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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1227#0625
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AMT HEIDELBERG - ROHRBACH 601

ROHRBACH

Schreibweisen: Rorbach ad a. 766, 774, 781 bis 851 etc.; Rorbacher marca oder
Rorbachi marca ad a. 801, 900 etc.

Literatur: A. Trautwein, Aus Rohrbachs kirchlicher Vergangenheit, in Heidelb.
Tageblatt 1908. — K. Christ, Geschichtliche Streifzüge etc.: 4. Rohrbach, in den
Mannb. Gescbichtsbl. IX (1908) Sp. 151 f. —■ Festschrift zur Einweihung der evangelischen
Kirche in Rohrbach 1910.

Geschichtliches. Der uralte, schon von Kelten und Römern besiedelte Ort im Geschichtlich«
Lobdengau scheint im 13. Jh. an Kurpfalz gelangt zu sein. Außer dem S. Andreasstift
zu Worms, das 1218 hier ein bedeutendes Gut besaß, war u. a. auch Kloster SchÖnau
hier begütert, Nach Widder (I, 154) kommt im 13. Jh. auch ein adliges Geschlecht
von Rorbach vor, dessen Sitz der südöstlich von Rohrbach gelegene Burgberg gewesen
zu sein scheint. Nachdem der Ort am 28. Januar 1689 in Brand gesteckt war, ist
er 1693 bei der Belagerung von Heidelberg französisches Hauptquartier gewesen.
Bis 1803 kurpfälzisch (Oberamt Heidelberg, Kirchheimer Cent).

Prähistorisches. Zwischen der südlichen Gemarkungsgrenze von Heidelberg Prähistorisch«
und den ersten Häusern von Rohrbach wurden 1901 von K. Pfaff Spuren eines neo-
lithischen Dorfes gefunden, sowohl Baureste: Hüttenstellen und Stallräume, als
auch Fundstücke: Feuersteinsplitter, Tierknochen und besonders Tongefäßscherben
mit charakteristischen Bogenverzierungen. Jetzt in der Heidelberger städtischen Sammlung.

Römisches. Aus der Rohrbacher Gemarkung stammt auch der bereits im 16. Jh. Römisches
heim Pflügen zu tage geförderte römische Votivstein, der im Besitze M. Frehers
war, später im Heidelberger Schloßhof unter dem Neuenheimer Merkurbild fs. oben
* 5°5) eingemauert gewesen und 1763 in das Mannheimer Antiquarium gebracht worden
ist. »Der Stein gibt sich durch seine einfache Gliederung, glatte Oberseite und starke
Breite deutlich als Basis einer Statue zu erkennen« (Literatur in »Fundstatten« etc. S. 308).
Von besonderer Bedeutung ist die i. J. 1899 erfolgte Entdeckung eines großen
römischen Grabdenkmals westlich vom Dorfe an der Landstraße. (Reste in der
städtischen Sammlung in Heidelberg.) Große Keuper- und Sandsteinquader, die auf einem
wohlerhaltenen Quaderunterbau von 12 m Länge bei 3,75 Breite geruht haben, sowie
zahlreiche Skulpturfragmente figürlichen und architektonisch-ornamentalen Charakters
lassen auf ein reiches und großartiges, wahrscheinlich turmähnliches Monument schließen,
das hier an der Heerstraße aufgeragt hat. Leider geben die spärlichen Inschrift-
brnchstücke keine näheren Anhaltspunkte, ebensowenig wie die Baureste eine Rekon-
struktion ermöglichen.

Die oberhalb de,s Ortes am Berghange, innerhalb eines ehemals befestigten Fried-
hofes gelegene evangelische Pfarrkirche geht in ihrem ältesten Teil, dem Chor, bis Evangelische
ms 14. Jh. zurück, als hier nur eine capella S. Benedicti vorhanden war. (Ein Anhalts-
punkt dafür, daß noch früher, d. h. in karolingischer Zeit, an dieser Steile die Zelle eines
Semiten gestanden habe, wie Arch. H. Kölmel in seiner der obengenannten Festschrift
angehängten Studie über die Baugeschichte dieser Kirche annimmt, scheint mir nach
einer Richtung vorhanden zu sein.) Bei der Erweiterung des Kirchleins i. J. [742
Urde unter teilweiser Beibehaltung der alten nördlichen Schiffsmauer eine Erweiterung
es Schiffes um 2,70 m nach Süden und eine Verlängerung nach Westen um fast 4 m
 
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