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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Meier, Paul J.: Die ottonischen Bauten in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0256

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242 P. J. Meier.

Querhäusern der Kirche hin, die mit allen diesen Teilen 33/i m und mehr sich über das
Langhaus erhebt. Die Krypta zerfällt somit in einen 22 in 1., 9 m br. dreischiffigen Mittel-
raum und zwei etwa halb so breite und halb so lange Nebenräume, die je durch zwei
Doppelarkadeu (mit starkem Mittelpfeiler) sich nach dem Mittelraum öffnen, aber da-
durch mehr den Charakter von Nebenchören der Hirsauer Regel gewinnen. Diese
Seitenräume haben zwei, durch einen Gurtbogen von einander getrennte Kreuzgewölbe,

deren Scheitel etwa 1 m über den des
Mittelraums hinausragt1, so daß die
über ihnen befindlichen Querhäuser
erst mittels vier bis fünf Stufen von
der Vierung aus erstiegen werden. Der
Mittelbau der Krypta dagegen zeigt
mit seinen drei gleich breiten und
hohen Schiffen, den zwei Reihen von
je fünf reich verzierten Säulen und
den gratigen, gurtlosen Kreuzgewölben
im allgemeinen die übliche Art der
Krypta, nur weichen die beiden ersten
Joche im Westen sowohl in der ganzen
Anlage, wie in den Einzelformen er-
heblich von allen anderen Teilen der
Krypta ab, die sich unter einander
gleichen und, wie wir noch sehen
werden, dem großen Neubau angehören,
der nach dem Brande von 1070 be-
gann und 1129 seine Weihe erhielt.2
Jene Westjoche nämlich werden durch
je 2 Pfeiler und Pilaster (Abbildungen
3 und 4) mit breiten Gurtbögen, die in
der Flucht der Trennungspfeiler und
Gurtbögen der Nebenräume liegen, von
dem östlichen dreischiffigen Teil des
Abbildung 3. Krypta der Stiftskirche. Mittelraums geschieden und haben

Pfeiler p und k des Grundrisses. hoch altertümliche Tonnengewölbe (mit

Scheitel in der Richtung der Haupt-
achse), die von seltsam umrissenen Kappen angeschnitten werden und in der Mitte auf
jenen Säulen und Pfeilern, sonst auf Pflastern ruhen. Die Säulen a und b des Grundrisses,
aber auch die Trennungssäule o — die entsprechende im N gehört erst der Zeit nach
1070 an — zeigen attische, eckblattlose Sockel und pilzartige Kapitale mit einem schlichten
Abakus, der an den unteren Ecken abgeschrägt ist. Die Kämpfer der Säulen, wie die
der Pfeiler bestehen aus Platte und zwei Viertelstäben darunter, Gliedern, die durch
Leisten von einander getrennt sind; die Pfeilersockel zeigen Schräge und Platte darunter.

1 Man hat offenbar die ganze Krypta so hoch anlegen wollen, hat sieh dann aber entschlossen, die
ottonischen Teile, die niedriger sind, beizubehalten, und hat die östlichen Teile diesen dann angeglichen.

2 Vergl. Lambert von Hersfeld zu 1070 und Annal. Saxo sowie Ghron. montis sereiii zu 1120.
 
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