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F. MUENZER
Recht zurückgewiesen hat; alles Übrige fügt sich ungezwun-
gen ein. Denn die neue Inschrift lehrt, das auch der ältere
Timarchides Sohn eines Polykies war, und damit ist seine
Identificirung mit Nr. 9 gegeben. Durch die neue Inschrift
wird ferner sicher gestellt, dass Gurlitts Slemma auch vor dem
den Vorzug verdient, welches P. Paris (Elate'e S. J32) spä-
ter, aber ohne Kenntniss dieses Vorgängers aufgestellt hat;
Paris unterscheidet sich von ihm nur durch die Gleichsetzuno-
O
von Nr. 6 und 9, folglich Annahme eines einzigen Timar-
chides Sohn des Polykies. Die Ergänzung der Inschrift aus
Elateia bleibt nach wie vor zweifelhaft. Dass Timarchides sich
auf Delos nicht wie in Athen als νεώτερος bezeichnete, wird
hoffentlich keinen Anstoss erregen ; dort war eben ein Missver-
ständnis wegen der Nebeneinanderstellung der beiden Namen
ausgeschlossen, weil der Vater nicht dem Sohne nachgesetzt
werden durfte. Die lindische Inschrift hat Hiller von Gärtrin-
gen, der sie zum ersten Male vollständig giebt, zu ΓΙολυκλης
Πο[λυκλευς(?)j καί [Μ]νασίτιαος Αριστω[νίδα έποίησαν] ergänzt. Der
Vatersname bleibt auch hier durchaus unsicher. Nimmt man
die Ergänzung an, so kann man an den älteren Polyldes den-
ken und so den Stammbaum um ein Glied nach oben ver-
längern.
Das zweite Neue, das sich aus der athenischen Inschrift ent-
nehmen lässt, ist die Heimatsbezeichnung Θορίκιος. Gemeinhin
bezeichnet sich der Athener in der Heimat mit seinem Demo-
tikon, im Ausland einfach als Αθηναίος; grade Delos wird in
dieser Hinsicht allein unter den athenischen Besitzungen eben-
falls als Ausland betrachtet (S. Reinach B. C. Η. VII S. 345.
Löwy S. X). Timarchides kann sich also sehr wol an den zwei
verschiedenen Orten verschieden bezeichnen. Analog ist der
Fall des Bildhauers Timostratos, der in das dritte Jahrhun-
dert gehört: in Athen heisst er Φλυεύς (Löwy 131 .C.I.A. II
1626), in Epidauros,wo er mit einem anderen zusammen arbei-
tete, erscheinen beide als Αθηναίοι (Löwy 1 31a = Cavvadias,
Fouilles cVEpidaure S. 42 Nr. 31). Freilich warnen grade
die Schriftstellernachrichten über die Familie des Timarchi-
F. MUENZER
Recht zurückgewiesen hat; alles Übrige fügt sich ungezwun-
gen ein. Denn die neue Inschrift lehrt, das auch der ältere
Timarchides Sohn eines Polykies war, und damit ist seine
Identificirung mit Nr. 9 gegeben. Durch die neue Inschrift
wird ferner sicher gestellt, dass Gurlitts Slemma auch vor dem
den Vorzug verdient, welches P. Paris (Elate'e S. J32) spä-
ter, aber ohne Kenntniss dieses Vorgängers aufgestellt hat;
Paris unterscheidet sich von ihm nur durch die Gleichsetzuno-
O
von Nr. 6 und 9, folglich Annahme eines einzigen Timar-
chides Sohn des Polykies. Die Ergänzung der Inschrift aus
Elateia bleibt nach wie vor zweifelhaft. Dass Timarchides sich
auf Delos nicht wie in Athen als νεώτερος bezeichnete, wird
hoffentlich keinen Anstoss erregen ; dort war eben ein Missver-
ständnis wegen der Nebeneinanderstellung der beiden Namen
ausgeschlossen, weil der Vater nicht dem Sohne nachgesetzt
werden durfte. Die lindische Inschrift hat Hiller von Gärtrin-
gen, der sie zum ersten Male vollständig giebt, zu ΓΙολυκλης
Πο[λυκλευς(?)j καί [Μ]νασίτιαος Αριστω[νίδα έποίησαν] ergänzt. Der
Vatersname bleibt auch hier durchaus unsicher. Nimmt man
die Ergänzung an, so kann man an den älteren Polyldes den-
ken und so den Stammbaum um ein Glied nach oben ver-
längern.
Das zweite Neue, das sich aus der athenischen Inschrift ent-
nehmen lässt, ist die Heimatsbezeichnung Θορίκιος. Gemeinhin
bezeichnet sich der Athener in der Heimat mit seinem Demo-
tikon, im Ausland einfach als Αθηναίος; grade Delos wird in
dieser Hinsicht allein unter den athenischen Besitzungen eben-
falls als Ausland betrachtet (S. Reinach B. C. Η. VII S. 345.
Löwy S. X). Timarchides kann sich also sehr wol an den zwei
verschiedenen Orten verschieden bezeichnen. Analog ist der
Fall des Bildhauers Timostratos, der in das dritte Jahrhun-
dert gehört: in Athen heisst er Φλυεύς (Löwy 131 .C.I.A. II
1626), in Epidauros,wo er mit einem anderen zusammen arbei-
tete, erscheinen beide als Αθηναίοι (Löwy 1 31a = Cavvadias,
Fouilles cVEpidaure S. 42 Nr. 31). Freilich warnen grade
die Schriftstellernachrichten über die Familie des Timarchi-