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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0679
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ÖJ4 KREIS HEIDELBERG

Die von den Katholiken an Stelle der alten Probsteikapelle i. J. 1735 neu erbaute
Kirche (tit. S. Michaelis) hat unlängst abermals einem Neubau Platz machen müssen.
Dagegen besitzt die evangelische Kirche noch einen mittelalterlichen Chorturm, dessen
gotisches Maßwerk fenster (hinter dem Altar) etwa auf das 14. Jh. hinweist, vielleicht noch
von der alten i. J. '1378 urkundlich erwähnten Pfarrkirche herrührend, die dann später
den Reformierten bei der Kirch enteilung zugefallen ist. Schönes hochgotisches Kreuz-
gewölbe mit skulptiertem Schlußstein (Rose). Die Rippen gehen von einfachen Konsolen
aus. Das Langhaus modern.

In der Nähe zieht auf der nördlichen Talseite die unter »Langenzell« erwähnte,
: von Neckargemünd herkommende Römerstraße vorbei.

'Auf der entgegengesetzten, südlichen Talseite beim Hirschgrund sind auf dem
Kühberg Reste einer frühmittelalterlichen Burg vorhanden, die der Sage nach durch
einen unterirdischen Gang mit dem Kloster Lobenfeld verbunden gewesen sein soll. (K.Ck.)

ZIEGELHAUSEN

Schreibweisen: Ziegelhus 1399; Ziegelhauß 1549, 1584, 1613.

Literatur: K. Christ, Chronik von Ziegelhausen und dem Centwald, s. A. gedruckt
bei FeyeJ in Mannheim 1909. — Derselbe, in Neue Bad. Landeszeitung vom
8. Januar 1912.
■s Geschichtliches. Die Ansiedlung ist aus einer Ziegelei entstanden, welche wahr-

scheinlich schon zur Römerzeit betrieben und um das Jahr 1224 vom Kloster Schönau
neu angelegt worden ist (s. Urkunde in Mannh. Geschichtsbl. 1905 Sp. 198 ff). Bis zum
18. Jh. gehörte der Ort zum Dorf Neuenheim, mit dem er auch ein gemeinschaftliches
Dorfgericht gehabt hat. Mit der Aufhebung des Klosters Schönau i. J. 1560 scheint auch
die Ziegelhütte eingegangen zu sein.

Bis 1803 kurpfälzisch (Oberamt Heidelberg, Schriesheimer Cent).
s Prähistorisches. In der Ziegelgnibe oberhalb Ziegelhausen fand sich eine Speer-

spitze ans kieseligem Gestein, welche mit einer in der Dordogne gefundenen paläo-
lithischen Speerspitze ganz übereinstimmt; von Schmidt-Tübingen für neolithisch erklärt.

Römisches. An dem von Ziegelhausen zum »Mosselsbrunnen« führenden Weg
fanden sich Bruchstücke von Aschenurnen und andere Beigaben römischer
Gräber, wovon ein ganz erhaltener kleiner Henkelkrug in die Sammlungen des Mann-
heimer Altertums Vereins gelangt ist. (K. Ch.J

Die .am Östlichen Ausgange des Ortes gelegene katholische Kirche (tit. S. Laurentii)
ist an Stelle der im 17. Jh. zerstörten Begräbniskapelle i. J. 1730 in einfachen barocken
Formen neu errichtet und unlängst nicht nur im Chor erweitert, sondern auch im Innern
völlig »restauriert« worden. Über dem hübschen Barockportal steht in einer Nische die
Statue des Schutzpatrons vom Jahre 1764.

An der Südseite der Kirche ein Kruzifix aui einem barocken Sockel mit
gereimter deutscher Inschrift vom Jahre 1770. Das Kreuz und die Figur des Gekreuzigten
scheinen modernen Ursprungs zu sein.

Gegenüber stand ein schöner Brunnen, der unlängst einem Kriegerdenkmal hat
Platz machen müssen. Der Brunnentrog mit der Jahreszahl »1686« ist von K. Christ
auf dem von ihm bewohnten Hahnbergerhof oberhalb des Ortes wieder aufgestellt worden;
 
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