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Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Kaspar, Fred [Bearb.]; Gläntzer, Volker [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Kaspar, Fred: Pachthof mit bürgerlichem Sommerhaus von 1774: Haus Lohfeld (ehemals Hof Wiggermann) bei Everswinkel (Kr. Warendorf), Müssingen Nr. 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0421
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Pachthof mit bürgerlichem Sommerhaus von 1774
Haus Lohfeld (ehemals Hof Wiggermann) bei Everswinkel (Kr. Warendorf), Müssingen Nr. 5


3 Haus Lohfeld. Giebel des Bauernhauses von 1827. Zustand um 1910.

Witwe Clara, geb. Friedrich (1883-1946), weiterge-
führt und dann ihrem Sohn Reinhard Scheffer-
Boichorst (1908-1997) übergeben. Er war ebenfalls
Emonitor der Familienstiftung Scheffer-Boichorst und
betrieb die Landwirtschaft des Hofes bis zum Jahr
1960. Danach wurde sie verpachtet. Reinhard Schef-
fer-Boichorst ließ sich eine neue kleinere Wohnung in
einem Anbau einrichten, sodass die bisherige Woh-
nung mit den Stallungen an den Pächter vermietet
werden konnte.
Pächter des Hofes und Pachtbedingungen
Als freies Eigentum wurde der Hof - wie im Münster-
land üblich - von den Eigentümern einem Bauern in
Pacht zur Bewirtschaftung übergeben. Die Namen der
als Wiggermann bezeichneten Pächter sind für die
Zeit vor 1762 nicht bekannt. In diesem Jahr wurde der
Hof neu an Henrich Haverkamp aus der Bauernschaft
Raestrup verpachtet. Zugehörig zum Pachtgut war
nach dem Pachtvertrag das dort erbaute Haus sambt
dem garten, schaafstal und plaggenmath [...] Mit
Ausnahme der zwei hintersten Zimmer, die sie für sich
und ihren Gebrauch ein- und unterhalten wollen. Der
Pächter habe das Haus in guten Stand zu halten.
1773 wurde der Hof an Anton Brockmann, jetziger
Zeller Wiggermann verpachtet, wobei der Pachtver-
trag gleichlautend mit dem 1762 abgeschlossenen
Vertrag war. 1782 wurde Wiggermanns Erbe an Jo-
hann Franz Wilhelm Achtermann aus dem Kirchspiel
Alverskirchen und seine Braut Anna Gertrud Marfort
auf Lebenszeit ihrer Kinder (d. h. für zwei Genera-
tionen) verpachtet.41 Zugehörig zum Pachtgut waren

Wohnhaus mit Schoppen und Schafstall sowie ein
Backhaus und ausgenommen blieben wiederum die
beiden hintersten Zimmer und Stallung für die Pferde
im Backhaus.
1815 wurde als Pächter von Wiggermanns Colonat
statt Johann Franz Wilhelm Achtermann dessen Sohn
Bernhard Theodor Achtermann als Nachfolger ange-
nommen. Die Pachtzeit blieb auf vier Jahre begrenzt.
Von der Pacht wiederum ausgenommen waren die
beiden hintersten Zimmer Im Haus und die Stallung
für vier Pferde im Backhaus. Die Pachtsumme bis
1827 betrug 36 Thl. jährlich und umfasste auch die
drei zum Hof gehörenden Kotten. 1829 wurde als
Pächter Achtermann, gnt. Wiggermann verzeichnet.
1858 wurde das Gut Lohfeld für 12 Jahre an den Öko-
nomen Johann Große Lackmann aus Buer verpachtet.
Ausgenommen wurde das sogenannte Herrenhaus,
der unter dem Backhaus gelegene Keller, der oberste
Boden, wo die Glocke hängt, die zwei mittleren
Scheunen und eine daneben befindliche Bedienste-
tenstube. Große Lackmann zog allerdings schon 1862
aus nicht bekannten Gründen wieder ab und lebte
fortan in Wolbeck. In seinen Pachtvertrag trat ein Herr
Barthels für 260 Mark jährlich ein.
Nach Auslauf des Pachtvertrages im Herbst 1870 wur-
de der Hof von den nunmehr dauerhaft dort leben-
den Besitzern selber bewirtschaftet und bewohnt. Erst
von 1960 bis 1975 verpachteten die weiterhin hier
lebenden Besitzer die Landwirtschaft wieder an Herrn
Ruch. Seitdem werden die Ländereien nicht mehr vom
Hof aus bewirtschaftet, sondern in Teilflächen an um-
liegende Höfe verpachtet.

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