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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Widmer, Karl: Ueber Balkon und Terasse
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W.M.: Frauen und Blumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0120

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INNEN-DEKORATION

marius amonn u. hedwig amohn —bozen

gästezimmer. möbel ausgef. in larchenholz

ziger Beischläge. Sie setzt allerdings die Intimität des alten
Straßenlebens voraus. Sie ist darum, wie so manches
andere charakteristische Stück alter Hausbaukunst, der
Neuzeit zum Opfer gefallen. Dafür hat sich aus den Be-
dingungen des modernen Großstadtlebens eine neue Form
der Hausterrasse entwickelt, wofür in gewissem Sinn die
Wohnhäuser des Orients das Vorbild gegeben haben: es
sind die Dachterrassen, wie sie zuerst bei amerikani-
schen Hotels und Restaurants aufkamen, jetzt aber in
großen Städten auch in Privathäusern angelegt werden.
Jede Familie bekommt dann ihren Anteil am »Dach-
garten« mit einem besonderen Speisenaufzug usw. —
Je mehr sich diese verschiedenartigen Anbauten des
Hauses als Teile der Schauseite repräsentieren, desto
wichtiger wird natürlich auch die Aufgabe ihrer rein
künstlerischen Behandlung. Als ein stark in die Augen
fallendes Ornament übt namentlich der Balkon nicht nur
auf das einzelne Fassadenbild, sondern auch auf den Ein-
druck der ganzen Straße einen entscheidenden Einfluß
aus. So verdankt z. B. Paris die stilvolle Geschlossenheit
seines Straßenbildes zu einem wesentlichen Teil der ein-
heitlichen Durchführung der zierlichen Balkongitter an
allen Stockwerken einer Pariser Fensterfassade. Dabei
hat die Anknüpfung an das Rokoko zugleich den Zu-
sammenhang mit der nationalen Uberlieferung des fran-
zösischen Wohnhausstiles gegeben. Weniger glücklich
sind wir in Deutschland daran, wo der Wirrwar der
Bauformen eine stilvolle Gestaltung der modernen Straßen-
züge unmöglich macht. Dazu tragen natürlich die in allen
denkbaren Stilgattungen und Materialien ausgeführten

und ohne künstlerischen Zusammenhang mit dem Ganzen
den Fassaden vorgesetzten Balkone auch das ihrige bei.
Hier könnte nur durch eine gesetzlich durchgeführte Ver-
einheitlichung der Formensprache — wenigstens inner-
halb der einzelnen Häuserviertel — abgeholfen werden
und selbstverständlich müßte diese Regelung auch Ein-
zelheiten wie die Anlage und Ausführung der Balkone
unter ein einheitliches Gesetz bringen. Wo dies nicht
mehr oder noch nicht durchführbar ist, gibt der Blumen-
schmuck, allerdings auch der nur die gute Jahreszeit
hindurch, ein wirksames Mittel, um die auffallendsten
Geschmacklosigkeiten zu decken und in das Gesamtbild
der städtischen Häuserfronten wenigstens durch einen
einheitlichen Gedanken einen gefälligen Zug zu bringen.

karlsruhe. prof. karl widmer.

*

T^RAUEN UND BLUMEN: Für Dichter und Maler
± ist seit jeher und immer wieder die Frau als Blumen-
pflegerin ein Motiv von der größten Anziehungskraft.
Tausende von Bildern zeigen uns Kamerad Eva liebevoll
zum Blumentischchen in der Ecke des Wohnzimmers
hinabgebeugt oder zwischen den Blumengittern des Bal-
kons neckisch versteckt oder mit gewünschtem Naß die
Tulpen und Geranien am Fenster erquickend. Blumen
und Frauen sind so verbündet, um die Schönheit der
Wohnungen und Straßen zu vermehren. Blumen und
Frauen deuten, erklären, enträtseln sich
gegenseitig: das Gemeinsame liegt in der tiefen
seligen Selbstgenügsamkeit in beider Existenz, in der
reinen Phänomenalität ihres Lebens und Webens. w. m.
 
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