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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Meier, Paul J.: Die ottonischen Bauten in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0264

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eine sichere Entscheidung unmöglich, ist. Im Süden ist der Bestand ein wesentlich
anderer; hier sind die Pfeiler m n und die Säule o der ottonischen Zeit, abgesehen von
den Zementkanten, noch so gut wie unberührt. Nur die Sandsteinquadern über den
(gleichfalls mit Zement verschmierten) Arkaden scheinen beim Umbau nach 1070 er-
neuert worden zu sein. Aber klar ist vor allem, daß hier ein doppelter, jedoch türloser
Zugang bestanden hat, der vermutlich vom Palas im Südosten aus benutzt wurde und
mit einer Vorhalle versehen gewesen sein mag. War hier wirklich der Eingang für
die Bewohner der Burg, und schlössen im Norden die Konventsgebäude-an, so mag für
die sonstigen Besucher der Peterskirehe der Eingang in der Mitte der Westwand ge-
wesen sein. Ob die Kirche von Anfang an einen Turm gehabt oder ihn bei der

1

Abbildung 5. Mutmaßlicher Grundriß der Petorskirehe nach 930.

Aufnahme des Nonnenkonvents erhalten hat, steht dahin; ein Dachreiter hätte wohl
auch genügt.

Ist auch volle Klarheit über die Peterskirche nicht zu gewinnen, so ist der bei-
gegebene Versuch einer Herstellung des Grundrisses (Abbildung 5) im großen und
ganzen einleuchtend. Beachtenswert aber scheint mir dabei vor allem, daß wir das
Schema der romanischen Dorfkirche in Deutschland bereits bei einer so frühen Stifts-
kirche feststellen können, die sich freilich in ihren schlichten Abmessungen auf keinen
Fall über die Dorfkirche erhob.

IV.

Eine scheinbar große Schwierigkeit besteht aber noch darin, daß die von fast
allen Forschern bisher festgehaltene Ansicht, die Peterskirche hätte bereits 997 beim
Bau der neuen, größeren Stiftskirche ihren selbständigen Charakter eingebüßt und sei
 
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