Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

DOI Artikel:
Gropius, Walter: Künstlerische und technische Form
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0508

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
478

INNEN-DEKORATION

ENTW.: ARCHITEKTEN RUNGE & SCOTLAND—BREMEN. TISCH IN POLIERTEM BIRKENHOLZ M.
SCHWARZEN SCHNITZEREIEN. GELBE MARMORPLATTE

Die Welt, gegen die wir kämpfen,
ist fertig: ein abgeschlossenes
Europa und ein in sich unplastisches
Asien. Frankreich und England ha-
ben ihren Gehalt herausgestellt, ihr
Wort gesprochen, wodurch sie, mit
Recht, für Europa Mit-bildner und
Mit-lehrer, Zauber und Gewalt ge-
wesen sind: sie haben kein Geheim-
nis, das heißt: keine Zukunft mehr,
sie sind »eingereiht und rückge-
wandt« . Deutschland allein ist noch
nicht fertig — wie oft hat uns diese
Unf ertigkeit gepeinigt und verschüch-
tert vor der Form, Sicherheit und
Rundung der Romanen und Briten!
Um jede deutsche Gestalt wogte ein
Chaos noch ringender Triebe. Da-
raus erwächst jetzt unserem Volk,
als dem einzigen, das bei unver-
brauchter, ungestalter Fülle zugleich
im Kerne plastische Kraft, das mit
einem Wort noch Jugend hat, das
Recht und die Pflicht zur Wie-
dergeburt Europas. Denn nur
darum, nicht um Machtverschiebung
handelt es sich in diesem Krieg
für den deutschen Geist: darin sieht
er, wenn nicht im Opferwillen selbst,
den heiligenden Sinn der ungeheuren

Opfer........... gundolf.

berühren will —, aber erst eine ungeheuere
Willensbetätigung vermag beides zu har-
monischer Ubereinstimmung zu bringen. . . .
Harmonisches Ebenmaß ist nur in der
sinnlichen Anschauung des optischen
Flächenbildes begreiflich. Eine Einigung ist
daher nur in einem Ausgleich zwischen der
Rechnung des Ingenieurs und der architek-
tonischen Form denkbar, in einem Hand in
Hand gehen von analytischer Erkenntnis
und synthetischer Gestaltung. Aus der
Fülle der Möglichkeiten muß diejenige ge-
funden werden, die in gleicher Weise dem
Gefühl des Künstlers wie dem Wissen
des Technikers gerecht wird. Erst aus
dieser Vereinigung entsteht die orga-
nische Form. . . . Das Ziel der Baukunst
bleibt nun immer dieses: Körper und
Räume zu bilden. Daran wird keine
Technik, keine Theorie etwas ändern.

walter gropius im »jahrbuch 1914 des d.w.b.«
verlag e. diederichs jena.

*

Vollendet »schön« kann immer nur das
einzelne Kunstwerk genannt wer-
den, — einen »schönen Stil« gibt es nicht.
Ein vollendetes Kunstwerk wird nie-
mals stillos sein, — wohl aber ist in
den ausgetretenen Bahnen eines jeden Stiles
schon sehr viel Unschönes und Unkünst-
lerisches geschaffen worden, georg hirth.

ENTW.: ARCHITEKTEN RUNGE & SCOTLAND-BREMEN. TEE-TISCH IN BIRKENHOLZ
MIT SCHWARZGEBEIZTER SCHNITZEREI. GELBE MARMORPLATTE
 
Annotationen