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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0235
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22 2 KREIS HEIDELBERG

Schließlich eine große Anzahl wertvoller Paramente, besonders Meßgewänder
aus dem 18. Jh.; wundervolle Brokate und Seidenstickereien, neuerdings gereinigt und
wiederhergestellt.

S, ANNAKIRCHE UND KATHOLISCHES HOSPITAL

Die Geschichte des katholischen Hospitals und der dazugehörigen S. Anna-
kirche in der Plöck findet sich ausführlich in der Vorrede zur aPredigt auf das Fest
der heiligen Anna«, vorgetragen von Augustin Siefert, Kaplan des katholischen
Bürgerhospitals zu Heidelberg (Heidelberg 1829) S. 5 f. Danach war der Ausgangspunk:
des Neubaues eine Aufforderung des Kurfürsten Johann Wilhelm vom 9. August 1701
an seinen Regierungsrat Neukirch zur Berichterstattung über den Zustand der zum Teil
in den vorhergehenden Kriegen zerstörten Heidelberger Krankenhäuser; aber erst in dea
Jahren 1703 bis 1708 kam es zu bestimmten Vorschlägen. »Der Erfolg war, daß das
uralte, gegen das obere Tor*) gelegene allgemeine Bürgerhospital, auch Elendo
Herberge genannt (s. unten S. 226), verkauft und dagegen ein neues, den Bedürfnisse:]
entsprechendes Gebäude aufgeführt wurde. Dieses sollte auf den Ruinen des abge-
brannten Lazaretts am Ende der Plöck seinen Platz finden. Die ruhige Lage, der damals
noch vorhandene Keller und der Brunnen, seines guten Wassers wegen ,der Gesund-
brunnen' genannt, ließen diesen Ort vor allen andern günstig erscheinen. So erfolgte
denn i. J. 1714, den 24. Juni, durch den Regierungspräsidenten Grafen von Hülesheim
die Grundsteinlegung zum jetzigen Hospitalgebäude und der dazugehörigen S. Anna-
kirche. Noch im Winter des folgenden Jahres stand der Bau unter Dach...... Dem

Plane gemäß sollte das Gebäude 320 Schuh lang werden, und links und rechts von <Ser
Kirche symmetrisch je ein Flügel, der eine für die Kranken, der andere für die Pfründner
bestimmt, sich erstrecken. Die Ausführung der einen Hälfte unterblieb jedoch, wahr-
scheinlich aus pekuniären Gründen.....Eine kurze Zeit diente dies Haus auch, wahr-
scheinlich durch Kriegsnot veranlaßt, als Kaserne für die kurfürstliche Schweizergan .>;;
es wurde aber i.J. 1720 nach einer Hauptreparatur im Innern seiner ursprünglici'.»
Bestimmung zurückgegeben. Bis in die Mitte des vorigen (18.) Jahrhunderts war -s
gemeinschaftlich und nahm die Armen der drei christlichen Konfessionen auf; alsdann
errichteten die Lutheraner und Reformierten besondere, für sich bestehende Hospitäler,
und das bisherige wurde den Katholiken allein überlassen.«

Wir sehen hieraus, daß es sich ursprünglich um eine Anlage größten Stils gehandelt
hat, als deren Urheber wohl der kurfürstliche Baumeister Sartori zu betrachten ist,
welcher bereits bei dem obenerwähnten ersten amtlichen Gutachten über den Zustand
der Heidelberger Hospitäler mitgewirkt hat. Aber auch in dem reduzierten Zustande, in
dem der Bau jetzt erscheint, ist er ein Zeugnis von der Großzügigkeit jener Zeit in diesen
Dingen und vom vornehmen Kunstempfinden seines Urhebers. Wie das Walpergensc/ie
Panorama vom Jahre 1763 zeigt, standen damals gegenüber noch nicht die mehrstöckigen
Häuser, die jetzt die Wirkung des Bauwerkes beeinträchtigen, andererseits ist aber jetz
durch die Anlage der Neugasse eine freie Achse für die Kirche und damit eine AnS'ch
geschaffen worden, die früher fehlte.

*) Wie K. Christ im Neuen Archiv I, 258, nachgewiesen hat, lag es vielmehr an der Sie!6
des von Cheliusschen Hauses (jetzigen städtischen Saminlimgsgebäudes) in der damaligen Vors!
 
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