römischen Kaisers vor sich zu haben mit großen Wandelhallen und Festräumen, und
doch sollten zwei Drittel dieses Riesenbaues nur als Okonomiegebäude dienen. Es war
recht venezianisch, der Steigerung materieller Pracht wegen das Notwendige als einen
Luxus erscheinen zu lassen. Die Säulenhallen maskieren nur die Okonomiegebäude und
Viehställe. Woher nun. diese imponierenden baulichen Ideen stammen, wird durch das

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L.
3?

Abbildung- 2. Andrea Palladio. Grundrißrekonstruktion des Tempels von Präneste.
London Royal Aoaderny of British Archilects.

vorliegende Zeichnungsmateria} ohne weiteres ersichtlich. Es sind die großartigen
Tempelanlagen von Präneste, die bei diesen Plänen Paten gestanden haben.1

Jenes berühmte Heiligtum, mit seinen «sortes praenestine», das Cicero beschrieben
und Horaz besungen hat, hat auch Palladio eingehend studiert und aufgenommen.2

1 Über die Villa siebe vor allem Blondel, Etat actuel des ruines du temple de la fortune ä Freneste.
Melanges d'arcbeologic et d'histoire. 1882. 11, 1, S. 16, 168 ff., ferner Marucchi, Bulletino dell'istituto 1881,
S. 248 ff., 1882, S. 244ff. Bulletino della commissione comunale 1895, S. 26 ff., 1904, S. 233 ff.; die ältere
Literatur bei Delbrück, Hellenistische Bauten in Latium, Straßburg 1907, S. 51.

2 Die Zeichnung stammt aus dem Codex Burlington, der nicht nur, wie ich im Bepertorium für Kunst-
werke darlegen werde, einen Teil der Stichvorlagen für Palladios berühmtes Buch, sondern neben eigen-
händigen Vermerken auch noch eine Beihe von Originalentwürfen für Paläste und Villen enthält, die ich
in einer demnächst erscheinenden Sonderpublikation über die Villen Palladios veröffentlichen werde. Lord
Burlington hat im 18. Jahrhundert die Zeichnungen in Vicenza gesammelt, konnte aber nur den geringeren
Teil (Palladios Aufnahmen der römischen Thermen) publizieren. Nach Burlingtons Tode ist der Codex in

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