Chronik.
Deutschen und dem Österreichischen Archäo-
logischen Institut unternommenen Ausgrabungen.
Als Winckelmann-Programm des Jahres 1874
erschien Adlers Abhandlung der Stoa des Königs
Attalos II. in Athen, dessen Bauwerke in Pergamon
selbst wenige Jahre später bekannt werden
sollten.
Neben diesen Arbeilen teilte Adler in der
Deutschen Bauzeitung 1874 seine Aufnahmen der
Moscheen von Konstantinopel mit, eine sehr ver-
dienstliche Sammlung, die ihren Wert noch nicht
verloren hat und einen Neudruck verdienen möchte,
auch nachdem neuerdings Gurlitts umfassendes
Werk über denselben Gegenstand erschienen ist.
In Gemeinschaft mit Ernst Gurtius wurde
Adler der ehrenvolle Auftrag zuteil, die Ausgra-
bungen von Olympia zu leiten, welche das ge-
einte Deutsche Beich als erste große wissenschaft-
liche Betätigung unternahm. Im Frühjahr 1874
reisten beide nach Athen, um den Vertrag mit
der griechischen Begierung abzuschließen; mit
den Ausgrabungen selbst konnte, nachdem der
Vertrag genehmigt worden, im Herbst 1875 be-
gonnen werden; sie dauerten bis zum Frühjahr
1881. Adlers Aufgabe war, die topographischen
und architektonischen Arbeiten und Unter-
suchungen zu leiten. Da er selbst durch Berufs-
geschäfte an Berlin gebunden war, so mußte er
in seiner Schule gebildete jüngere Architekten
heranziehen, wie Steinbrecht, Bohn, Dörpfekl,
Bormann, Graef u. a., die bald danach durch
eigene baugeschichlliche Forschungen bekannt
geworden sind. An der erst 1897 abgeschlos-
senen endgültigen Veröffentlichung der Ausgra-
bungen zu Olympia hat Adler selbst bearbeitet
die Wiederherstellung des Zeusbildes des Phidias,
das Philippeion, die Exedra des Herodes Atticus
und die altchristliche Basilika; er selbst zeichnete
auch die schaubildlichen Wiederherstellungen der
Altis. Die Ausgrabungen zu Olympia wirkten
vorbildlich für die danach unternommenen Aus-
grabungen auf klassischem Boden, insbesondere
hinsichtlich der Teilung der Arbeit zwischen
dem Architekten und dem Philologen und der
Aufbewahrung der Funde auf der Ruinenstätte.
Das Museum von Olympia, in welchem die figür-
lichen Bildwerke und die tektonischen Funde
aufgestellt sind, wurde nach Adlers Entwürfen
erbaut und 1887 eröffnet.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II.
219
Im Anschluß an die Arbeiten in Olympia gab
Adler 1882 eine Mitteilung über die Trümmer
des Tempels in Tegea und ermittelte die Gestalt
dieses Bauwerks, an welchem der Architekt, der
Bildhauer Skopas, wie Pausianas überliefert und
die Funde bestätigen, die drei griechischen Bau-
weisen nebeneinander verwendet hatte. Das
Vorwort zu Schliemanns Buch über die Ausgra-
bungen in Tiryns, anregende Vorträge über My-
kenä, die ägyptischen Pyramiden, die Baukunst
von Jerusalem u. a. m. zeigten, wie Adler alle
neuen Entdeckungen durchdrang, alle neuen Ein-
drücke rastlos sich zu eigen machte.
In seinen letzten Jahren beschäftigte sich
Adler mit der Wiederherstellung zweier Baudenk-
mäler der hellenistischen Zeit, des Mausoleums
zu Halikarnaß und des Pharos zu Alexandrien.
Seine Wiederherstellung des Mausoleums über-
trifft an künstlerischem Werte weitaus den sach-
lich trockenen Entwurf des bei der örtlichen
Untersuchung beteiligt gewesenen Pullan. Auch
der von Bühlmann im laufenden Jahrgange dieser
Zeitschrift S. 1 ff. mitgeteilte Wiederherstellungs-
Versuch, der zugleich die Umgebung des Denk-
mals berücksichtigt, erreicht den Adlerschen nicht
an Adel und Ruhe der Erscheinung. Allerdings
hat Bühlmanns Annahme einer Langseite als
Hauptfront, hat die steile Stufenpyramide man-
ches für sich. Aber auffallend bleibt doch, daß
von dieser, und ebenso vom tholosartigen Inneren
gar keine Werkstücke gefunden sind, die doch
nicht vollständig hätten verschwinden können.
Man kann darüber in Zweifel sein, ob das von
Adler angenommene volle Gebälk mit Fries oder
das von Bühlmann nach dem Muster des Tem-
pels zu Priene vorgeschlagene, nur aus Epistyl
und Kranzgesims gebildete Gebälk das Bichtige
trifft. Sowohl Adler als auch Bühlmann haben
es jedoch unterlassen, die im Britischen Museum
aufbewahrten und von dem verstorbenen Murray
wieder zusammengesetzten Bruchstücke der Ord-
nung des Mausoleums nochmals zu prüfen und
zu messen; dabei würden sie bemerkt haben,
daß die Aufnahmen Pullans keineswegs zuver-
lässig sind. Die Hängeplatte ladet um das Dop-
pelte weiter aus, als Pullan und nach ihm Adler
und Bühlmann zeichnen. Der Amazonenfries
fügt sich wie zugehörig zwischen den Zahnschnitt
und das Epistyl ein; der Grund des Frieses lag
28
Deutschen und dem Österreichischen Archäo-
logischen Institut unternommenen Ausgrabungen.
Als Winckelmann-Programm des Jahres 1874
erschien Adlers Abhandlung der Stoa des Königs
Attalos II. in Athen, dessen Bauwerke in Pergamon
selbst wenige Jahre später bekannt werden
sollten.
Neben diesen Arbeilen teilte Adler in der
Deutschen Bauzeitung 1874 seine Aufnahmen der
Moscheen von Konstantinopel mit, eine sehr ver-
dienstliche Sammlung, die ihren Wert noch nicht
verloren hat und einen Neudruck verdienen möchte,
auch nachdem neuerdings Gurlitts umfassendes
Werk über denselben Gegenstand erschienen ist.
In Gemeinschaft mit Ernst Gurtius wurde
Adler der ehrenvolle Auftrag zuteil, die Ausgra-
bungen von Olympia zu leiten, welche das ge-
einte Deutsche Beich als erste große wissenschaft-
liche Betätigung unternahm. Im Frühjahr 1874
reisten beide nach Athen, um den Vertrag mit
der griechischen Begierung abzuschließen; mit
den Ausgrabungen selbst konnte, nachdem der
Vertrag genehmigt worden, im Herbst 1875 be-
gonnen werden; sie dauerten bis zum Frühjahr
1881. Adlers Aufgabe war, die topographischen
und architektonischen Arbeiten und Unter-
suchungen zu leiten. Da er selbst durch Berufs-
geschäfte an Berlin gebunden war, so mußte er
in seiner Schule gebildete jüngere Architekten
heranziehen, wie Steinbrecht, Bohn, Dörpfekl,
Bormann, Graef u. a., die bald danach durch
eigene baugeschichlliche Forschungen bekannt
geworden sind. An der erst 1897 abgeschlos-
senen endgültigen Veröffentlichung der Ausgra-
bungen zu Olympia hat Adler selbst bearbeitet
die Wiederherstellung des Zeusbildes des Phidias,
das Philippeion, die Exedra des Herodes Atticus
und die altchristliche Basilika; er selbst zeichnete
auch die schaubildlichen Wiederherstellungen der
Altis. Die Ausgrabungen zu Olympia wirkten
vorbildlich für die danach unternommenen Aus-
grabungen auf klassischem Boden, insbesondere
hinsichtlich der Teilung der Arbeit zwischen
dem Architekten und dem Philologen und der
Aufbewahrung der Funde auf der Ruinenstätte.
Das Museum von Olympia, in welchem die figür-
lichen Bildwerke und die tektonischen Funde
aufgestellt sind, wurde nach Adlers Entwürfen
erbaut und 1887 eröffnet.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II.
219
Im Anschluß an die Arbeiten in Olympia gab
Adler 1882 eine Mitteilung über die Trümmer
des Tempels in Tegea und ermittelte die Gestalt
dieses Bauwerks, an welchem der Architekt, der
Bildhauer Skopas, wie Pausianas überliefert und
die Funde bestätigen, die drei griechischen Bau-
weisen nebeneinander verwendet hatte. Das
Vorwort zu Schliemanns Buch über die Ausgra-
bungen in Tiryns, anregende Vorträge über My-
kenä, die ägyptischen Pyramiden, die Baukunst
von Jerusalem u. a. m. zeigten, wie Adler alle
neuen Entdeckungen durchdrang, alle neuen Ein-
drücke rastlos sich zu eigen machte.
In seinen letzten Jahren beschäftigte sich
Adler mit der Wiederherstellung zweier Baudenk-
mäler der hellenistischen Zeit, des Mausoleums
zu Halikarnaß und des Pharos zu Alexandrien.
Seine Wiederherstellung des Mausoleums über-
trifft an künstlerischem Werte weitaus den sach-
lich trockenen Entwurf des bei der örtlichen
Untersuchung beteiligt gewesenen Pullan. Auch
der von Bühlmann im laufenden Jahrgange dieser
Zeitschrift S. 1 ff. mitgeteilte Wiederherstellungs-
Versuch, der zugleich die Umgebung des Denk-
mals berücksichtigt, erreicht den Adlerschen nicht
an Adel und Ruhe der Erscheinung. Allerdings
hat Bühlmanns Annahme einer Langseite als
Hauptfront, hat die steile Stufenpyramide man-
ches für sich. Aber auffallend bleibt doch, daß
von dieser, und ebenso vom tholosartigen Inneren
gar keine Werkstücke gefunden sind, die doch
nicht vollständig hätten verschwinden können.
Man kann darüber in Zweifel sein, ob das von
Adler angenommene volle Gebälk mit Fries oder
das von Bühlmann nach dem Muster des Tem-
pels zu Priene vorgeschlagene, nur aus Epistyl
und Kranzgesims gebildete Gebälk das Bichtige
trifft. Sowohl Adler als auch Bühlmann haben
es jedoch unterlassen, die im Britischen Museum
aufbewahrten und von dem verstorbenen Murray
wieder zusammengesetzten Bruchstücke der Ord-
nung des Mausoleums nochmals zu prüfen und
zu messen; dabei würden sie bemerkt haben,
daß die Aufnahmen Pullans keineswegs zuver-
lässig sind. Die Hängeplatte ladet um das Dop-
pelte weiter aus, als Pullan und nach ihm Adler
und Bühlmann zeichnen. Der Amazonenfries
fügt sich wie zugehörig zwischen den Zahnschnitt
und das Epistyl ein; der Grund des Frieses lag
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