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Die Gartenkunst — 9.1907

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Engelhardt, Walter von: Eine heikle Frage
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0193

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IX. 9 DIE GtAETENKUN'ST 1S7

hat sich nicht selbst zum Richter gemacht, sondern
man hat sie gewählt und ihr dadurch ein gesundes
Urteil zugetraut — ob mit Recht oder Unrecht, bleibt
dahingestellt; die nachteiligen Folgen fallen dann auf
die Wähler zurück; sie tragen in erster Linie die
Schuld für eine schiefe Beurteilung. — Zweitens:
Der Fachmann wird den Mut haben, streng zu
urteilen, der den Mut hat, sich selbst einer strengen
Kritik zu unterstellen und der bei den Ausstellern
den gleichen gebildeten und allein bildsamen Stand-
punkt voraussetzt; er wird in Konflikt geraten, wenn
er erfährt, daß dieser oder jener Aussteller eine
empfindsame Persönlichkeit ist und eine strenge Be-
urteilung persönlich übel nimmt. Er wird dann, wenn
auch mit einiger Überwindung, den Konflikt sachlich
zu entscheiden bemüht sein. Jeder ernst arbeitende
Mensch wird bestrebt sein, das eigene Urteil zu klären,
d. h. unterscheiden zu lernen. Wieweit er in diesem
Streben gelangt ist, wird er selbst schwor entscheiden
können. Wer ihn zum Richter wählt und ihm damit
Urteilskraft zutraut, kann davon nicht mehr ver-
langen, als wie vorhanden ist. Und was schließlich Abb. 7. Landschaftsbild aus der Umgebung von Rogahn,
die Toleranz betrifft und das Geltenlassen, so ist mein

Standpunkt: Jeder urteile nach bestem Wissen und Gewissen politischer, verkehrstechnischer und baukünstlerischer Organis-
so, wie er beurteilt sein will: sachlich, streng, gerecht. mus von Architekt Albert Hofmann, dem Redakteur der
Toleranz und Geltenlassen, die mitleidiger Schonung gleich- „Deutschen Bauzeitung".

kommen, bedeuten für mich Förderung des Rückstandes — Diese drei Abhandlungen legen klar und deutlich dar, wie
und den wünsche ich weder mir, noch meinen Fachgenossen, zwingend notwendig es ist, nun endlich dieser brennendsten
noch unserer Gartenkunst. Frhr. von Engelhardt. aller Fragen näher zu treten: „Wie soll Berlin sich gestalten
- bei gleichem Fortschreiten der Bevölkerungszunahme wie bis-
her?" Die angeführten statistischen Nachweise und Zahlen
BÜCherSChaU. reden eine gewaltige Sprache. „Sechs Millionen Einwohner in

30 J ahren und damit noch kein Ende! Der Gedanke hat etwas
Erschreckendes." Man vergegenwärtige sich nur einmal diese
„Grofs-Berlin" nennt sich die jüngst von der Vereinigung schier endlose Häusermasse, die diese Menge aufzunehmen nötig
Berliner Architekten und dem Architektenverein zu Berlin ist, man denke sich einmal das Bild Sonntagsausflügler Berlins
herausgegebene Broschüre, welche Anregungen zur Erlangung in 30 Jahren, wähle zum Vergleich eine zum Grunewald führende
eines Grundplanes für die städtebauliche Entwickelung von Straße der Jetztzeit oder den Bahnhof eines beliebten Ausflugs-
Groß-Berlin geben will. ortes. Scheint eine Steigerung auf das Doppelte, auf das Drei-

Haben auch die Fach- und Tageszeitungen
hin und wieder kurz berichtet über die schon im
September 1905, wo die Anregung zur Bildung
eines Ausschusses gegeben wurde, begonnenen
Vorarbeiten und Beratungen, so kann doch
als erste zusammenfassende Schrift diese
Broschüre angesehen werden. Sie bildet gleich-
zeitig den Abschluß eines, wenn auch nur
geringen Teiles der gewaltigen Vorarbeiten und
ist als Denkschrift, mehr vielleicht noch als
Propagandaschrift, bestimmt, zu wirken in den
weitesten Kreisen, aufzurütteln auch wohl die
Gemüter, die bisher dem großen Gedanken
wenig Interesse entgegenbrachten.

Der erste Abschnitt macht uns mit den von
den herausgebenden Vereinen im Januar 1907
angenommenen Leitsätzen bekannt. Diesen
schließen sich an: Berlins Wachstum und
bauliche Zukunft von Regierungsbaumeister
Emanuel Heimann; Wald- und Parkgürtel,
eine Anregung für Groß-Berlin von Landes-
baurat Professor Goecke, der als Mitbegründer
und Herausgeber der Zeitschrift „Der Städte-
bau" auch in unserne Fachkreisen wohl be-
kannt ist; Groß-Berlin als wirtschafts- Abb. 8. Parklandschaft in der Umgebung von Rogahn.
 
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