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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Eduard Dobbert
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0025

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

HERAUSGEBER:

Professor Dr. Max Go. Zimmermann

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Oartenstrasse 15

Neue Folge. xi. Jahrgang.

1899/1900.

Nr. 3. 26. Oktober.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
liandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haas en-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

EDUARD DOBBERT.

Als Frithjof Nansen vor einigen Tagen in Berlin
einen Vortrag hielt, lehnte er die laute Bewunderung
und die Popularität, die ihm zu teil geworden ist, ab,
indem er sagte, man solle seine Leistungen nicht
überschätzen, sondern ebenso sehr diejenigen feiern,
welche in der Stille des Studierzimmers die Wissen-
schaft fördern. Ein Mann in diesem letzteren Sinne
war Eduard Dobbert. Im grösseren Publikum ist
sein Name wenig genannt worden, aber die Fach-
genossen werden ihm immer ein dankbares Andenken
bewahren für eine Reihe wertvoller Beitäge zum Aus-
bau der Kunstgeschichte. Viel zu früh ist er den
zahlreichen persönlichen Freunden und Verehrern
durch den Tod entrissen worden. Überblicken wir,
um uns das Bild des Verstorbenen treu in das Ge-
dächtnis einzuprägen, seinen einfachen Lebensgang
und seine schriftstellerische Thätigkeit.

Eduard Dobbert wurde am 13/25. März 1839 in
St. Petersburg als Sohn des Arztes, kaiserlichen Leib-
ehirurgen James Dobbert, dessen Leben er 1868 nach
Briefen und Aufzeichnungen beschrieben hat, geboren.
Der Urgrossvater war aus Sachsen in Russland ein-
gewandert. Nachdem Dobbert die deutsche Schule in
St. Petersburg und Wiborg absolviert hatte, ging er
/ur Universität und studierte 1857 60 Geschichte in
Dorpat, Jena, Berlin und Heidelberg. An der zuletzt
genannten Universität wurde er zum Doktor promo-
viert mit einer Schrift Über das Wesen und den
Geschäftskreis der Missi dominici . Dann wirkte er
bis zum Jahre 1869 als Lehrer der Geschichte an
verschiedenen Privatschulen St. Petersburgs. 1866
gab er eine Zeitschrift heraus unter dem Titel St.
Petersburger Wochenschrift , welche sich zum Haupt-
ziel setzte, die Kenntnis des Kulturlebens Russlands
in Gegenwart und Vergangenheit einem deutschen
Leserkreise zu vermitteln. Allmählich aber hatte
s'ch sein Hauptinteresse der Kunstgeschichte zuge-
wendet, er beschloss, sich ganz diesem Fach zu
widmen und nacn Deutschland überzusiedeln. Nach-
dem er in den Kunstsammlungen Petersburgs, der

Ermitage, den Sammlungen der kaiserlichen Akademie
der Künste u. s. w. Studien gemacht hatte, unternahm
er im Sommer 1869 eine Reise nach Nowgorod,
Moskau, Kiew, Odessa, um die Denkmäler byzan-
tinischer und russischer Kunst zu studieren und liess
sich sodann in München nieder, wo er 1869 70 in
den Kunstsammlungen und der an mittelalterlichen
Bilderhandschriften so reichen Bibliothek Studien
machte, sowie auch kunstgeschichtliche Vorlesungen
bei Brunn und Messmer hörte. Einen darauffolgenden
neunmonatlichen Aufenthalt in St. Petersburg widmete
er hauptsächlich dem Studium der byzantinischen und
russischen Kunst in dem Christlichen Museum und
den übrigen Sammlungen der Akademie der Künste,
in der öffentlichen Bibliothek und deren Hand-
schriftensammlung, in der Ermitage und in den
Kirchen. Um seinen Gesichtskreis noch mehr zu
erweitern, verbrachte er in den Jahren 1871 72 neun
Monate in Italien, immer hauptsächlich die mittelalter-
liche Kunst verfolgend. Im Frühjahr 1873 habilitierte
er sich an der Münchener Universität als Privatdozent,
wurde aber, noch ehe er seine Vorlesungen begonnen
hatte, als Professor der Kunstgeschichte an die Kgl.
Akademie der Künste und an die Bau- und Geweibe-
akademie, die spätere technische Hochschule zu Berlin
berufen als Nachfolger von Friedrich Eggers. Diese
beiden Ämter hat er mit hingebendem Eifer bis zu
seinem Tode verwaltet. Von 1874 77 las er auch
an der Berliner Kunstschule über Kunstgeschichte.
Die Bibliothek der Akademie wurde seiner Leitung
unterstellt, und er erwarb sich ein grosses Verdienst
durch die Abfassung eines vortrefflichen Katalogs.
Mannigfache Ehrenämter wurden ihm im Lauf der
Jahre übertragen und immer war er bereit, seine
Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit zu
stellen. Vom Januar 1879 an war er stellvertretendes
Mitglied des Sachverständigenausschusses für die
Kupferstichsammlung und für die Sammlungen von
Bildwerken des Mittelalters und der Renaissance an
den kgl. Museen. Am 1. Oktober wurde er als
lebenslängliches Mitglied in den Senat der Akademie
der Künste berufen. Auch dem kaiserlich deutschen
 
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