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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Meier, Paul J.: Die ottonischen Bauten in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0270

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256

Michaeliskirche auf dem Heiligenberge bei Heidelberg außer der Ostkrypta, die hier in
den Felsen eingehauen werden mußte1, eine Westkrypta2 erhalten. Selbst der Umstand
kann mich in meiner Annahme nicht irre machen, daß auch in der sehr eingehenden
Beschreibung der Weihe von 1021 der Altäre der Westkrypta nicht gedacht wird. Diese
wird gleichzeitig mit dem Chor der Kirche, also gegen Ende des X. Jahrhunderts an-
gelegt sein, und wenn 1021 der Chor aus dem S. 245 angegebenen Grunde noch einmal
geweiht wurde, so konnte dies auf die vollkommen abgeschlossene Krypta keinerlei
Einfluß ausüben.

Nun hat man bisher, soviel mir bekannt ist, wohl hie und da, aber immer ver-
geblich nach Grundmauern im Westen und Nordwesten der jetzigen Kirche gesucht.
Aber systematische Ausgrabungen haben bisher nicht stattgefunden, und es ist andrer-
seits fraglich, ob sich bei dem Felsgrunde, der tiefere Grundmauern ersparte, überhaupt

Reste finden müßten. Der 1070
abgebrannte Bau ist sicher, schon
um Platz zu schaffen, vollkommen
niedergelegt worden, und man wird
das Material für den Neubau be-
nutzt haben.

Daß man aber nicht, wie
das uns am nächsten liegen würde,
einen abgängig gewordenen Bau
einfach durch einen neuen ersetzte,
das ist ja grade die Gewohnheit
des frühen Mittelalters gewesen.
Ich brauche in dieser Beziehung
nur an Halberstadt3 und Hildes-

.......____________............ heim4 zu erinnern, wo auf dem

' 3 Gebiet der Domburg eine Kirche
—•—j—;—■—j—;—;—-,—i——t.—;—a... neben der andern stand.

Abbildung 8. Quedlinburg. Wipertikrypta (Grundriß). V.

Uber die Wipertikrypta (Ab-
bildungen 8 und 9) glaube ich mich kürzer fassen zu können. Sie besteht, wenn wir
uns die Einteilung in drei Schiffe einmal fortdenken, aus einem (im Lichten) 6 m breiten,
aber nur 4 m tiefen Viereck (Verhältnisse, wie sie bei dem Chorviereck einer Oberkirche
öfter begegnen) und einer nur wenig eingerückten halbrunden Apsis. Dieser Raum aber
ist nun durch eine doppelte Stellung von Stützen, die jedoch nicht parallel laufen, sondern
nach Osten hin etwas konvergieren, in drei sehr schmale Schiffe von 1,6 bis 1,8 m Breite

1 Wenn diese Quedlinburger Servatiuskirche auch eine Ostkrypta besaß, so müßte sie wohl über der
Erde gelegen und der Chor eine beträchtliche Höhe besessen haben; wenigstens ist hier von einer Ein-
bettung in den Felsen nichts bekannt.

2 Vergl. Schleuning, Die Michaels-Basilika auf dem Heiligenberg bei Heidelberg (1887); hier sind
Tafel V im Längsschnitt die natürlichen Geländeverhältnisse mit der erheblichen Senkung im Westen
angegeben.

3 Vergl. Döring, Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Halberstadt, S. 227IT., und meine Besprechung
in «Magdeburger Geschichtsblätter», 1902, 269ff.

4 Vergl. Bertram, Hildesheims Domgruft, S. 6 ff.
 
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