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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Kaspar, Fred: Pachthof mit bürgerlichem Sommerhaus von 1774: Haus Lohfeld (ehemals Hof Wiggermann) bei Everswinkel (Kr. Warendorf), Müssingen Nr. 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0423
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Pachthof mit bürgerlichem Sommerhaus von 1774
Haus Lohfeld (ehemals Hof Wiggermann) bei Everswinkel (Kr. Warendorf), Müssingen Nr. 5

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5 Haus Lohfeld. Giebel und anschließendes Bauernhaus nach den Erneuerungen 1955 und 1984 (Zustand 2011).

Das Bauernhaus (von 1827)
Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude als Hauptge-
bäude der Hofanlage ist nach Hinweisen in den
Schriftquellen nach Besitzwechsel des Hofes im Jahre
1827 völlig erneuert worden.43 In der Stellung auf
dem Hofplatz und in der Größe dürfte es allerdings
dem schon zuvor bestehenden Pächterhaus entspro-
chen haben, da man das neue Gebäude wiederum an
das schon seit um 1774 bestehende herrschaftliche
Sommerhaus anbaute und dieses mit einer bis heute
erhaltenen und zum Sommerhaus gehörenden massi-
ven Brandwand gegen das Bauernhaus abgeschlossen
ist.44 Das erneuerte Pächterhaus errichtete man in der
traditionellen Form eines Längsdielenhauses mit
Vierständergerüst unter steilem Satteldach über einer
Grundfläche von 18,90x13,80 m: Das Hausgerüst mit
eingehälsten Balken wurde über einem Schwellen-
kranz aus Sandsteinblöcken aus Eichenholz verzim-
mert, in den Umfassungswänden dreifach verriegelt
und mit langen Fußstreben ausgesteift. Entsprechend
den Vorstellungen der Zeit erhielt der Wirtschafts-
giebel mit dem mittleren Torbogen zur Einfahrt auf
die Diele (ohne Vorschauer) keine Vorkragung des mit
ausgemauertem Fachwerk verzimmerten Giebeldrei-
ecks und ist im oberen Drittel abgewalmt.

Seitlich der Diele schlossen sich die üblichen schmale-
ren zweigeschossigen Stallbereiche an (sie sind nicht
mehr erhalten und in ihrer Detailausbildung nicht be-
kannt). Der rückwärtige Teil des Hauses wird von einer
hausbreiten Küche mit beidseitigen hohen Luchten
eingenommen, wobei die Luchtbalken von ge-
schweiften Kopfbändern getragen werden. Die
Herdstelle der Küche befindet sich in der Mitte der
Wand des dahinter befindlichen Wohnhauses und ist
in für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts typischen
Formen gestaltet: Die Herdwand besteht aus einer
Rahmung aus Sandsteinplatten mit seitlichen Krag-
steinen für den Hahlbaum und ist von einem großen
aus Fachwerk gezimmerten Bosen mit abgeschrägten
Ecken überspannt. Diese den Mittelpunkt des Hauses
bildende Herdstelle wird beidseitig begleitet von Ver-
bindungstüren zum erdgeschossigen Saal des ange-
bauten Herrenhauses. Die Herdküche wurde von bei-
den Traufseiten des Hauses belichtet und zum
Wirtschaftsteil schon bauzeitlich von einer durchge-
henden Fachwerkwand begrenzt. Der Wirtschaftsteil
reichte allerdings mit den die Diele begleitenden
schmalen Stallseitenschiffen nicht bis zu dieser Wand.
Zwischen den Ställen und der Herdküche gab es einen
Bereich, der zu breiten seitlichen Wohnräumen und
einem mittleren Flur aufgeteilt war, wobei der Flur die
 
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