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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 20.1904

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.44901#0057

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1904

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 6


Tafel 41. Schloß Tratzberg bei Jenbach, Tirol. Aufge-
nommen von Oberbaurat Carl Weigle in Stuttgart. — Schloßhof.
Zwischen Jenbach und Schwaz im Unterinntal liegt an der linken
Talseite, an hohe Felswand geschmiegt, das Tal weithin beherrschend, das
prächtige Renaissanceschloß Tratzberg.
Im Jahre 1500 durch die Augsburger Familie der Tänzl begonnen,
zeigt es in der Anlage seines arkadenumgebenen Hofes die in jenen
Gegenden schon damals maßgebenden italienischen Einflüsse neben einer
Detailbildung in dem in Deutschland noch allgemein herrschenden spät-
gotischen Stil.
Tratzberg ist eines der wohlerhaltensten Schlösser Tirols und birgt
eine Fülle von Werken der Kunst und des Kunstgewerbesx: Prächtige
Täfelungen und Decken, Wandmalereien und Möbel und sonstige Werke
der Kleinkunst, von kunstsinnigen Besitzern im Laufe der Jahrhunderte
angesammelt, schmücken eine Reihe malerischer Innenräume und zeigen
ein so vollständiges Bild jenes prachtliebenden farbenfrohen 16. Jahrhunderts,
wie man es selten sieht.
Tafel 42. Synagoge für Dortmund. Architekt: Otto
Kuhlmann in Charlottenburg. 1
Vorstehender Entwurf ist auf Grund des im Jahre 1900 erlassenen
allgemeinen Wettbewerbs angefertigt und an erster Stelle prämiiert worden.
Die Synagoge enthält 800 Sitzplätze für Männer zu ebener Erde und
600 Sitzplätze für Frauen auf den Emporen, nebst den erforderlichen Neben-
räumen, wie Garderobe, Toilette, Zimmer für den Rabbiner, Kantor u.s.w.
In Verbindung mit dem Gotteshause steht das Schulgebäude, das
in zwei Geschossen vier Klassen und im dritten Geschosse eine Wohnung
für den Kantor enthält. Über der Durchfahrt, welche die Synagoge mit
der Schule verbindet, ist der Sitzungssaal der Gemeindevertretung ange-
ordnet.
Als Material der Architekturteile war Sandstein, für die Flächen Tuff-
steinverblendung in Aussicht genommen.
Tafel 43. Wettbewerbentwurf zum Neubau der Univer-
sität in Jena. Architekt: Professor Theodor Fischer in Stuttgart.
Vorzug und Wert des Entwurfs liegt in seiner malerischen Gesamt-
disposition, die durch äußere und innere Momente bedingt war. Eine
äußere Bedingung ist die Lage des Platzes in einer malerischen Stadt in
malerischer Umgebung. Von den benachbarten Höhen gesehen wird der
Bau das Bild beherrschen; er darf also keine starren Formen zeigen, son-
dern muß sich malerisch der Umgebung anschmiegen. Dabei ist es in-
teressant zu beobachten, wie trotz der lebhaften Gruppierung alle Umriß-
linien sicher und klar bleiben; ein Blick von oben auf die Firste wird
genügen, um den Sinn der ganzen Anlage deutlich zu erkennen.
Aber auch der innere Organismus des Baues könnte sich bei der
grundlegenden Verschiedenartigkeit der einzelnen Raumgruppen in einem
akademischen oder symmetrischen Grundriß nicht gesund entwickeln.
Und da schließlich der Bau in mehreren Perioden zu errichten ist,
lag das Kennzeichnen und Auseinanderhalten der verschiedenen Teile auf
der Hand.
Zuerst ist auf dem äußersten linken Flügel das Museum zu errichten,
das sich um den in Kohlezeichnung dargestellten großen Saal mit hohem
Seitenlicht gruppiert und im Grundriß klar hervortritt.
Der runde Eckturm mit den beiderseits anstoßenden Mauern ist alt;
es ist der reizvollste Teil des dem Abbruch bestimmten alten Jenaer
Schlosses, und seine Erhaltung ist ein besonderes Verdienst dieses Ent-

wurfs, zumal sich diese Partie der ganzen Anlage ungezwungen einfügt
und als Nebeneingang und Zufahrt zum großen Hof ihre praktische Be-
rechtigung hat.
Hinter der langgestreckten Hauptfront liegen außer der Eingangs-
halle in allen Geschossen nur Hörsäle; diese gleichartige Zweckbestim-
mung, ferner der Umstand, daß diese Front im Bild nur den Hintergrund
zu den schönen bestehenden Bäumen bildet, — schließlich das Streben

Wettbewerbentwurf zum Neubau Architekt: Professor Theodor Fischer
der Universität in Jena. in Stuttgart.
Großer Sammlungsraum.


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