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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Kaspar, Fred: Einleitung: Güter, Pachthöfe und Sommersitze : Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0033
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Güter, Pachthöfe und Sommersitze 29
Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land

nur noch selten von der Herrschaft genutzte Jagd-
häuser, wobei dem Pächter oder Verwalter eine neue
standesgemäße Wohnung zur Verfügung gestellt
werden musste.114 Hierzu konnte etwa das alte
Bauhaus eines Adelssitzes ausgebaut werden. Diese
Entwicklung dokumentiert der Beitrag von Fred
Kaspar und Peter Barthold über das Haus Vörde bei
Castrop-Rauxel im nördlichen Ruhrgebiet. Dieser ade-
lige Sitz hatte wohl nur bis 1632 einen herrschaftli-
chen Haushalt und wurde seitdem verpachtet. Die
Ländereien sind dann seit 1897 nach und nach zur
Ausweitung von Fabriken aufgegeben worden.
Nicht immer wurden die Wohnungen der Pächter
oder Rentmeister zusammen mit einem Längsdielen-
haus, dem großen Wirtschaftsgebäude oder Vorwerk
errichtet, sondern entstanden auch an anderer Stelle
eines Betriebes. Dies geschah insbesondere bei den
Gütern, deren herrschaftlicher Wohnsitz erhalten
blieb (ganz gleich ob weiterhin in Gebrauch, als
Nebenwohnung oderJagdhaus). Hierzu werden zwei
Beispiele eingehender vorgestellt: Um 1676 begann
der Droste zu Vischering das ererbte und wohl verfal-
lene Haus Visbeck bei Dülmen westlich von Münster

großzügig zu einem neuen Familiensitz auszubauen.
Hierbei entstand als erster Bauabschnitt die Hälfte
einer neuen weitläufigen Vorburg, die neben Pferde-
ställen und einer Brauküche insbesondere eine kleine,
aber anspruchsvoll ausgestattete Wohnung für den
Rentmeister aufnahm. Da allerdings schon wenig spä-
ter um 1680 die Familie ihr Interesse an dem Gut ver-
lor, blieb es bei dieser Baumaßnahme, wobei der
Betrieb noch bis Ende des 18. Jahrhunderts von Rent-
meistern geführt und danach verpachtet wurde.
Nach den Untersuchungen von Fred Kaspar und Peter
Barthold hatte Haus Dieck südlich von Warendorf im
Münsterland während des 17. Jahrhunderts keinen
herrschaftlichen Wohnsitz, sondern wurde als Gut
von einem Rentmeister oder Pächter bewirtschaftet,
aber um 1740 aufgrund erbrechtlicher Bedingungen
wieder zum Wohnsitz der Eigentümer. Hierzu errich-
tete man ein kleines zweigeschossiges und umgräfte-
tes Wohnhaus und ein als Wirtschaftsgebäude
genutztes Torhaus. Als man das Gut aufgrund der
weiteren Familiengeschichte schon wenig später wie-
der verpachtete, ist 1760/61 für den die Herrschaft
vor Ort vertretenden Rentmeister eine als Jägerwoh-


Das adelige, erst im 17. Jahrhundert gegründete Gut Espenlake bei Delbrück (Kr. Paderborn) wurde 1809 in einer
Versteigerung von der Kaufmannswitwe Wilhelmine Ferrary erworben. Sie führte das Handelshaus ihres Mannes in Paderborn
fort. Da sie das Gut daher nicht dauerhaft bewohnte, sondern wohl als Sommersitz für sich und ihre Kinder benutzte, wurde
der landwirtschaftliche Betrieb wie schon zuvor durch einen Pächter verwaltet. Witwe Ferrary ließ sich ein schon von den
Vorgängern errichtetes kleines eingeschossiges Wohnhaus zu einem zweigeschossigen Sommerhaus ausbauen und es zudem
mit einem Park umgeben (Foto Fred Kaspar 2013).
 
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