Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

DOI Artikel:
W. F.: Arbeiten v. Architekt Adolf O. Holub in Wien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0143

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

117

ARBEITEN V. ARCHITEKT
ADOLF O. HOLUB
IN WIEN

Wiens Eleganz ist im Kunstgewerbe
längst ein fester Begriff; einerlei
wie man sich als Bewertender zu Wiens
Produktion stellen möge: sie i s t, und
sie hat Charakter. Zu ihrem Begriffe
gehören als auszeichnende Merkmale
die Elemente des Preziösen, des Para-
doxen, des Leichten, des auf ver-
schiedene Weise Gefälligen und Ver-
bindlichen ; lauter Dinge, die auch Wiens
(und Österreichs) Schrifttum charakteri-
sieren. — Adolf Holub kennzeichnet
sich in seinen Arbeiten unbedingt so-
fort als echter Österreicher und Wiener.
Da ist dieses pikante Nebeneinander
höchst belebter und vollkommen toter
Flächen, da ist diese paradoxe Ver-
tauschung der gewohnten Massenver-
hältnisse bei dem geschnitzten eichenen
Bücherkasten, bei dem die senkrechten
tragenden Bestandteile viel stärker her-
vortreten als der eigentliche Körper und
der daher ganz denselben Eindruck
macht wie jene Wiener Druckschrift,
die mit Vertauschung der gewohnten
Stärkeverhältnisse zwischen Auf- und
Grundstrichen arbeitet. Da ist ferner
diese lächelnde Koketterie der Falbeln
und Raffungen, das mondäne Schimmern
und Glänzen der Holzmaserung, die
betonte, preziöse Einfachheit, das be-
sondere festliche Leben des Orna-
ments — lauter Dinge, die für Wiens
Innenkunst mehr oder minder charak-
teristisch sind. Die Paradoxie spielt in
der formalen Ausprägung dieser Kunst
eine große Rolle; die Paradoxie, die in
erster Linie darin besteht, daß massige
Formen auftreten, wo schmächtige er-
wartet werden und umgekehrt, daß
kostbare Materialien gewählt werden,
wo gewöhnlich wohlfeilere zur Ver-
wendung kommen, daß harte, karge
Linien mit unterstrichener Schroffheit
neben üppig-sentimentales Ornament
treten. Das ist alles sehr salonmäßig
und elegant, dabei aber untadelhaft im
Können und durchaus überzeugend. —
Die bestätigenden Einzelheiten zu die-
sen allgemeinen Bemerkungen mögen
in den Abbildungen nachgelesen wer-
den. Man wird in ihnen stets dieselbe
kluge, gebildete und feste Hand fin-
den, dieselbe geistreiche, pointierte
Art, dieselbe knappe Eloquenz, wenn
ich so sagen darf, und stets sehr viel
von jenem wienerischen Geschmack,
der alle Dinge, selbst die gewagten, so
appetitlich zu servieren weiß. — w. F.

ARCHITEKT ADOLF O. HOLUB-WVEN.

PORTAL DES RESTAURANTS »KARNTNERHOF«

1»U. IL 4.
 
Annotationen