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Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

DOI Heft:
Heft 1 (1. Oktoberheft 1912)
DOI Artikel:
Nidden, Ezard: Neue Frauenbücher
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Batka, Richard: Operettenmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0025

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zum Stofs hat, über welcher die sichre Proportionierung und Nuancierung
kaum mehr möglich ist — geben wir also schwere künstlerische Bedenken
zu. Es bleibt doch ein Verdienst, einmal die furchtbaren Folgen der vom
Gesetz noch unterstützten Msnschenopfer in starken, gsfühlgewaltig hinge--
worfnen Bildern von Elend und Mitleiden darzustellen. Man rust so
viel nach Gestaltung der zeitgemäßen Stoffe aus dem Gebiete der Sozial-
politik, des Geistes- und Zivilisationlsbens —- hier ist einer, kraftvoll
durchgearbeitet und verständnisvoll eindringlich gemacht. Und das ist von
einer Frau, zum Trotz der „allgemeinen Beobachtung'tz daß diese immer
nur um ihre erotischen Erlebnisse herumdichten.

Es ist mit den allgemeinen Beobachtungen wohl ähnlich wie mit der
Statistik. Die Hauptsache bleibt, sie richtig benutzen, deuten, verstehen
zu lernen. Wir versäumen darum auch hier die Gelegenheit, mit männ-
lichem Behagen sestzustellen, daß dis Frauen nicht „eigentlich produktiv"
sind, obwohl fast alle diese Romane in der Tat „nur" eine feste Wirklich-
keitschilderung, nicht die Phantasiegestaltung zum künstlerischen Element
haben. Ach, schon eine „Prinzessin vom Monde" möchte uns Lügen
strafen. Und vor allem: wir sind sroh, wenn wir in der Poesie statt aus-
schweifender, hochtrabender, theoretisch erspekulierter oder durch Kulissen-
werk angeputzter „form"sicherer Gehaltlosigkeit zunächst einmal den Ge-
halt sinden, für den uns nichts so bürgt wie die Wirklichkeitsreude in
Büchern wie dissen. Ezard Nidden

Operettenmarkt

^^am da im Frühjahr ein junger deutscher Komponist nach Wien,
^^natürlich eine Partitur im Gewande. Ich sreute mich, den
^^talentvollen Mann wiederzusehen. Lr erzählte mir von seinen
Lebenskämpfen und seinen Plänen. Auch heiraten wollte er jetzt,
nach fünsjährigem Warten. „Ich habe nämlich den gordischen Knoten
zerhauen, der Misere ein Lnde gemacht. Ich habe nämlich" — er
errötete leicht — „eine Operette geschrieben."

„So!"

„Nun ja! Es mußte doch endlich ein Schritt getan werden. Die
Operette ist heutzutage doch das einzige, wobei man als Autor ver-
dient. Nnd nicht wahr: man wird es mir weiter nicht übelnehmen?
Warum sollen denn immer nur diese Schmierfinken die fetten Tantiemen
einstreichen und Villen und Autos haben? Nicht? Mir scheint, ich hab
einmal sogar im Kunstwart gelesen, es sei nichts dabei, wenn ein Künst--
ler sich mit einer Marktware die Unabhängigkeit zum eigenen Schasfen
erschreibt. Wenn er sich nur aus diese Leistungen nicht etwa was
zugute tut . .

„Natürlich!"

„Nnn also, da ist die Partitur. Nnd weil Wien die vielen Operetten-
theater hat, bin ich kurz entschlossen hergesahren. Nnd weil in Wien
die Presse allmächtig ist, habe ich gehofft, daß .... Sie . . . Ich
meine eben, ein Wort von Ihnen . . . Dars ich vielleicht etwas von
meinen Noten zeigen?"

„Halt. Vorfrage: Von wem ist das Buch?"

s. Oktoberheft tZs2 9
 
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