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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Barthold, Peter: Freihöfe des 16. bis 19. Jahrhunderts im Fürstentum Minden
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0374
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen

diesen Hof seit 16 Jahren nicht mehr bewohnt hätte.63
Dieser wäre auf 20 Jahre an den Postmeister vermie-
tet. Derenthal wohnte zu dieser Zeit als Vize-Kanzler
in Petershagen, wo bis 1669 auch die Regierung des
Fürstentums Minden untergebracht war.64
Nach dem Tod des Vizekanzlers von Derenthal ver-
kauften seine Kinder und Erben am 23. Juli 1682
ihren mit einer newen Mauwer umgebenen Burg-
mannshof für 5 800 Rthl. an Henrich Öxemann und
seine Frau Magdalene Agnese Tacken. Zu diesem Hof
gehörte ein Wohnhaus, das Vorwerk, ein Backhaus
und ein kleiner Stall, Kirchenstühle in Hille, 4 Fisch-
teiche, Gärten, 74 Morgen zins- und zehntfreies Erb-
land, 9 Wiesen, Wald in den Netteistädter Bergen,
freie Erbäxte in der Lübber Mark, freie Hude und
Weide in der Eickhorster Bauerschaft und die auf dem
Felde gelegene freie Windmühle, mit allem was dazu-
gehört, niet und nagelfest, davon niemand etwas zu
geben als jährlich einen Reichsthaler an das Amtsre-
gister zu Hausberge.
Durch kurfürstliche Verfügung wurde 1684 die
Steuerfreiheit des Hofes aberkannt und bestimmt,
dass Öxemann fortan jährlich 1 Rthl. 12 gr. Abgaben
zu zahlen habe. Anscheinend reagierten Henrich Öxe-
mann und Magdalene Agnese Tacken 1686 auf diese
Infragestellung ihrer Burgmannsgerechtigkeit mit
dem Neubau eines großen zweigeschossigen, massi-

ven Wohnhauses. Wie der Plan des kurz zuvor im
Jahre 1680 auf dem Rittersitz Fiegenburg errichteten
Herrenhauses zeigt, steht der Neubau der Ochsmanns
dieser Ausführung in keinem Punkt nach.
Die Frage, wie die Öxemanns den Ankauf des Hofes
und den Neubau des Herrenhauses finanzierten, war
den Zeitgenossen bekannt, nicht aber den späteren
Chronisten:65 Magdalena Agnesa Tacken, Ehefrau von
Henrich Öxemann, war Nichte des den Zeitgenossen
sehr bekannten, aber später in Vergessenheit gerate-
nen, aus Herford stammenden und zuletzt in Venedig
lebenden Arztes Otto Tachenius (1610-1680).66 Als
Universalerben seines umfangreichen Vermögens
setzte er seinen 1666 geborenen Großneffen Johan
Gerhard Öxemann ein. Otto Tachenius forderte be-
reits vor dem Tod seine Erben auf, von dem Vermögen
einen geeigneten Hof anzukaufen, diesen durch Zu-
kauf von Grundstücken zu erweitern und als Gutshof
zu betreiben.67
Heinrich Öxemann starb während oder kurz nach
Fertigstellung des Neubaus. Seinen Kindern und de-
ren Vormünder gelang es, die Burgmannsgerechtig-
keit und die damit verbundenen Freiheiten durch ein
königliches Privileg vom 15./25. Januar 1693 bestäti-
gen zu lassen.68 1 721 ist Carl Gerhard Öxemann
Eigentümer des Hofes.69

12 Auf dem „Öxemannschen Burgmannshof" in Hille-Eickhorst blieb das 1686 für Henrich Öxemann und seine Frau errich-
tete Herrenhaus erhalten. Auf der Ansicht von Nordwesten ist im Vordergrund der Bereich zu erkennen, an dem sich nach
Norden im rechten Winkel das um 1917 abgebrannte Vorwerk anschloss (siehe die eingetragene gestrichelte Linie).
 
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