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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Kohut, Adolph: Professor Max Klein - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0287

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638

Dr. Adolph Kohut: Professor Max Klein—Berlin.

MAX KLEIN—BliKl.lN. Stephan George.

Aufträge. In einer Konkurrenz um die
Kolossal-Statuen antiker Philosophen für den
Neubau des Joachimsthaler Gymnasiums zu
Berlin wurde seinen Entwürfen der Preis
zuerteilt. Von der Stadt Berlin wurde er
dann mit der Ausführung der Modelle für
die symbolischen Reliefs beauftragt, mit
welchen die Pfeiler der neuen monumen-
talen »Kronprinzen-Brücke« über die Spree
in Berlin geschmückt sind. Ferner erhielt
er den Auftrag, für die Ruhmeshalle die
beiden Kolossal - Büsten des Feldmarschalls
v. Manteuffel und des Generals Freiherrn
v. Werder anzufertigen. Die sprechende
Ähnlichkeit des durchfurchten Gesichts und
der ganze karakteristische Ausdruck, den
die Stirn, die Augen und die feine Mund-
bildung des verstorbenen Statthalters von
Elsass- Lothringen hervorrufen, kurz, das
geistige Leben des Antlitzes ist meisterhaft
wiedergegeben. Dasselbe gilt auch von der
Büste des Generals v. Werder.

Der Zug zum Übermächtigen beim Rea-
listischen in der Durchbildung der lebendigen
Form offenbart sich auch in einem anderen
plastischen Werke des Bildhauers, dem
»Anachoreten«. Dieser Alte in seiner Höhle

erscheint als ein ergrauter Herkules, in dessen
verwitterten Zügen ein Leben voll Drangsal
und schmerzlicher Enttäuschung sich abmalt.
Die Hand mit dem abgebrochenen Nagel, der
kolossale Knochenbau und die tiefen Achsel-
höhlen machen einen gewaltigen Eindruck.

Das Titanenhafte und Himmelanstürmende
bekundet auch eine andere Gruppe Kleinst
»Der Besiegte.« Wir erblicken hier einen
Tyrannen aus den Zeiten der römischen
Weltherrschaft nach einer verlorenen Schlacht;
der Gedanke an die ihm angetane Schmach
treibt ihn zur Verzweiflung. Den Tod
im Herzen sinkt er in seinen Thronsessel.
Die nervige Faust der herkulischen Gestalt
greift nach dem Schwerte, um es in sein Herz
zu stossen. Die Fürstin, das Weib des Be-
siegten, wirft sich in seine Arme, als sie
an dem gezückten Schwert erkennt, dass
alles verloren ist. Sie will augenscheinlich
ihr Schicksal nicht von dem seinigen trennen,
voll Gattenliebe und Ergebung ihr Leben
in seine Hand legend. — Ein bedeutendes
Werk ist seine Gruppe »Simson zu den
Füssen Delilas«. Wir sind gewöhnt, dem

MAX KLEIN—BERLIN. Fritz Mauthner.
 
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