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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 20.1904

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Heft 2
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v. Sucholdski, S.: Die Anwendung ornamentalen Schmuckes in der Profanarchitektur
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Haussprüche
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https://doi.org/10.11588/diglit.44901#0024

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1904

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 2


gewähltem Material beitragen kann, einem Bauwerke Reiz zu
verleihen, wissen nur wenig Laien und selbst der Fachmann
wendet diese Erfahrung prak¬
tisch zu selten an. Nehmen
wir dazu noch die Wirkung
einer günstigen Silhouette,
besonders bei freistehenden
Bauwerken, so wird das
Ornament erst in letzter
Linie in Betracht kommen,
wenn es nicht ganz zu ent¬
behren ist.
Die Unterschiede in der
künstlerischen Verwirklichung
dieser Grundsätze sind frei¬

schön bunt glasierten Steinen darunter, oben buntgestrichenes
Fachwerk, das Dach mit Blech eingedeckt und gleichfalls, sagen
wir pompejanisch-rot gestrichen, auf dem First ein wenig Zink
und in einer übrig gebliebenen Ecke eine Glasveranda mit
Eisenkonstruktion, vielleicht am Portal noch Haustein, aber
möglichst geglättet und »neu« — eine solche Villa braucht
kein Ornament mehr, durch das sie, wenn es schlecht ist,
noch stilloser wird. Nehmen wir aber einfach guten, etwas
getönten Putz, einfache Biberschwanzeindeckung, Kupfer für
die Dachrinnen und Abfallrohre, schönes festes Holz für die
Fensterstöcke, so rettet eben diese oder eine beliebige andre
geschmackvolle Auswahl des Materials oft sogar ein Haus,
dessen Aufbau vielleicht nicht ganz einwandfrei ist.
Für das Gesagte gibt eine Reihe Münchner Leistungen
ausgezeichnete Beispiele. Besonders interessant ist wohl da-
bei noch die Beobachtung, daß unser Publikum, obwohl es
im großen und ganzen solchen Bestrebungen verständnislos
gegenübersteht, doch für den einzelnen Fall zu erziehen ist.
Daß solche Leistungen, wie die eben erwähnten Münchner
Bauten, nur entstehen können, wenn ein leitender Gedanke das
ganze Werk durchdringt, ist klar. In alle Winkel des Hauses
müssen Geschmack und eine gewisse Liebe zur Sache dringen,
die sich auch dem unscheinbarsten Detail widmet. Dann
kann fast ganz auf ornamen-
tales Beiwerk verzichtet wer-
den; wendet man es dann
doch an, so kann es viel
gewissenhafter auf seine Wir-
kung hin abgewogen werden,
als wenn es als Massenprodukt
das Bauwerk innen und außen
überzieht. 5. p. Suchodolski.
Haussprüche.


lieh sehr groß, und wieviel
gerade mit verständnisloser

Schmiede auf der Farm »Dreamwold.
in Egypt, Mass.
1.

Auswahl des Materials hierin gesündigt wird, ist bekannt.
Eine Villa in Backsteinrohbau, vielleicht mit einigen recht

Architekten: Coolidge & Carlson
in Boston.

Dein Haus ist schön, so dir’s gefällt,
Nach ihrem Urtel frag nicht lang
* die Welt!

Wenn jeder wollt’ vor seiner Türe kehren lassen,
Könnt’ so viel Staub nicht wirbeln auf der Straßen.

Laden in Paris. Architekt: M. Salagard in Paris.


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