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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 9 (Juni)
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Pezold, Leopold von: Karlsruher Kunst-Genossenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0161

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KARLSRUHER RUNST- GENOSSENSCHAFT.

Ein Sonder-Heft dieser Zeitschrift (No-
vember 1898) behandelte bereits eine
Gruppe der hiesigen Künstler und verhiess
eine Fortsetzung, in welcher der Karakter
und das Schaffen einer zweiten Gruppe be-
sprochen werden solle. Jetzt liegt eine Reihe
von Reproduktionen der Werke dieser
»Kunst-Genossenschaft« vor. Ein einheit-
liches Gesammtbild ihrer Thätigkeit zu
geben, ist natürlich ausgeschlossen, da sie
ebensowenig eine besondere künstlerische
Schule oder Richtung repräsentirt, wie der
»Bund«. In beiden dieser Gruppen gibt
es Künstler, welche, die einen in der Farbe,
die andern in der Zeichnung, wieder andere
in der Komposition, im Gedankenstoff oder
in der Stimmung die Hauptaufgabe und
Vollendung aller Malerei sehen. Hüben
und drüben gibt es Idealisten, Realisten,
Impressionisten usw., hüben und drüben
gibt es Alte und Junge. Dass in der einen
Gruppe die grössere Neigung zu Plakat,
Postkarte, Lithographie besteht, als in der
anderen, bildet ein entscheidendes Merkmal
nicht, denn Plakat und Karte sind nicht an

einen besonderen Stil, noch an eine gemein-
same Art der Künstler gebunden, die sie
betreiben, und diejenige Kleinkunst, die im
Augenblick die neueste ist, die Herstellung
der Bücherzeichen »Ex libris«, liegt den
strengsten Stilisten, wie den graziösesten
Humoristen gleich nahe und findet in jeder
Art der Reproduktion einen geeigneten
künstlerisch erschöpfenden Ausdruck.

Aber wenn auch »Genossenschaft« und
»Bund« nicht geschlossene eigenartige
Kunstschulen noch geschiedene Kunst-
Richtungen darstellen, so kann der persön-
liche Zusammenhang innerhalb jeder Gruppe
doch nicht ohne jeden Einfluss auf eine ge-
wisse Verwandtschaft des Schaffens in ihr
bleiben. Meisterschaft und Anfängerthum,
Talent und Talentlosigkeit, strenges Selbst-
prüfen und leichtes Selbstgenügen sind eben
überall zu finden und entwickeln sich nur
in verschiedenem Maasse, je nachdem der
Boden, der Kreis, die Kritik, das Ziel der
Gleichstrebenden günstige oder gefährliche
Nahrung bietet. In diesem Sinne mag
immerhin jede einzelne künstlerische Gruppe

IKUU. IX. 4.
 
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